Vom Schreinerlehrling über Innenarchitektur hin zum Gitarrenbauer und Holzverkäufer. Der Schreinermeister und staatlich geprüfte Form- und Raumgestalter Marcus Spangler spezialisierte sich auf einen Jugendtraum, dem Bauen von Gitarren und Verkaufen von edlen Hölzern.
Mit 17 baute Marcus Spangler seine erste Gitarre. Wie man sie baut, hatte er sich selber beigebracht. Ohne selbst spielen zu können, hatte er begonnen, sich für die Bauarten und das Holz von Gitarren zu interessieren. Auch für den Ein- und Verkauf der Hölzer interessierte und engagierte er sich. Marcus Spangler ist Fan außergewöhnlicher Hölzer: „Viele Schreiner haben so schöne Hölzer wie ,Schlangenholz‘, ,Red Gum‘ oder ,Quilted Maple‘ noch nie in die Finger bekommen. Mein Lieblingsholz ist ,Rio Palisander‘. Damit macht die Arbeit doppelt so viel Spaß.“
Marcus Spangler erlernte das Schreinerhandwerk, arbeitete als Geselle, absolvierte die Meisterprüfung. Von der Meisterausbildung aber war er enttäuscht: „Der Unterrichtsstoff war teilweise veraltet oder nicht praxisnah. Da gehören viele alte Zöpfe abgeschnitten.“
Um wieder etwas Erfreulicheres zu erleben, gönnte sich Marcus Spangler nach der Meisterprüfung einen dreiwöchigen Urlaub auf Formentera. Dort belegte er einen Kurs und lernte den Gitarrenbau von Grund auf. Hier vermittelte man ihm die Feinheiten, die er sich selbst nicht hatte erschließen können. Bald lernte er Nik Huber kennen. „Einer der besten Gitarrenbauer Deutschlands“, meint Marcus Spangler. „Unsere Begegnung kam auf eine originelle Art und Weise zustande. Ich schrieb Huber mit den knappen Worten: ,Habe Riegel-Ahorn und Rio Palisander.’ Und er antwortete ebenso kurz und schmerzlos: ,Komm’ vorbei, bin interessiert.’“ Sie trafen sich auf der Musikmesse in Frankfurt. Während eines sechswöchigen Praktikums schnupperte Spangler anschließend echte Gitarrenbauer-Luft. „Zwischen Nik und mir besteht so eine Art Seelenverwandtschaft.“ Die beiden sind zwischenzeitlich gut befreundet.
Dann folgte das Studium an der Fachakademie für Holzgestaltung in Cham. Das sei das Beste gewesen, was er nach der Meisterprüfung habe machen können. In dieser Zeit baute er während und nach einem Kurztrip zur amerikanischen Musikmesse in Los Angeles neue Verbindungen zur Geschäftswelt des Gitarrenbaus auf. Auch „verwertete“ er seine neu erworbenen Kenntnisse, indem er daheim Hölzer für Gitarrenbauer herrichtete und weiter verschickte.
Für seine Abschlussarbeit als „Staatlich geprüfter Form- und Raumgestalter“ suchte Marcus Spangler sich natürlich ein Thema aus, das zu seiner Leidenschaft und seinem Lebensplan passte: Er entwarf einen Messestand für den amerikanischen Gitarrenbauer Paul Reed Smith. Er hatte ihn über Nik Huber kennen gelernt. Paul Reed Smith baute unter anderem Gitarren für Santana und Nickelback. „Ich habe ihn auf meinen Amerika-Reisen oft getroffen und so haben sich seine Vorgaben und meine Ausführung nahtlos zusammen gefügt.“ Innerhalb von sechs Wochen entwarf er einen Messestand in Form eines auf dem Griffbrett liegenden Gitarrenhalses. Im Inneren wurden die Gitarren von Paul Reed Smith zur Schau gestellt. „Für diese extravagante Idee bekam ich eine sehr gute Abschlussnote.“
Seit seinem Abschluss arbeitet Marcus Spangler für ein großes Furnierwerk: für Fritz Kohl in Karlstadt. Dort ist er für die Gitarrenbau-Industrie und für Schnittholz zuständig. In seiner Freizeit baut Spangler noch immer selber Gitarren. Zwischen 40 und 60 Arbeitsstunden investiert er in ein Instrument.
Spangler/ra
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