Möbel mit zwei Gesichtern

Der Wunsch nach größerem Praxisbezug und fächerübergreifendem Unterricht war im vergangenen Jahr Anlaß, an der Stuttgarter Meisterschule die Idee einer übergreifenden Projektearbeit aus der Taufe zu heben. Nach dem großen Erfolg im Vorjahr waren auch dieses Jahr wieder 30 Meisterschüler gefordert, zu dem Thema „Möbel mit zwei Gesichtern“ Entwürfe zu präsentieren. So offen das Thema und die Aufgabenstellung war, so vielfältig waren auch die eingereichten Entwürfe: von der Litfaßsäule mit Innenleben über den Garten- und Spieltisch bis hin zum verwandelbaren Schlitten. Sechs dieser Entwürfen wurden dann ausgewählt und in Teams mit jeweils fünf Schülern detailliert geplant, konstruiert, gezeichnet und schließlich gebaut. Wie sich später herausstellte war der Fertigungsaufwand der Einzelstücke sehr unterschiedlich: Während das eine Möbel zu fünft nur mit Mühe in der vorgegebenen Woche fertig gestellt werden konnte, entstanden beim einem anderen Team acht Stücke, so daß jeder seines eigenes mit nach Hause nehmen konnte.

Das Projekts bestand aber nicht nur in der Gestaltung, Entwurf und Fertigung eines Stückes. Vielmehr bestand die fächerübergreifende Aufgabe auch darin, daß von der Vorkalkulation mit berechneten Gemeinkostenzuschlägen zum Angebot mit allen rechtlichen Erfordernissen über die Fertigung mit Qualitätsmanagement und Ablaufplanung bis hin zur Einbindung von Lehrlingen in den Fertigungsablauf mit Unterweisung alles durchgespielt wurde. Ebenso wie es für jeden „gewöhnlichen” Auftrag notwendig ist.

Von der Lehrerschaft wurde weiterhin gefordert, daß der Unterricht so eingeteilt werden mußte, daß die entsprechenden Themen im Ablauf behandelt werdenkonnten, bevor sie im Projekt anstehen. So war auch ein großes Maß an Vorplanung, Koordination und Anpassung nötig – sowohl untereinander als auch mit der Lehrerschaft.

Während der Projektarbeit wurden alle Schritte und Erkenntnisse in allen Teilgebieten und auch bei der Fertigung sorgfältig dokumentiert und Anschauungsmaterial (Probestücke, Holzmuster und natürlich auch Fehlschläge) gesammelt. So konnte zur Präsentation – dem krönenden Abschluß der Projektarbeiten – nicht nur der Arbeitsablauf und die fertigen Stücke vorgestellt werden, sondern auch die verschiedenen Fehler, Erkenntnisse und Rückschläge und die daraus resultierenden Lernerfolgen und Lösungsstrategien.

Besonders hervorzuheben ist hierbei die Teamarbeit. So schwer es anfänglich einigen auch fiel, sich von der Einzelkämpfermentalität freizumachen und den eigenen Vorschlag für den einzig wahren zu halten, so offensichtlich wurde jedoch später, welche Vorteile die Teamarbeit mit sich bringt. Ob es das Spezialwissen Einzelner war, ob man Arbeiten entsprechend den Vorlieben oder Abneigungen verteilen konnte oder ob immer wieder andere aus der Gruppe Ideeen hatten, wo der einzelne nicht mehr weiterkam – „ohne das Zusammenspiel aller wären viele Aufgaben ungelöst geblieben“, so die einhellige Meinung der Meisterschüler.

Anfang April war es dann soweit – die sechs fertige „Möbel mit zwei Gesichtern“ wurden präsentiert. n