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Möbel unter Strom

Teil 1: Auszüge und Schubkästen
Möbel unter Strom

Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass beim Auto die Türen per Knopfdruck ent- bzw- verriegelt werden, dass Außenspiegel oder die Sitzpositionen elektrisch verstellbar sind, oder dass der schwere Kofferraumdeckel leicht nach oben schwebt. Aber bei Möbeln und Inneneinrichtungen – ist denn hier eine Elektrifizierung oder gar Automatisierung der Funktionsteile überhaupt erforderlich? Doch, es gibt einige triftige Gründe die Schubkästen, Auszüge oder Klappen nicht manuell, sondern elektrisch zu betätigen.

Eine große Erleichterung ist es, wenn man große, schwere Auszüge und Schubkästen elektromechanisch öffnen und schließen kann. Angenehm ist dies besonders bei überbreiten Auszügen oder bei Sockelschubladen. Man hat nun die Möglichkeit, die Auszüge nur durch leichten Druck mit dem Fuß, dem Knie, den Ellenbogen oder Handrücken auf die Front eines Schubkastens oder Auszugs zu öffnen. In Küchen fehlt oft die dritte Hand, dann ist es zweckmäßig die Schubkästen oder Auszüge auf diese bequeme Weise öffnen und schließen zu können. Oftmals hat man auch schmutzige Finger oder in beiden Händen den zu entsorgenden Abfall und ist erleichtert, wenn man damit nicht an die Griffe – beispielsweise die des Abfallbehälters – fassen muss bzw. gar nicht kann. In Labors und Praxen sprechen auch hygienische Gründe für eine Elektrifizierung. Selbstverständlich sind derartige „Hilfseinrichtungen“ für Senioren, körperlich Behinderte und Rollstuhlfahrer angenehme Erleichterungen in ihren Wohnungseinrichtungen; oft ein absolutes Muss. Abgesehen davon ergeben sich durch die grifflosen Fronten ganz neue gestalterische Möglichkeiten. So ist die Elektrifizierung der Funktionsteile nicht nur bequem oder gar eine interessante Spielerei, sondern eine nützliche Bereicherung der Beschlagspalette. Das belegt auch eine Studie, die Hettich durchgeführt hat. Um Verbrauchermeinungen hierzu empirisch zu erheben, wurde eine mit „easys“ für Schubkästen ausgestattete Küche in einem Marktforschungsstudio aufgebaut. Mehr als zwei Drittel (68 %) der Befragten gefiel das elektrisch unterstützte Öffnen von Schubkästen spontan sehr gut und gut. Als absolutes Highlight zog das elektrische Öffnen der Abfallsammler bei fast neun von zehn Probanden (87 %) positive Bewertungen auf sich.

Sollen Schubkästen und Auszüge elektromechanisch geöffnet oder geschlossen werden, sind an erster Stelle geeignete mechanische Schubkastenführungen erforderlich, die natürlich links und rechts exakt parallel montiert sein müssen. Die mechanischen Schubkastenführungen sollten mindestens mit einer sicher funktionierenden Einzugstechnik ausgestattet sein. Bei völlig automatischem Betrieb, wie dem Sensotronic von Grass, sind die Führungen mit einer Antriebstechnik versehen, wobei die linke und rechte Führungsschiene durch eine verbindende Antriebswelle miteinander synchronisiert werden. Dadurch ergeben sich eine gute Seitenstabilität und ein sehr sicherer und ruhiger Lauf, selbst bei sehr breiten Schubkästen oder Auszügen.
Für den elektromechanischen Betrieb sind pro Schubkasten bzw. Auszug eine elektrisch gesteuerte Antriebseinheit erforderlich, zudem ein Netzteil, ein Verteiler sowie die Montageteile – in der Regel Montagewinkel und -profil gehören. Das Netzteil ist mit einem üblichen Netzstecker zum Anschluss an das Stromnetz versehen und ermöglicht die Verbindung zum Verteiler. Der Verteiler hat mehrere Steckplätze zur Verkabelung der Antriebseinheiten. Für die Montage der Antriebseinheiten werden besondere Montageprofile geliefert, die zwischen Unterboden und Oberboden bzw. Traverse mittels Profilaufnahmen befestigt werden. Sie liegen vor der Rückwand, so dass sich die Korpustiefe verringert – je nach verwendetem Beschlag gehen zwischen 40 bis 80 mm verloren. Eine Profilschiene nimmt das Kabel auf, mit dem die Antriebseinheiten angeschlossen werden. Der Verteiler und das Netzteil können an beliebiger Stelle im Korpus, häufig aber unter dem Unterboden montiert werden. Hierfür stehen spezielle Montagewinkel zur Verfügung. Wichtig ist aber, eine saubere Kabelführung, damit diese nicht geklemmt oder beschädigt werden und dass bei möglichen Störfällen der Verteiler und das Netzteil einfach zugänglich ist. Bei manchen Systemen können die wichtigsten Bauteile werkzeuglos montiert und auch die Kabel einfach nach dem „Piercingverfahren“ (z. B. Servo-Drive) verbunden werden. Selbstverständlich muss bei Beseitigung von Störungen die Einheiten der Netzstecker gezogen werden. Deshalb wird der Anschluss des Netzteils an eine abschaltbare Steckdosenleiste empfohlen. Diese ist auch erforderlich, um das System einfach zu deaktivieren, wie zum Beispiel zur Reinigung der Fronten.
Bei sehr breiten Auszügen oder Schubkästen – über 90 cm (bei einigen Herstellern ab 120 cm) -– sind zwei Antriebseinheiten pro Auszug oder Schubkasten zu installieren. Beide Antriebseinheiten müssen dann auf einer Höhe liegen und auf dieselbe Schubkastenebene eingestellt werden. Bei synchronisierten Laufschienen (Sensotronic), die mit Antriebswelle verbunden sind, entfällt eine zweite Antriebseinheit. Zu diesen vollautomatisch laufenden Auszügen wird noch ein Dongle– eine Art Schlüssel – mitgeliefert, mit dem man die Funktion der einzelnen Antriebssätze programmiert.
Die Antriebseinheiten der elektromechanisch geführten Auszüge bzw. Schubkästen benötigen einen Impuls, damit sie reagieren. Dieser wird ausgelöst, in dem man irgendwo leicht auf die Frontblende des betreffenden Auszugs drückt oder auch am Griff zieht. Aus diesem Grunde benötigt man zwischen Korpuskante und Schubkastenblende einen Luftspalt von ca. 3 mm. Dieser Luftspalt wird durch Blendenanschlagdämpfer eingehalten. Werden die Anschlagdämpfer in die Korpuskante eingebohrt, müssen diese ohne Leimangabe eingedrückt, also nicht eingeschlagen werden. Leim könnte die Funktion der Spiralfeder des Dämpfers beeinträchtigen. Dieser Weg von 3 mm reicht aus, um den Antrieb auszulösen, der dann über einen Hebel, der gegen das Hinterstück des Auszugs drückt, diesen langsam aus dem Gehäuse zu schieben. Dabei ist ein Stoppen des Auszugs an jeder beliebigen Stelle möglich. So wird ein Klemmen der Finger ausgeschaltet und die Mechanik durch verklemmte Gegenstände nicht beschädigt. Selbst bei Stromausfall lassen sich die Auszüge öffnen und schließen. Dank der Selbstschließ bzw. Einzugstechnik in den mechanischen Führungen genügt ein kleiner Schubs, und die Auszüge laufen wieder sanft und leise zu. Andererseits bleiben die Auszüge im Korpus, wenn man sich über eine längere Zeit gegen die Front lehnt.
Einige Antriebseinheiten verfügen zusätzlich über ein elektronisches Bussystem, das die Antriebe verschiedener Korpuseinheiten anspricht. Dadurch ist es zum Beispiel bei Ecklösungen sinnvoll und möglich, Schubkasten zu arretieren, wenn in einem anderen Korpus ein Schubkasten geöffnet ist. Für die geräuschlose Arretierung der Auszugsblenden sind auf jeder Korpusseite Anschlagsdämpfer einzubauen. Wichtig ist, dass die Auszugsblenden gut ausgerichtet sind, d. h. ringsum der vorgeschriebene Luftspalt eingehalten wird. Bei sehr hohen Blenden werden von allen Beschlagsfirmen auf jeder Korpusseite zwei, also pro Blende vier Anschlagdämpfer empfohlen. ■
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