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Nachhaltigkeit auf Produktebene

EcoDesign: Inspiration und Ansätze für Schreiner und Tischler
Nachhaltigkeit auf Produktebene

EcoDesign ist ein zukunftsorientierter Ansatz, produktbezogene Umweltbelastungen über den gesamten Lebenszyklus zu mindern. Lesen Sie, was sich dahinter verbigt.

Autor: Prof. Ulrich Sieberath und Jürgen Benitz-Wildenburg

I Nachhaltigkeit ist den älteren Schreinern gut bekannt, denn der sparsame Umgang mit Material war stets selbstverständlich. Auch Möbel wurden damals noch für die „Ewigkeit“ gebaut. Die Idee der Nachhaltigkeit wurde von den „Holzwürmern“ dabei im Sinne des forstwirtschaftlichen Prinzips geprägt. Der Duden verrät uns: „Es darf nicht mehr Holz gefällt werden, als nachwachsen kann.“ Wir haben mit Holz einen nachwachsenden und nachhaltigen Werkstoff. Man könnte also meinen, alles ist in bester Ordnung, wäre da nicht der menschliche „Konsumwunsch“, der von Marketing- und Vertrieb geschickt genutzt wird.

Wir alle sind Nutznießer der Globalisierung, die uns immer schneller neue Produkte präsentiert, die häufig in Billiglohnländern unter fragwürdigen Bedingungen hergestellt wurden. Was also sollen wir als Unternehmer und Führungskraft nun tun? Unterstützen wir den schnellen Konsum oder machen wir die Vorteile einer Investition in Qualität und langlebige Fenster und Türen deutlich?
Nachhaltigkeit im Bauwesen
Gebäude und die darin enthaltenen Bauelemente sind keine kurzfristigen Konsumgüter und deshalb formuliert die BauPVO als Grundanforderung: „Das Bauwerk muss derart entworfen, errichtet und abgerissen werden, dass die natürlichen Ressourcen nachhaltig genutzt werden …“ Hierzu gehören eine vernünftige Gebrauchstauglichkeit und Qualität genauso wie Energie- und Kosteneffizienz in der Nutzungszeit sowie umweltverträgliche Baustoffe, ohne Gefahr bei Errichtung, Nutzung, Abriss und Recycling. Zurzeit wird die Nachhaltigkeit von Gebäuden anhand von freiwilligen Systemen wie LEED, BREAM, BNB oder DGNB zertifiziert, denn eine Bewertung auf Produktebene ist ohne Blick auf den Verwendungszweck schwierig. Dies wird am Beispiel Schallschutz verständlich, denn Wohnkomfort und Gesundheit werden durch Schallschutzfenster in Flughafennähe verbessert, in einer ruhigen Wohngegend hingegen ist diese Maßnahme überflüssig.
Das macht den Vergleich von Produkten zunächst schwierig – der aber ist notwendig, weil Gebäude aus Produkten bestehen, für die eine Kaufentscheidung getroffen werden muss. Für die Zertifizierung von Gebäuden braucht man Angaben zu den Umweltwirkungen der Produkte, die in einer Umweltproduktdeklaration (EPD – Environmental Product Declaration) quantifiziert werden.
EPD’s und Ökobilanzen richtig einsetzen
Zur Bewertung der Nachhaltigkeit dient die EPD, in der Aussagen zu den Umweltwirkungen gemacht werden. Als Werkzeug dient die Ökobilanz gemäß DIN EN ISO 14040 und EN ISO 14044, mit der die Umweltwirkungen eines Produktes detailliert ermittelt werden. Für die Ökobilanz werden verschiedene Daten zur Produktherstellung und den weiteren Lebenszyklen benötigt.
Eine gesamte Lebenszyklusphase umfasst Herstellung, Nutzung, Rückbau und Recycling bzw. Wiederverwendung. Diese Phasen können noch weiter untergliedert werden, z. B. in Transportwege, Montage usw. Die Daten werden beim Hersteller recherchiert und anschließend die Umweltwirkungen mit einer Software berechnet, beispielsweise das Treibhaus- und Versauerungspotenzial oder der Primärenergieverbrauch.
Relevanz für Fenster, Türen und Tore
Für Bauten des Bundes (Ministerien, Zoll etc.) und für Gebäude, die nach DGNB, LEED oder BREEAM zertifiziert werden, sind in Ausschreibungen Daten zur Umweltwirkung gefordert. Hersteller von Fenstern, Türen und Toren müssen dann Daten zur Umweltwirkung auf Basis einer EPD liefern. Aus diesem Grund hat das ift Rosenheim auch eine Muster- bzw. Durchschnitts-EPD für Fenster, Verglasungen und Tore erstellt, die jeder Hersteller nutzen kann und damit seine Nachweispflicht einfach erfüllt. Diese EPD bietet genauere Daten, als eine Sammlung aus Materialkennwerten für Holz, PVC, Glas, Dichtstoffen etc. Darüber hinaus sind ergänzende Kennwerte für die Nutzungsphase wichtig, beispielsweise Angaben zum Energieverbrauch, zur Reinigung etc. Dies ist besonders bedeutend, weil der Großteil des Ressourcenverbrauchs während der Nutzung über 40 bis 50 Jahre erfolgt.
Ein direkter Vergleich einer Ökobilanz bzw. einer EPD ist schwierig, weil die Berechnung meistens auf unterschiedlichen Bewertungsmaßstäben basiert und oft nur die Herstellphase analysiert. Zudem sind die Werte einer EPD für die meisten in unserer Branche neu und schwierig einzuschätzen, weil Kontext und Vergleichsmaßstab fehlen. Wer weiß schon auf Anhieb, was die Angaben zum Eutrophierungspotenzial (Überdüngungspotenzial) genau bedeuten und ob 0,0384 kg als Ph-Äquivalent viel oder wenig ist.
Das ist auch die Krux an diesem Verfahren, denn jeder will wissen, welches Produkt besser ist und einen Mehrpreis rechtfertigt. Deshalb ist eine Bewertung unter gleichen Randbedingungen notwendig, die alle Produktphasen umfasst.
Hier sind einheitliche Kriterien notwendig, die auch Anforderungen einbeziehen, die der Endverbraucher in der Nutzung wichtig findet und versteht. Neben dem Energieverbrauch sind das sicher Aspekte wie Schallschutz, Barrierefreiheit, Sicherheit oder Reinigungs- und Pflegeaufwand. Dieser Betrachtungsansatz führt nun zum EcoDesign.
EcoDesign: Umdenken erwünscht!
Ökodesign bzw. EcoDesign wird vom Umweltbundesamt als systematischer und umfassender Gestaltungsansatz für Produkte beschrieben, der das Ziel verfolgt, die Umweltbelastungen über den gesamten Lebenszyklus zu mindern. Damit ist EcoDesign mehr als Parkbänke aus Recyclingmaterial zu produzieren. Deshalb sind auch die Gebrauchstauglichkeit, Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und der Nutzen relevant. Einfach definiert, hilft EcoDesign dem Menschen und der Umwelt. Dies umfasst nicht nur materielle Güter, sondern auch umweltverträgliche und nutzerfreundliche Dienstleistungen – z. B. Car-Sharing-Plattformen, die privates Leihen/Verleihen von Autos ermöglichen und so unter dem Motto „Nutzen statt Besitzen“ Ressourcen sparen.
Dahinter steckt eine neue „Wirtschaftphilosophie“, nach der Produkte entwickelt werden, die wirtschaftlich erfolgreich, gesund für die Umwelt und nützlich für den Verbraucher sind. Bei Gebäuden und Bauelementen muss die Funktion als Kundenmehrwert im Vordergrund stehen und nicht die Errichtung.
Warum soll das nur beim Autoleasing funktionieren? Es ist doch denkbar, die 30-jährige Nutzung von Türen und Fenstern inkl. Wartung und Pflege anzubieten und damit Kunden zu gewinnen. Leasing- und Nutzungskonzepte werden heute schon erfolgreich bei Gewerbeimmobilien genutzt. Dadurch wird der Fokus auf Qualität, Wartung und Nutzung gelegt, neue Geschäftsmodelle entstehen. Wer heute mit dem Umbau beginnt, wird morgen auch erfolgreich sein, denn knapper werdende Ressourcen, steigende Rohstoffpreise sowie strengere Auflagen zum Schutz der Umwelt werden uns dazu zwingen.
Die ersten Schritte im Betrieb
In deutschen Fertigungsbetrieben ist der sorgsame Umgang mit Energie und Ressourcen durch Tradition, Vorschriften und einer funktionsfähigen öffentlichen Überwachung die Regel. Nach unserer Erfahrung können durch die Analyse des Energieverbrauchs und die Einführung eines Umweltmanagements dennoch erhebliche Verbesserungen erreicht werden. Allein beim Stromverbrauch lassen sich Energie, Kosten und CO2-Emissionen sparen, die auch steuerlich „belohnt“ werden. Es gilt nur die Scheu vor dem bürokratischen Aufwand zu überwinden, zumal bereits über 10 000 kWh (Stromverbrauch zweier Durchschnittshaushalte) ein Antrag gestellt werden kann.
Auch kleine Unternehmen des produzierenden Gewerbes können zwei Varianten zur Steuerrückerstattung parallel beantragen. Dies betrifft die Ermäßigung der Steuersätze (§9b StromStG und §54 EnergieStG) durch Antrag beim Hauptzollamt sowie den Spitzenausgleich (§10 StromStG und §55 EnergieStG) (Angaben Arbeitgeberanteil Rentenversicherung und Nachweis für Energiemanagementsystem erforderlich). Das ift Rosenheim hat in den letzten Jahren viele Unternehmen zertifiziert und kann mit Rat und Tat unterstützen. Hilfen bieten auch die regionalen Industrie- und Handelskammern.
Den Fokus auf die Nutzung lenken
In unserer Branche haben wir das Privileg, Produkte zu fertigen, die Mensch und Umwelt nutzen. Es lohnt sich deshalb, die Prinzipien von Nachhaltigkeit und EcoDesign in das eigene Handeln zu integrieren. Mit diesem Konzept lässt sich der Gedanke der Nachhaltigkeit auf die eigenen Produkte übertragen. Selbst wenn die Bewertungsmaßstäbe noch fehlen, können wir bereits heute den Fokus von der Herstellung auf die Nutzung lenken und Produktqualität, Wartung und Service bekommen mehr Gewicht. Auch wenn wir in der Fertigung schon effizient sind, können wir „Ballast“ erkennen und abwerfen. Der Denkansatz von EcoDesign bietet viele Möglichkeiten, den Fokus auf mehr Wohnkomfort, Sicherheit, Energieeinsparung und geringere Wartungskosten zu lenken und diese Argumente gegen Niedrigstpreise bei der Anschaffung zu nutzen.
Weitere Informationen, Grafiken, Tabellen und Literaturverweise finden sich unter www.ift-rosenheim.de/fachartikel. I

BAU 2015 Sonderschau EcoDesign im Fokus
Die Sonderschau „EcoDesign – für Mensch + Umwelt“ des ift Rosenheim und der Messe München zeigt vom 19. bis 24. Januar 2015 auf der BAU (Halle C4 Stand 502) in München Materialien, Konstruktionen, Technologien und Dienstleistungen im Kontext von EcoDesign. EcoDesign bedeutet, die Umweltbelastungen von Produkten über den gesamten Lebenszyklus zu mindern und das Leben der Menschen zu verbessern. Gezeigt werden Bauelemente, die in puncto Energieeffizienz, Komfort, Wartung, Umweltfreundlichkeit und Recycling vorbildlich sind. Themen sind u. a.:
  • Neue Materialien, Oberflächen und Konstruktionen
  • Verbesserung von Komfort u. Sicherheit
  • Verbesserung der Energieeffizienz und der solaren Nutzung
  • Intelligente und automatische Bauelemente mit mehr Komfort, Energieeffizienz und Sicherheit
  • Produkt-/Stoffkreisläufe ohne „Abfall“.
Austellende Firmen sind: Aluplast, Ensinger, Gealan, Gutmann, Rehau, Veka und Wicona.
In den ift-Abendforen informieren und diskutieren ift-Experten von 17.00 bis 18.00 Uhr zu folgenden Themen:
  • 20.1.: Bauphysik (Wärme, Feuchte, Schall etc.)
  • 21.1.: Sicherheit (Brand- und Rauchschutz, Einbruch, Nutzungssicherheit etc.)
  • 22.1.: Qualität (Gebrauchstauglichkeit, Nachhaltigkeit, Qualitätssicherung etc.)
  • 23.1.:Montage (Abdichtung, Befestigung, Nachweise, Planung etc.)
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

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