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Neue Formen und Materialien Was ist eigentlich Scalalogie?

Definition, Nutzen, Institutionen Moderne Treppenkonstruktionen
Neue Formen und Materialien Was ist eigentlich Scalalogie?

In den vergangenen 10-15 Jahren hat das Bauteil Treppe gestalterisch vielschichtige Entwicklungen erfahren. Lange Zeit nur als bautechnische Notwendigkeit zur Überwindung des Höhenunterschiedes verstanden, ist die Treppe nun zu einem Teil des Wohnens, zum Einrichtungsgegenstand geworden: Von Architekten und Bauherren wird sie zunehmend als dominierendes Element der Innenraumgestaltung eingesetzt.

Der Autor: Ulrich John (43), Tischlermeister, staatl. gepr. Holztechniker, ö. b. u. v. Sachverständiger für das Tischlerhandwerk, Inhaber der Firma Treppenbau John GmbH, Dortmund, Mitglied der Gesells

Scalalogie ist die „Wissenschaft von der Eigenart und Wirkung der Treppen“ oder kurz gesagt „die Treppenkunde“. Sie entwickelte sich aus der Treppenforschung, die in mannigfacher Weise sowohl dem praktischen Treppenbau als auch der Architekturgeschichte dient. Gegenstand der Forschung ist die Art der Überwindung von Höhenunterschieden durch immobile Konstruktionen mit Stufen.
Ausgehend von der derzeitigen Mode in der Architektur und im Innenausbau, wo neben den traditionellen Baustoffen Holz und Stein nun auch im Wohnungsbau verstärkt Stahl und Glas eingesetzt wird, zeigen sich die Wohnhaustreppen nicht mehr nur im klassischem Gewand. Industriedesign, Konstruktivismus und andere Strömungen der Architektur haben allgemeine Akzeptanz gefunden. Die Konsequenz daraus sind transparente Treppenkonstruktionen mit optischer Leichtigkeit.
Da das technische und künstlerische Schaffen stets Ausdruck des menschlichen Wollens und Könnens ist, genügt es nicht, allein die Objekte zu erfassen und zu studieren. Es ist nötig, sich auch für die „Subjekte“ zu interessieren, welche die Treppen schufen und nutzen, nämlich für die über Stufen steigenden Menschen.
Im Stahltreppenbau wurden diese Konstruktionsmerkmale immer weiter raffiniert verfeinert. Dort ist der Treppenkörper auf ein Faltwerk aus Stahlblech, die Stufen auf Gitterrost oder Streckmetall, Wangen und Tragholme auf filigran geschweißte Fachwerkträger oder Lochbleche reduziert.
Die enge Bindung des menschlichen Steigevorgangs an die Steigungsverhältnisse der Stufen verpflichtet den Scalalogen, jede Treppe in allen ihren Teilen genau zu erfassen. Dabei ist es wichtig, nicht nur die Treppe selbst, sondern darüber hinaus auch ihre Umgebung, den Treppenflur und den Grundriss des Hauses zu registrieren. Flur- und Hausgrundriss hängen mit der Funktionsfähigkeit der Treppe zusammen und beeinflussen das Steigeverhalten der Treppenbenutzer.
Doch die Grenzen der Transparenz scheinen erreicht. Diese werden allerdings nicht von der Treppenbautechnik gesetzt, sondern sie sind vielmehr in der Natur des Menschen begründet: Zuviel Leichtigkeit erzeugt Unsicherheit, viele Treppennutzer sind beispielsweise nicht schwindelfrei. Hier hat der Werkstoff Holz unverkennbar seine Vorteile. Die für die Treppenstatik notwendigen Dimensionen ergeben auch optisch die Holzstärken, die beim Begehen der Stufen ein Gefühl der Sicherheit verleihen.
Da die Scalalogie eine Forschungsrichtung ist, die sich mit der Interdependenz von Mensch und Treppe befasst, profitieren von ihren Ergebnissen Bauherren und Mieter, Architekten und Handwerker, Treppenbauer und Treppennutzer, schöpferische Künstler und Kunsthistoriker, Physiologen und Psychologen, Anthropologen und Mediziner, Lehrer und Schüler. Denn alle haben in irgend einer Weise mit Treppen zu tun und allen kann die Treppenkunde nützlich sein.
Der Holztreppenbau hat sich mit den Forderungen nach Transparenz und Leichtigkeit auseinandergesetzt und bietet ausgezeichnete Lösungen an. Die gestemmte oder aufgesattelte Treppenkonstruktion verleiht dem Tragkör-per das optische Gewicht, der Verzicht auf Setzstufen und klobige Geländerdetails erzeugt wiederum die gewünschte Transparenz und Leichtigkeit.
Die scalalogischen Forschungen werden gegenwärtig von zwei Institutionen getragen:
Klare Linien kennzeichnen die modernen Geländeranlagen. Neben dem klassischen Stabgeländer in all seinen Variationen hat sich, nun auch baubehördlich akzeptiert, das Relinggeländer seinen Stellenwert erobert. Dieses ursprünglich dem Industrie- und Schiffbau entstammende Geländer hat dem Holztreppenbau gestalterisch neue Impulse gegeben. Für die liegenden Geländergurte eigenen sich neben Stahl- bzw. Edelstahlrohren hervorragend auch Edelstahlseile mit deren mattschimmernden Glanz.
• Arbeitsstelle für Treppenforschung: Sie wird von Professor Dr.-Ing. Friedrich Mielke geleitet, der auch die Bände der Reihe „Scalalogia“ publiziert. Die Arbeitsstelle umfasst eine Treppen-Fachbibliothek von mehr als 400 Titeln, eine Kartei mit ca. 10 000 Dossiers über Treppen vieler Länder, eine Diathek mit ca. 35 000 Kleinbildaufnahmen, ungezählte Zeichnungen und Fotos von Treppen und Treppendetails.
Beim Thema Geländerfüllung lässt sich Transparenz durch den Einsatz von Lochblechen mit den unterschiedlichsten Oberflächen von farbig, über Edelstahl matt geschliffen bis Stahlblech glanzverchromt, oder Glas erreichen. Glas wird aus Gründen der Sicherheit nur als ESG (Einscheibensicherheitsglas) oder VSG (Verbundsicherheitsglas) eingesetzt. Diese Gläser sind als Klarglas wie auch in allen farbigen und üblichen Oberflächenstrukturen erhältlich. Interessant ist auch der Einsatz von Glas als Detailapplikation in Form von Gussglas (z. B. Bullseye-Glas).
• Gesellschaft für Scalalogie e.V. – sie ist eine gemeinnützige Vereinigung, der zur Zeit Fachleute aus folgenden Ländern angehören: Bundesrepublik Deutschland, Dänemark, Großbritannien, Guatemala, Italien, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Spanien, Türkei. Neben den jährlichen Kongressen und Mitgliederversammlungen veranstaltet die Gesellschaft Studienreisen, an denen auch Gäste teilnehmen können. Vorsitzender ist Zimmermeister Wolfgang Diehl, Am Herrenhof 6, 60435 Frankfurt/Main.
Für den Tischlereibetrieb im Trep-penbau ergeben sich durch den modernen Materialmix erhebliche Konsequenzen. Zwar kommt nach wie vor der handwerklich perfekten Ausführung, der optimalen Stufenverziehung mit deren Einfluss auf den harmonischen Geländerverlauf ein besonderes Augenmerk zu, aber der Umgang mit den berufsfremden Materialien nimmt einen nicht unerheblichen Anteil ein. Der Markt der Zulieferer mit deren Produkten ist nicht so umfangreich wie z. B. bei Bau- und Möbelbeschlägen. „Wo sind Zulieferer, wer schweißt mir die letzte Naht an der Baustelle?“ diese Fragen haben wohl schon manchen treppenbauenden Tischler arg zum Nachdenken gebracht.
(Quelle: Gesellschaft für Scalalogie e.V.)
War früher die Holztreppe ein-schließlich Geländer wirklich noch fast gänzlich aus Holz erstellt, muss heute den Anforderungen an die Materialvielfalt Rechnung getragen werden. Relativ einfach ist noch die Beschaffung der notwendigen Glasteile, der Glashandel hat sich darauf eingerichtet. Der Metallbereich stellt sich hier schon schwieriger dar. Schon die Befestigungselemente für die Treppenmontage sind meist nicht von der Stange zu haben, Geländersysteme werden zwar von einigen Herstellern angeboten, genügen aber nicht immer den Vorstellungen der Architekten und Bauherren. Das Gleiche gilt für Glashalter und Füllungsbeschläge.
Dann gilt es, einen Metallbauer zu finden, der Einzellösungen zu akzeptablen Preisen mit den notwendigen Anforderungen an die optische Ausführung und die erforderliche Lieferbereitschaft realisiert. Das ist gar nicht so einfach, denn Holz und Metall gehen in der Bearbeitung doch sehr unterschiedliche Wege. Die Erfahrung zeigt, dass es einem Metallbauer oftmals an der notwendigen Sensibilität für den Umgang mit dem Werkstoff Holz fehlt, wenn z. B. die letzte Schweißnaht an der Baustelle geschlossen werden muss, obwohl die Lackierung von Treppenstufen und Parkett oder die Verlegung der Teppichböden bereits im Vorfeld fertiggestellt wurde. Ein anderer Weg ist der, diese Arbeiten selbst durch den eigenen Betrieb auszuführen. Die Grundlagen der Metallbearbeitung sind bereits in den Ausbildungsrahmenplänen für das Tischlerhandwerk festgeschrieben und sollten somit erlernt sein, und auch das restliche Rüstzeug lässt sich mit Übung und materialübergreifendem Denken erlernen. Der Investitionsrahmen für die notwendige Metallbearbeitung (Metallkreissäge, Schutzgasschweißgerät usw.) ist relativ niedrig. Damit lassen sich aber zahlreiche Aufgaben erledigen, besonders auch baustellenbedingte Notfälle. Schnell wird sich die Feststellung aufdrängen, dass sich die Bearbeitung von Metall (Bohren, Schneiden, Schleifen) genau so durchführen lässt, wie die Bearbeitung von Holz, es dauert eben nur etwas länger. Der Metallhandel liefert dazu die Rohre und Profile in den entsprechenden Qualitäten. Kammern, Verbände und sonstige Institutionen richten Einführungslehrgänge für die Metallbearbeitung (z. B. WIG- und Schutzgasschweißen) aus.
Auch wenn sich die Mode in der Architektur weiter wandeln wird, wird die Treppe immer ein beratungsintensives Bauteil in der Gesamtheit eines Gebäudes bleiben. Es bleibt Spielraum für Gestaltung und die Wünsche des Bauherrn und seines Architekten. Erfahrungsgemäß leisten sich Bauherren nach vielen Jahren eher ein neues Bad oder eine neue Küche als denn eine neue Treppe. Dies bedeutet: Mit der Treppe wird etwas dauerhaft Bleibendes geschaffen, was mit entsprechendem Bedacht gestaltet und erstellt sein will. Das handwerkliche Streben in Sachen Treppenbau sollte darauf ausgerichtet sein. o
Die Gesellschaft für Scalalogie e. V. veranstaltet Seminare zur Stilkunde, Werkstoffkunde und Treppentechnik. Sie wurde 1985 von Prof. Dr. Mielke gegründet und steht nun unter dem Vorsitz von Zimmermeister Wolfgang Diehl. In ihr haben sich sowohl treppenbauende Handwerker (Tischler, Zimmerleute, Stahlbauer, Steinmetze usw.) als auch Architekten und Kunsthistoriker zusammengeschlossen, um dem Bauteil Treppe besonderes Interesse zu widmen. Es werden Fachexkursionen (1 x jährlich mit Jahreshauptversammlung) mit bauhistorischem Thema und auf der Wintertagung Seminare in Stilkunde und Materialpraxis veranstaltet. (Anschrift: Am Herrenhof 6, 60435 Frankfurt/Main)
Die Gesellschaft für Scalalogie e. V. veranstaltet Seminare zur Stilkunde, Werkstoffkunde und Treppentechnik. Sie wurde 1985 von Prof. Dr. Mielke gegründet und steht nun unter dem Vorsitz von Zimmermeister Wolfgang Diehl. In ihr haben sich sowohl treppenbauende Handwerker (Tischler, Zimmerleute, Stahlbauer, Steinmetze usw.) als auch Architekten und Kunsthistoriker zusammengeschlossen, um dem Bauteil Treppe besonderes Interesse zu widmen. Es werden Fachexkursionen (1 x jährlich mit Jahreshauptversammlung) mit bauhistorischem Thema und auf der Wintertagung Seminare in Stilkunde und Materialpraxis veranstaltet. (Anschrift: Am Herrenhof 6, 60435 Frankfurt/Main)
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