1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Neue Technologien fordern praxis-gerechte Schulung

Hamburger Modellversuch zur betrieblichenWeiterbildung, Teil 1
Neue Technologien fordern praxis-gerechte Schulung

Wer auf neue Technologien wie z. B. CAD/CAM und CNC setzt, muss in Weiterbildung investieren – sonst wird die Anschaffung kontraproduktiv! Diese These trifft den Kern der Problematik, wenn es um die Einführung neuer Technologien gerade in Handwerks-betrieben geht. Als wegweisend könnte sich dazu das “Hamburger Modell” erweisen, das neue Möglich-keiten der praxisorientierten Beratung und der betrieblichen Weiterbildung erprobt.

Tischler- und Schreinerbetriebe, die sich mit dem Einsatz von CAD- oder CAD/CAM-Software auseinandersetzen, sehen sich in der Regel mit einer Reihe von Problemen konfrontiert, z. B.

• Welche Programme gibt es?
• Welche Leistungsunterschiede sind vorhanden?
• Welches Programm ist für meinen Betrieb geeignet?
• Wie viel Aufwand muss einkalkuliert werden, bis das System läuft?
• Woher nehme ich die Zeit, die für das Einführen der Software im Betrieb erforderlich ist?
Zu diesen Fragen werden in einem dreiteiligen Bericht Ergebnisse aus einem Hamburger Modellversuch vorgestellt, der sich seit ca. zwei Jahren mit der Einführung von CAD/CAM-Systemen in Tischlereibetrieben beschäftigt. Ziel des Modellvorhabens ist es, eine Beratungsinstitution für Hamburger Tischlereien zu schaffen. Dort können sich Interessenten über das Angebot an Software informieren und, nach Auswahl eines geeigneten Systems, Unterstützung bei der betrieblichen Einführung erhalten. Bisher wurden von den Mitarbeitern des Modellvorhabens bereits 14 Betriebe betreut.
Zum Start der dreiteiligen Artikelserie wird in dieser BM-Ausgabe das allgemeine Schulungskonzept des Modellversuchs vorgestellt. Die folgenden Beiträge werden sich detailliert mit einer durchgeführten Schulungsmaßnahme auseinandersetzen. Ausserdem werden wesentliche Ergebnisse des Gesamtvorhabens ausgewertet.
Problemstellung
Das Einführen und Einrichten eines CAD/CAM-Systems in einem Betrieb ist nicht zu verwechseln mit dem einfachen Installieren der Programme und wie in der Praxis meist üblich, mit einer ein- bis dreitägigen Einweisung.
Zur gezielten Einführung gehört einiges mehr: Insbesondere bei datenbankbasierten Programmen (siehe Kasten) ist ein systematisches Erfassen von Betriebsdaten (z. B. Konstruktionsarten, Fertigungszeiten oder Materialien) erforderlich. Diese Daten setzen sowohl eine genaue Kenntnis des Betriebes voraus wie auch die Befugnis, z. B. Fertigungsverfahren verändern zu dürfen, um das Programm besser nutzen zu können. Einen universellen Datensatz für praktisch alle Betriebe gibt es nicht. Jeder Betrieb setzt seine Produkte aus der Fülle möglicher Konstruktionsdetails und Werkstoffe sehr individuell zusammen. Das hängt ab von seinem Produktangebot, seinem Kundenkreis, seinen Fertigungsbedingungen, seinen bevorzugten Lieferanten und seinem Gestaltungskonzept, mit dem er sich ja gerade von seinen Mitbewerbern absetzen will.
Es müssen also für jeden Betrieb spezifische Datensätze erarbeitet werden. Dies ist ein sehr aufwendiger und langwieriger Prozess, dessen Komplexität in der Regel stark unterschätzt wird. Gerade darin liegt die zentrale Problematik bei der Einführung von CAD oder CAD/CAM-Systemen:
Das Schulungsangebot, das die Softwarehersteller beim Kauf der Software anbieten, geht zwangsläufig kaum über die Anwendungsgrundlagen der jeweiligen Programme hinaus. Der wesentlich aufwendigere Teil, nämlich das Einrichten im Betrieb, bleibt dem Anwender mehr oder minder allein überlassen. Das funktioniert einigermaßen, solange die Funktionen des Programms mit der geplanten Konstruktion des Tischlers übereinstimmen – sobald diese Funktionen aber für das Geplante nicht mehr ausreichen, müssen individuelle Lösungen erarbeitet werden, für die eine “Drei-Tage-Schulung” meist nicht ausreicht. Diese Situation führt nicht selten dazu, dass mit der erworbenen Software keine Möbel und Innenausbauten mehr konstruiert werden, sondern stattdessen die Software nach einigen erfolglosen Versuchen wieder im Büroschrank verschwindet.
Zur Situation der betrieblichen Weiterbildung
Wer neue Technologien in seinem Betrieb einführen will, muss sich zwangsläufig Gedanken über die notwendigen Weiterbildungsmaßnahmen für sich selbst und seine Mitarbeiter machen. Dies setzt voraus, dass im Vorfeld die Möglichkeiten und Auswirkungen der gewünschten Technologie mit allen Konsequenzen bekannt sind.
Das vielfältige Angebot an CAD- und CAD/CAM-Systemen mit den jeweiligen Anbindungen stellt den Nutzer nicht nur vor die Schwierigkeit, die geeignetste Software auszuwählen. Überdies muss für noch nicht genau bekannte Anwendungen ein Weiterbildungsprogramm entwickelt werden.
Kaum ein kleinerer Betrieb wird es sich leisten können, seine Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum freizustellen, um Kurse in allen möglichen Grundlagensoftwares zu besuchen. Die meist gering gehaltene Personaldecke ist ohnehin in der Regel mit dem Tagesgeschäft mehr als ausgelastet.
Bereits 1992 wurde in einer Untersuchung des Bundesministeriums für Berufliche Bildung (BIBB) festgestellt, dass betriebliche Weiterbildung besonders dann betriebsnah und damit erfolgreich gelingt, “wenn sie durch Unterstützung des Anwenders, durch den Dozenten/ Berater am Arbeitsplatz, das heißt in der realen Problemsituation, erfolgt” (siehe Literaturhinweis).
Auf die Angebote der betrieblichen Weiterbildung haben diese Erkenntnisse bislang jedoch wenig Auswirkung gezeigt. Dies ist verständlich, weil ein “Weiterbildner”, der diesen Anforderungen genügen wollte, nicht nur Kenntnisse einer beträchtlichen Anzahl verschiedener branchen-üblicher Programme vorweisen, sondern darüber hinaus noch flexibel genug sein müsste, mit den Betrieben individuelle Termine zu vereinbaren.
Da bei einer solchen Vorgehensweise jeder Weiterbildner nur eine eng begrenzte Anzahl von Tischlereien betreuen könnte, wäre der finanzielle Aufwand für die Betriebe erheblich. Trotzdem: Wer auf neue Technologien setzt, muss in Weiterbildung investieren – sonst wird die Anschaffung kontraproduktiv.
Lösungsansatz
Im Rahmen des Hamburger Modellvorhabens sind einige Grundvoraussetzungen für die Einführung von datenbank-basierten CAD/CAM-Systemen formuliert worden.
Dies sind:
Umfassende Kenntnisse der entsprechenden Software, um auch “selbstgestrickte´” Anpassungen ausarbeiten zu können.
Kenntnisse weiterer im Betrieb eingesetzter Software, um mögliche Verknüpfungen zu einer integrierten Gesamtlösung zusammenfügen zu können.
Umfassende Kenntnisse des Betriebes, um die notwendigen Daten ermitteln zu können.
Langfristige Betreuungszeiten für die betrieblichen Mitarbeiter über 1 bis 1 1/2 Jahre, um den Aufbau einer firmenspezifischen Datenstruktur zu ermöglichen und eine kontinuierliche Optimierung zu gewährleisten.
Das im Rahmen des Modellvorhabens entwickelte Schulungskonzept geht nicht von einer einseitigen Beschulung durch einen “Programmfachmann” aus. Die Tutoren und Tutorinnen des Modellvorhabens arbeiten als Programm-kennerInnen in enger Kooperation mit den betrieblichen Mitarbeitern. So wird sichergestellt, dass die Entwicklung von Lösungsvorschlägen nicht an der betrieblichen Realität vorbeiführt. Als Aufgaben werden von Anfang an reale Kundenaufträge des Betriebes verwendet. Die betrieblichen Mitarbeiter gewinnen auf diesem Weg schon früh einen Überblick über die gesamten Programmfunktionen. Sie können an den Lösungsvorschlägen mitwirken und das Ergebnis an realen Anforderungen bis ins Detail überprüfen. Aufgrund solcher “Prototyping-Aufträge” wird schließlich eine Datenstruktur speziell für diesen Betrieb entwickelt.
Literaturhinweis
Kraak: “Auch der kleine Betrieb braucht die Weiterbildung “am Arbeitsplatz” – Übergreifende Erfahrungen aus der Weiterbildung für Klein- und Mittelbetriebe für die wirtschaftliche Nutzung neuer Technologien.”
Herausgeber BIBB, Dehnbostel: Neue Technologien und berufliche Bildung, Berlin 1992 o
Modellversuch für Tischlereibetriebe
Modellversuch für TischlereibetriebeDie Innovationsstiftung Hamburg fördert einen Modellversuch zur „Entwicklung eines Qualifizierungsmodells für den Bereich Innenausbau Holztechnik“ in Bezug auf CAD/CAM-Technologien und ihrer Anbindung an Branchenprogramme oder Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme (PPS).BBeteiligt an diesem Modellversuch sind Hamburger Innenausbaubetriebe unterschiedlicher Betriebsgrößen und technologischen Ausstattungen. In zwei Betrieben ist die Betreuung bereits erfolgreich abgeschlossen worden. Aktiv unterstützt wird das Vorhaben vom Fachverband und der Innung Holz und Kunststoff Hamburg sowie dem „Förderverein Holz-EDV“.Durchgeführt wird der Modellversuch von Fachkräften der Staatlichen Gewerbeschule für Holztechnik und der Technischen Universität Hamburg-Harburg, die über langjährige Erfahrungen in diesem Bereich verfügen. Die Betreuung der Betriebe wird zudem auch durch StudentInnen der Technischen Universität Hamburg-Harburg geleistet. So kann den Betrieben eine langfristige Begleitung bei einer vergleichsweise geringen finanziellen Belastung angeboten werden. Geleitet wird dieses Vorhaben von der TuTech, TUHH Technologie GmbH – einer Einrichtung der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Diese Art der Kooperation zwischen Gewerbeschule, Technischer Universität und Innung Holz- und Kunststoff ist neu in Hamburg und wegweisend für die Einführung neuer Technologien in den Betrieben. Aufgaben des Modellversuchs sind:• Hilfestellungen in Form eines Technologie-Transfers bei der Einführung von komplexen (objektorientierten) CAD/CAM-Systemen mit Anbindung an Produkt-Planungssysteme (PPS) oder Branchenprogramme für Betriebe zu leisten.• Beratungen hinsichtlich möglicher Änderungen der Betriebs- und Arbeitsorganisation durch die Einführung dieser Systeme anzubieten.• Änderungen von Qualifikationsstrukturen durch die Einführung dieser Systeme zu erfassen, um dann auf dieser Grundlage neue Möglichkeiten betrieblicher und beruflicher Weiterbildung entwickeln zu können.• Eine institutionalisierte Beratungs- und Technologie-Transfermöglichkeit
Beteiligt an diesem Modellversuch sind Hamburger Innenausbaubetriebe unterschiedlicher Betriebsgrößen und technologischen Ausstattungen. In zwei Betrieben ist die Betreuung bereits erfolgreich abgeschlossen worden. Aktiv unterstützt wird das Vorhaben vom Fachverband und der Innung Holz und Kunststoff Hamburg sowie dem „Förderverein Holz-EDV“.Durchgeführt wird der Modellversuch von Fachkräften der Staatlichen Gewerbeschule für Holztechnik und der Technischen Universität Hamburg-Harburg, die über langjährige Erfahrungen in diesem Bereich verfügen. Die Betreuung der Betriebe wird zudem auch durch StudentInnen der Technischen Universität Hamburg-Harburg geleistet. So kann den Betrieben eine langfristige Begleitung bei einer vergleichsweise geringen finanziellen Belastung angeboten werden.
Geleitet wird dieses Vorhaben von der TuTech, TUHH Technologie GmbH – einer Einrichtung der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Diese Art der Kooperation zwischen Gewerbeschule, Technischer Universität und Innung Holz- und Kunststoff ist neu in Hamburg und wegweisend für die Einführung neuer Technologien in den Betrieben. Aufgaben des Modellversuchs sind:•
• Hilfestellungen in Form eines Technologie-Transfers bei der Einführung von komplexen (objektorientierten) CAD/CAM-Systemen mit Anbindung an Produkt-Planungssysteme (PPS) oder Branchenprogramme für Betriebe zu leisten.
• Beratungen hinsichtlich möglicher Änderungen der Betriebs- und Arbeitsorganisation durch die Einführung dieser Systeme anzubieten.
• Änderungen von Qualifikationsstrukturen durch die Einführung dieser Systeme zu erfassen, um dann auf dieser Grundlage neue Möglichkeiten betrieblicher und beruflicher Weiterbildung entwickeln zu können.
• Eine institutionalisierte Beratungs- und Technologie-Transfermöglichkeit
Software-Strukturen in Tischlereibetrieben
CAD (Computer Aided Design): grafisch orientierte Programme zur Konstruktion von Werkstücken und Möbeln. Die Ausgabe von Fertigungsunterlagen kann (je nach Programm) umfassen: bemaßte Zeichnungen, Stücklisten oder NC-Programme für
CAM-Systeme (Computer Aided Manufacturing): Programme zur Steuerung von Maschinen oder CNC-Bearbeitungszentren.
PPS (Produktionsplanungs- und Steuerungs Software) oder Branchenprogramme stellen Funktionen für Auftrags- und Betriebsplanung zur Verfügung. Sind alle Planungs-, Konstruktions- und Fertigungskomponenten miteinander vernetzt, kann von einem
Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de