Am Bedürfnis der Menschen, sich mit schönen Einrichtungsgegenständen zu umgeben, kann das Tischlerhandwerk mehr als bisher partizipieren. Davon zeigte sich Ministerialdirigent Reinhard Thomalla vom nordrhein-westfälischen Wirtschafts-ministerium, anlässlich der Preisverleihung im landesweiten Gestaltungswettbewerb “Die Gute Form – Tischler gestalten ihr Meisterstück” in Köln, überzeugt.
Gerade dem Handwerk ist es möglich, die immer differenzierteren Kundenwünsche zu erfüllen. Verbesserungswürdig sei aber gelegentlich die Präsentation, die “Inszenierung” handwerklicher Arbeit. Die Kunden von heute kauften nicht einfach Schränke, Stühle und Tische, sondern zugleich einen Lebensstil oder sogar Identität: “Wohnen ist die Art und Weise, wie wir Menschen sind”, zitierte Thomalla den Philosophen Martin Heidegger. Auf solche Bedürfnisse müsse sich das Tischlerhandwerk noch besser einstellen. Es müsse seine Kunden nicht nur überzeugen, sondern auch “verführen”. “Und bei der Verführung ist Understatement meist fehl am Platz. Wer sein Licht unter den Scheffel stellt, überlässt das Feld den Konkurrenten. Das gilt in der Liebe ebenso wie im Geschäft.”
Keinen Grund zur Bescheidenheit bescheinigte Thomalla dem vom Fachverband Holz und Kunststoff NRW ausgerichteten Wettbewerb und der Ausstellung: er sei das “Herzstück der Handwerks-Messe NRW”. Hier zeige sich nordrhein-westfälisches Handwerk “in seiner ganzen Perfektion und Ästhetik”.
Dem mochte der Vorsitzende des Fachverbandes, Alfred Jacobi, nicht widersprechen. Die 43 zur Endausscheidung in Köln zugelassenen Unikate gäben ein “hervorragendes Beispiel für den Ideenreichtum und das handwerkliche Können, mit denen der Tischler den Wunsch nach der persönlichen Note in den eigenen vier Wänden verwirklicht”. Am wertvollsten und publikumswirksamsten Gestaltungswettbewerb des NRW-Tischlerhandwerks waren rund 700 Prüfungsabsolventen teilnahmeberechtigt, die im Zeitraum zwischen 1.4.1999 und 31.3.2000 ihre Meisterprüfung bestanden hatten.
Mit dem Wettbewerb solle ein wesentlicher Beitrag geleistet werden, so Jacobi, die jungen Tischlermeister und Tischlermeisterinnen noch stärker als bisher “für zeitgemäße Formgebung und Gestaltung zu sensibilisieren” und mit der gleichzeitig durchgeführten Ausstellung die “hohe gestalterische Qualität unseres Handwerks” zu dokumentieren. Beide Ziele seien auch in diesem Jahr wieder in hohem Maße erreicht worden.
Glanzlichter der Ausstellung sind die prämierten Arbeiten von sechs Tischlermeistern, die sich bei der Preisvergabe, nach den Bewertungskriterien Idee, Formgebung, Funktion und handwerksgerechte Ausführung, durchsetzten.
Raimund Stehmann aus Beckum wurde erster Preisträger des Wettbewerbs und erhielt für seine Esszimmer-Anrichte aus Ahorn ein Preisgeld in Höhe von 12 000 DM.
Mit dem 2. Preis und 10 000 DM belohnt wurde Frank Bremer (32) aus Bremen. Er hatte zur Meisterprüfung in Dortmund ein Sideboard aus Rüster-Vollholz gefertigt.
Den mit 8000 DM dotierten 3. Preis teilten sich der Kölner Tischlermeister Ralf Müngersdorf und Ulrich Lünnemann aus Steinfurt.
Außerdem vergab die Jury zwei Belobigungen an Franz Heitkamp aus Münster und Irfan Uyaner aus Düsseldorf.
Zu Gewinnern wurden auch einige Besucher der Handwerks-Messe. Sie hatten Gelegenheit, an allen Messetagen ihren persönlichen Favoriten unter den Wettbewerbsarbeiten zu wählen. Als Lohn für die Teilnahme bei der Wahl des Publikumspreises winkten wertvolle Foto- und HiFi-Geräte.
Publikumsliebling wurde ein Dessousschrank, vorgestellt von Ute Ornowski aus Dorsten. Die Tischlermeisterin kann sich jetzt auf eine dreitägige Reise nach Österreich freuen, die von der Firma Egger Spanplattenindustrie aus Brilon, gestiftet wurde.o
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