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„Oft werden Naturgesetze mißachtet“

Aus der gutachterlichen Praxis
„Oft werden Naturgesetze mißachtet“

Wo gehobelt wird, fallen Späne, heißt es häufig als Entschuldigung. Fehler bei Planung, Fertigung und Montage können immer vorkommen, die Bauten mit viel Glas und wenig Rahmen sind davon nicht ausgenommen. Egal, ob die Späne aus Holz, Kunststoff oder Metall sind, manches ist nicht verzeihlich. Der Beitrag zeigt häufige Schwachpunkte und deren Auswirkungen auf die sensiblen gläsernen Bauwerke.

Leider verzeiht der Werkstoff Holz Mängel in der Ausführung und Umsetzung vermeintlich am wenigsten, da Holz bei unfachmännischer Anwendung und fehlender Pflege und Wartung die Schadensbilder schnell offenbart. Metall und Kunststoff verheimlichen Ausführungsfehler unter der „harten Schale“ oft lange, bis die Bombe platzt und das ganze Ausmaß zutage tritt.

Der spezialisierte und engagierte Wintergarten- und Glashausbauer hat aufgrund fundierter Ausbildung und qualitativ höchstwertiger Weiterbildung in der Regel einen Standard auf höchstem Niveau zu bieten, solange er sich bewusst ist, dass er aufgrund immer neuer Technologien, sich ändernder Normen und Vorschriften sowie sich ständig ändernder Kundenwünsche immer am Ball bleiben muss.
Der Handwerker, der mal eben so nebenbei ein Glasobjekt realisieren möchte, hat hier sicher seine liebe Mühe und Not, die teils durch viel Mut und Courage zur Seite gedrängt wird. Auch der Anbieter, der immer wieder einen Wintergarten realisiert, ohne sich eigentlich viel Gedanken zu machen, tappt nicht selten in die Falle Wissensmangel. Gepaart werden diese Lücken leider auch häufig mit unprofessioneller Berufseinstellung und schlampiger Arbeitsweise.
Und arbeitet ein solcher Amateur auch noch für einen fachlich dilettantischen Verkäufer wird ein weiteres Mosaiksteinchen zum schlechten Ruf des Wintergartens hinzugefügt. Kein Produkt und kein Werkstoff können es sich weder in wirtschaftlich schwierigen Zeiten noch allgemein leisten, durch negative Schlagzeilen auf sich aufmerksam zu machen.
Statik
Eindrücke und Erfahrungen aus fast 25 Jahren konstruktiver Glasbau zeigen, dass ca. 70 – 80 Prozent aller errichteten Wintergärten nicht standsicher sind. Kollegen aus der Tragwerkszunft bestätigen dies immer wieder. Häufig werden Fensterelemente über Eck aufgestellt, mit Schrauben verbunden und ein Dach draufgelegt. Die Verglasung wird ohne nachzudenken unerlaubterweise als aussteifendes Element eingesetzt.
Häufig werden überdimensionierte Sparren, Stützen, Pfetten etc. eingesetzt, Knoten und Verbindungspunkten jedoch wird viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Ein Blick zum modernen Holzbau kann hier sehr hilfreich sein: Eine reiche Vielfalt guter Verbindungsmittel wird hier angeboten, die wirtschaftlich einzusetzen sind.
Standsicher heißt, richtig dimensionieren und fachgerecht verbinden und anschließen. Die ausgefeilteste Rahmenverbindung unter Einsatz hochbelastbarer Materialien nützt wenig, wenn die Anbindung an das angrenzende Mauerwerk ungenügend ist. Falsche Schrauben mit ungeeigneten Dübeln etc. sind hier häufige Fehlerquellen.
Beachten Sie: Für alle eingesetzten Befestigungsmittel ist eine bauaufsichtliche Zulassung erforderlich. Zudem ist das Anschlussdetail zu planen bzw. zu berechnen.
Wassereintritt von außen
Nach wie vor eine der häufigsten Fehlerquellen! Unkenntnis von grundlegendem Fachwissen und Missachtung jeglicher Naturgesetze führen oft zu untragbaren Zuständen für Bewohner und Nutzer. Erstaunlicherweise lassen sich viele Bauherrn von findigen Monteuren oder Firmeninhabern überzeugen, dass ein Wintergarten oder Glasdach ganz einfach nicht völlig dicht zu bekommen ist und akzeptieren das ein oder andere „Wassersammeltöpfchen“ unter neuralgischen Punkten.
Vor allem die Dachverglasung ist absolut sauber und passgenau zu erstellen. Es ist Sorge zu tragen dafür, dass die Scheiben sicher in Profilen gelagert werden, die unbedingt eine kontrollierte Entwässerung nach außen gewährleisten müssen.
Quersprossen und auch die Firstauflager von Schrägverglasungen müssen sicher und kontrolliert in die Profile der Sparren entwässern. Diese Sparrenprofile wiederum müssen direkt nach außen geführt werden, um Kondensat und eintretende Flüssigkeit aus evtl. Leckstellen aus dem System zu entfernen. Hochwertige Profilsysteme bekannter Hersteller bieten Gewähr für gefordertes Niveau. Leider reicht, wie aus unzähligen Schadensfällen bei Gerichts- und Privatgutachten erfahren, das beste Material alleine nicht aus. Der Umsetzung und Verarbeitung dieser Produkte ist ein Höchstmaß an Wichtigkeit beizumessen, da hieraus nicht nur neben Wassereintritt in den Innenraum auch nachteilige Auswirkungen auf die eingesetzten Rahmenmaterialien sowie den Randverbund der Isoliergläser resultieren.
Ein kleines, unscheinbares Loch kann über die Zeit große Schäden verursachen, die im zeit- und kostenintensiven Tausch von Glaseinheiten und einzelnen, verrotteten Bauteilen enden. Genießt der Bauherr und Auftraggeber noch Gewährleistungsschutz hat der Auftragnehmer häufig tief in die eigene Tasche zu greifen, um die Scharte auszuwetzen. Ist die Gewährleistungszeit bereits abgelaufen, bringt der Beschleunigungsfaktor der Bewohner die negative Erfahrung dieses „Pfusches“ beim Bäcker, am Arbeitsplatz, im Sportverein in Windeseile unter die Leute.
Beim Firstanschluss an das weiterführende Gebäude gilt wie auch sonst: Innen absolut luftdicht, außen schlagregendicht bei ausreichender Dämmung der Anschlussfuge. Die Firsteinblechung sollte immer zweiteilig sein und Materialausdehnungen berücksichtigen.
Ein am Mauerwerk hochgezogenes Blech mit mindestens 15 cm Höhe sollte von oben mit einem in den Putz eingeschlitzten und abgedichteten Überhangblech gesichert werden. Ein Firstanschluss unter einem Dachüberstand mit der Begründung des ausreichenden Schutzes reicht vielleicht gerade für das direkt von oben fallende Wasser. Schon Regen und wenig Wind reichen aus, den Niederschlag nach oben in unsachgemäß ausgeführte Anschlussfugen zu treiben.
Kondensat / Tauwasser
Neben der Feuchtigkeit von außen, in Form von Regen und Schnee, stellt die innere Feuchtigkeit, das Kondens- oder Tauwasser, große Anforderungen.
Grundsätzlich ist Kondensat eine bauphysikalische Erscheinung und trotz Einsatz bester Materialien, gepaart mit ausgefeilten Detaillösungen nicht gänzlich zu vermeiden.
Im Zusammenspiel aller einfließenden Komponenten kann jedoch Kondensatmenge und Ausfallzeit entscheidend beeinflusst werden. Hierzu gehören neben einer ausreichend dimensionierten und richtig angeordneten Lüftung auch eine dem Raumvolumen entsprechend dimensionierte Heizung. Das Heizmedium sollte reaktionsschnell sein und eine gewisse Zirkulation der Warmluft bedingen. Hat die warme Luft die Möglichkeit, möglichst ungehindert an den Scheiben entlang zu streichen und wird hierbei nicht durch tiefe Kämpfer und Sprossen behindert, so werden die Tage, an welchen Kondenswasser ausfällt, merklich reduziert. Eine träge Fußbodenheizung als einzige Energiequelle erfüllt dieses Anforderungsprofil nicht.
Nach der EnEV sind auch für beheizte Wintergärten große Hürden zu überwinden. Die geforderten U-Werte können im Glasbereich durch den Einsatz so genannter warmer Kanten verbessert werden. Die Verbesserungen wirken sich unübersehbar auf den Kondensatausfall im Scheibenrand aus.
Be- und Entlüftung
Ein ganz wichtiger Aspekt im Wintergarten, damit eine möglichst angenehme Nutzung das ganze Jahr – auch im Hochsommer – gewährleistet werden kann. Nur das Zusammenspiel von Lüftung mit der Beschattung macht die ganzjährige Nutzung möglich. Eine reine Nordausrichtung macht hier vielleicht die Ausnahme, ist aber wegen der wenig attraktiven Lage auch kaum anzutreffen. Hohe Raumtemperaturen sollen gegen niedrigere Außentemperaturen ausgetauscht werden. Genauso wichtig aber auch: Verbrauchte Luft gegen unverbrauchte ist zu ersetzen und mit Feuchtigkeit angereicherte Luft gegen trockenere Außenluft zu tauschen.
Eine Drehkipptür an einer Seite und ein DK-Fenster an der anderen Seite eines Glasanbaus können nicht als Be- und Entlüftungsmöglichkeit verstanden werden. Auch reicht es nicht aus, in beide Seitenteile ein Kippfenster zu installieren. Luft kann als bemerkbarer Luftaustausch nur entweichen, wenn entsprechend Luft nachströmt.
Berechnungen der Öffnungsquerschnitte für Zu- und Abluft müssen angestellt werden. Die Aussagen bei Kunden und Auftraggebern gipfeln häufig in der Behauptung, Lüftungsmöglichkeiten würden nur viel Geld kosten und seien überflüssig. Leider sind die Bauherren und Auftraggeber sehr häufig wenig über das geplante Produkt bzw. die Thematik informiert, dass sie den größten Dummheiten auf den Leim gehen.
Wichtig ist der Hinweis, dass mit einer Lüftung im Zusammenspiel mit einer Beschattung mit hohem Wirkungsgrad die Temperatur der Außenluft im Wintergarten in der Regel nicht unterschritten werden kann, auch wenn es genügend Beispiele gibt, bei welchen eine um bis zu 4 Grad niedrigere Temperatur erreicht wurde.
Ein Wintergarten muss auch zu lüften bzw. zu temperieren sein, wenn die Bewohner 14 Tage abwesend sind. Es kann nicht angehen, dass die Nachbarschaft mit Dienstleistungen beauftragt wird und die sich dann auf die Lauer legt, wann Sonne und Regen erscheint. Möglichkeiten motorischer Lüftungsanlagen als auch natürliche Lüftung über Klappen und Flügel, ausgestattet mit entsprechenden Steuereinheiten inkl. Wetterstation mit Wind- und Regenmelder erfüllen diese Anforderungen glänzend.
In gewerblich genutzten Objekten, in welchen nach der Arbeitsstättenverordnung die Raumtemperatur 26 Grad Celsius nicht überschreiten darf, sind Anlagen zur Kühlung der Raumluft unumgänglich.
Sockelanschluss
Bei vorgebauten Erkern, Terrassenverglasungen oder Wintergärten ist ein Sohlbank- oder Blechfalz häufig nicht oder nicht an allen Bauteilen vorhanden. Die Verblechung wird dann an Eckpfosten genagelt, geschraubt oder genietet und die Fuge mit Silikon angefüllt. Dass Silikonfugen als Wartungsfugen in gewissen Zeitabständen (mein Vorschlag spätestens alle 2 Jahre) zu kontrollieren, nachzubessern und/oder zu erneuern sind, wissen die Bauherren und Bewohner in der Regel nicht, da sie vom ausführenden Unternehmer selten darauf hingewiesen werden.
Offene Kopplungsfugen
Beim Zusammenbau von zwei oder mehreren Einzelelementen zu einem größeren Bauteil entstehen nicht selten offene Fugen oder auch nur leichte Haarrisse, in welche Wasser kapillar einziehen kann und irreparable Schäden sowohl am Bauteil selbst als auch im angrenzenden Mauerwerk verursacht. Offene Fugen können schon nach wenigen Jahren zur erforderlichen Erneuerung des kompletten Bauteils führen.
Mit einer vollsatten, geschlossenen Verleimung mit z. B. wasserfestem Leim oder der Ausbildung einer offenen Fuge, die Wasser kontrolliert weiterleitet, können diese Detailpunkte technisch einwandfrei gelöst werden.
Fehlende Dampfdruck- ausgleichsöffnung
Nahezu jeder Fensterhersteller hat aufgrund seines Werkzeugsatzes eine erforderliche Glasfalzentlüftung bzw. Dampfdruckausgleichsöffnung im Falz der Flügel. Viele Hersteller von Wintergärten haben jedoch keine kontrollierte Öffnung der Glasfälze von Festverglasungen zur Außenluft. Entweder es ist überhaupt keine Öffnung vorgesehen oder sie endet in der Dämmung des Sockelanschlusses oder führt in die Dämmung der Anschlussfuge. Da die Feuchtigkeit häufig nicht entweichen kann, kommt es immer öfter zur Beschädigung des Randverbundes der Isolierglaseinheiten, dem so genannten Anlaufen oder Erblinden der Scheiben, wie in der Umgangssprache bezeichnet. Klagen der Isolierglashersteller, über die Häufung derartiger Schadensfälle, unterstreichen diese Erkenntnisse. Gutachtenfälle aus der Vergangenheit, wo viele Elemente mit Dampfdruckausgleichsöffnungen nachzurüsten waren, sollten aufgrund der teils extrem hohen Kosten für die Mangelbeseitigung den Wintergarten und Glashausbauer äußert nachdenklich stimmen.
Fazit
Der Wintergarten- und Glashausbau ist ein äußerst anspruchsvolles Gewerk, welches ein großes Maß an Know-how fordert. Die Umsetzung ist in der Regel nur mit einer detaillierten Planung sowie einer exakten Fertigung und einer gewissenhaften und fachgerechten Montage unter Beachtung aller gültigen Normen und Regelwerke ohne Komplikationen möglich.
Der ungeübte und nicht ausreichend ausgebildete Anbieter sollte entweder Abstand vor Abenteuern nehmen oder einem Kollegen, der nachweislich über die Kompetenz verfügt, die Zusammenarbeit anbieten. Es besteht aber auch die Möglichkeit der Weiterbildung durch autorisierte und bekannte Verbände, Institute oder Einrichtungen.
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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