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Produktive Fertigungszelle als Geschäftskonzept

Automatisches Plattenlager: kein Privileg der Großen mehr
Produktive Fertigungszelle als Geschäftskonzept

Kompakte, vernetzte Fertigungseinheiten sind ein Zukunftsmodell und im Beispiel des Kollegen Konrad Riegl in der Steiermark auch ein schlüssiges Geschäftskonzept. Aus technischer Sicht hat seine produktive Zelle eine hohe Automatisierungsstufe erreicht: Intelligente Lager- und Fördertechnik bändigt das sprichwörtliche Plattenchaos.

„Du kommst als Kunde und gehst als Freund.“ Der sympathische Tischlermeister Konrad Riegl, Inhaber des gleichnamigen Unternehmens in Voitsberg, Steiermark, lebt diesen Leitgedanken nicht nur wenn es um Kunden geht. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Familie führt er den nunmehr über 50-jährigen Betrieb in der zweiten Generation. Gegründet als kleine Tischlerei steht „Riegl Möbel“ heute mit 20 Beschäftigten auf drei Standbeinen und für ein lückenloses Komplettangebot, wenn es ums Wohnen und Einrichten geht.

Das Fachhandelshaus mit großzügiger Ausstellung auf 2200 m² offeriert ein vielseitiges Sortiment für alle Bereiche des Wohnens. Österreichische, deutsche und italienische Qualitätsmarken stehen für ein breites Spektrum in der mittleren und oberen Preisklasse bis zum hohen Designanspruch.
Die Tischlerei ergänzt die Angebotspalette mit individuellem Innenausbau nach Maß. Nicht nur für die Privatkundschaft: Der Objektbereich in der Gastronomie, Hotellerie und im Ladenbau spielt dort ebenfalls eine wesentliche Rolle.
Konsequenzen aus dem Strukturwandel
Vor rund einem Jahr entschloss sich Konrad Riegl zum Aufbau eines dritten Geschäftsbereichs. Gleich mehrere Gründe gaben dafür den Ausschlag. Einer davon war der zunehmende Wettbewerbsdruck auf die eigene Tischlerei. Konrad Riegl: „Die Industrie fertigt immer individueller. Ohne stark rationalisierte Fertigung ist das kleinteilig strukturierte Tischlerhandwerk heute nicht mehr wettbewerbsfähig.“ Das gelte besonders für die meist traditionelle Arbeitsweise in der Plattenbearbeitung. Auf diese nicht neue Problematik suchte Riegl schon vor Jahren eine passende Antwort. Mit der Idee einer arbeitsteiligen Fertigungskooperation unter Kollegen konnte er in der Voitsberger Innung allerdings nicht so richtig landen. „Dabei“, so Riegl, „könnten wir doch gemeinsam viel mehr bewegen.“
Riegl nennt eine andere, nicht weniger folgenschwere Entwicklung. Auch die Kollegen in Österreich sind mit einem drastischen Strukturwandel konfrontiert. Ähnlich wie in Deutschland die B-Betriebe, sind in Österreich die dort so bezeichneten „Betriebe des eingeschränkten Gewerbes“ auf dem Vormarsch.
Konrad Riegl sieht diesen Wandel heute ganz pragmatisch: „Die Liberalisierung handwerklicher Dienstleistungen, so schmerzhaft dies für viele Betriebe auch sein mag, war und ist nicht aufzuhalten. Kleine Tischlereibetriebe tun gut daran, den veränderten Markt aktiv mit zu gestalten und sich dieses Geschäft nicht nehmen zu lassen.“
Letztlich entschloss sich Riegl die Sache, respektive den Markt, selbst in die Hand zu nehmen. Der Aufbau einer rationellen Teilefertigung von Möbel- und Innenausbauteilen aus beschichteten und furnierten Plattenwerkstoffen in eigener Regie war damit beschlossene Sache. Der inzwischen als separate Gesellschaft realisierte Zulieferbetrieb „HFM Plattenzuschnitt und CNC-Bearbeitung“ basiert auf einem breit angelegten Geschäftsmodell, das sich an alle relevanten Zielgruppen richtet. Konrad Riegl definiert seine Dienstleistungsofferte so: „Montagefertige Möbel- und Innenausbauteile in Losgröße 1 für jeden der sie braucht: Tischlerkollegen, Montagebetriebe, Objekteinrichter bis hin zu Privatkunden und natürlich für unsere eigene Tischlerei. Falls gewünscht, können wir auch eine Küchen-Kleinserie rationell produzieren.“
Komplettlösung aus einer Hand
Bei der technischen Umsetzung der neuen Fertigung ging Konrad Riegl sozusagen aufs Ganze. Sie wurde als produktive Einheit mit modernster Maschinentechnik in eine separate Halle geplant. Nach intensiver Sichtung der aktuellen Technik entschied sich Riegl für eine Komplettlösung aus seiner Nachbarschaft: Unweit des Riegl’schen Standorts befinden sich die Produktion der Holz-Her Reich Spezialmaschinen GmbH (seit 1964) und das Vorführzentrum von Holz-Her Austria.
Durch seine erweiterte Produktpalette konnte der renommierte Maschinenhersteller aus dem schwäbischen Nürtingen mit einem schlüssigen Gesamtkonzept aus einer Hand überzeugen. Die Lösung ist eine kompakte Fertigungseinheit für die rationelle Plattenbearbeitung: die horizontale Plattenaufteilsäge Cut 85, das CNC-Bearbeitungszentrum Pro-Master stehen unmittelbar nebeneinander. Räumlich direkt zugeordnet ist die Kantenbearbeitungsmaschine Triathlon. Ergänzt ist dieses Trio mit einer kleinen Spezialmaschine für die Formteilbearbeitung.
Automatisiertes Plattenlager
Zentraler Ausgangspunkt der Fertigung ist das Plattenaufteilen. Und das hat es in sich: Mit einem vollautomatisierten Plattenlager konnte erhebliches Einsparungspotenzial aktiviert werden.
Konrad Riegl spricht aus Erfahrung: „Zeitaufwändiges Suchen, umständliches Ein- und Auslagern, mühsames Umstapeln und Beschicken können endlich entfallen.“ Riegl verweist zudem auf die Problematik der Platten- und Dekorvielfalt: Span-, Tischler-, MDF- und Multiplexplatten, beschichtet und furniert in unterschiedlichen Dekoren und Holzarten: „Dabei wird schnell klar, dass die Zukunft der intelligenten Lager- und Fördertechnik gehört.“
Holz-Her kooperiert in Sachen Lagertechnik mit der Barbaric GmbH in Linz, ein junges Unternehmen, das sich mit technischen Spezialitäten ganz auf Fördertechnik und Automatisierung konzentriert. Eine besondere Stärke des Unternehmens ist die Planung und Ausführung individueller Lösungen im Handlingbereich. Das von Holz-Her und Barbaric realisierte Konzept kombiniert moderne Plattenaufteiltechnik mit intelligenter Lagerlogistik und Fördertechnik. Folgende Komponenten kennzeichnen die Anlage bei der Firma HFM:
  • Vollautomatisches Lager mit 32 Stapelplätzen für die chaotische Lagerung von Platten-Halbformaten
  • Auf einer Portalkonstruktion verfahrbare Saugtraverse mit fünf Vakuum-Tellern für Spanplatten ab 8 mm Dicke und Hartfaser ab 4 mm Dicke (Plattengewichte bis 200 kg)
  • Horizontale Plattenaufteilsäge Cut 85 mit durchzugstarkem 11-kW Sägeaggregat, das auf gehärteten Linearführungen mittels Zahnstange angetrieben wird. Eine leistungsfähige PC-Steuerung und die Optimierungssoftware Optipro bieten die Voraussetzung für vernetztes Arbeiten.
Wie von Geisterhand
Lediglich beim rechnergesteuerten Einstapeln mit dem Vakuum-Hebegerät werden die verschiedenen Platten mit ihren jeweiligen Identnummern am Lager-PC eingebucht. Danach sind sämtliche Lagerdaten im System gespeichert: Plattenarten und -abmessungen, Lagerort, Lagerplätze, deren Inhalte und Koordinaten. Der Rechner übernimmt auch die gesamte Verwaltung und die Bestandsführung des Lagers mit der entsprechenden Rückmeldung an die AV.
Das chaotische Lagerprinzip löst das Problem der Dekor- und Materialvielfalt. Für die Entnahme der benötigten Platte „blättert“ das Vakuum-Hebegerät zwischen den chaotischen Stapeln und holt sich die gewünschte Platte gezielt heraus. Dieses Prinzip ist Platz sparend und macht das Lager hochflexibel.
Sämtliche Transportvorgänge innerhalb des Lagers sind automatisiert. Das Vakuumtransportsystem kommissioniert und führt Platte für Platte der Plattenaufteilsäge zu.
Durch die steuerungstechnische Vernetzung mit der Optimierungs-Software ergibt sich der vollautomatisierte Zuschnitt. Die Zuschnittaufträge werden auftragsweise in der AV optimiert, an die Plattenaufteilsäge gesandt, von dort aus zum Zeitpunkt der Bearbeitung an das Rechnersystem des Lagers übermittelt und dann abgearbeitet. Die Reihenfolge bestimmt die bereits durchgeführte Zuschnittoptimierung für die Säge.
Für die Bereitstellung der nächsten Platte, nutzt die Fördertechnik die Sägezeit. Für kürzeste Wege sorgt dabei ein planerischer Kniff: Die von hinten beschickte Plattensäge Cut 85 ist in der Mitte des Lagers angeordnet. Dadurch halbieren sich die Verfahrwege zur Aufgabestation der Plattensäge. Durch die mannlose Arbeitsweise lassen sich außerdem auch in produktionsfreien Zeiten Vorsortierungen für eine spätere Bearbeitung vornehmen.
Konrad Riegl bringt die Vorteile des automatischen Lagers so auf den Punkt: „Die richtige Platte liegt ohne manuelle Eingriffe automatisch immer zum richtigen Zeitpunkt auf der Säge.
Der personelle und organisatorische Aufwand für das Plattenhandling und das Plattenaufteilen ist auf ein Minimum reduziert.“
Das Beispiel Riegl zeigt: Automatisierte Lagersysteme für Plattenmaterialien werden aufgrund ihrer positiven Effekte auch für kleinere Betriebe immer interessanter.
Holz-Her-Marketingleiter Stefan Krebs bestätigt das verstärkte Interesse: „Immer mehr Betriebe wollen die Vorteile moderner Lagersysteme nutzen. Die neue Logistik und Lagertechnik ermöglicht wirtschaftliches Plattenaufteilen für gemischte Kleinmengen, für Losgröße 1 und den Einzelplattenzuschnitt. Sie ist aufgrund günstiger Preis-Leistungsverhältnisse kein Privileg der Großen mehr, sondern sie kann sich auch in kleineren Innenausbau- und Zulieferbetrieben in kurzer Zeit rechnen.“
Barcode macht Programme
Auch im weiteren Fertigungsablauf werden die Transportzeiten auf einem Minimum gehalten. Von der Plattensäge können größere Teile, falls es der zeitliche Ablauf ermöglicht, unmittelbar dem CNC-Bearbeitungszentrum zugeführt oder auf Kommissionierwagen gestapelt werden. Ergonomisch unterstützt wird die Entnahme der Zuschnitte durch ein Kranarm-Hebegerät, das auch bei schweren Teilen die Ein-Mann-Bedienung ermöglicht.
Die folgenden Bearbeitungsschritte sind für jedes Teil im voraus programmiert: Die Einzelteile erhalten an der Plattensäge einen Barcode, über den an den weiteren Stationen die spezifischen Bearbeitungsprogramme abgerufen werden.
Die Ausstattung des CNC-Bearbeitungszentrums „Pro-Master“ ist auf die flexible Komplettbearbeitung und hohes Bearbeitungstempo abgestimmt. Das Topmodell der Nürtinger und der Holz-Her CNC-Baukasten ließen diesbezüglich keine Wünsche offen.
Komfortablen Bearbeitungs- und Bedienungsstandard kennzeichnet auch die Kantenanleimmaschine Triathlon, die für Kantenstärken 0,4 bis 25 mm auf alle Eventualitäten ausgerichtet ist.
Dafür sorgt die umfangreiche Ausstattung mit Fräs- und Nachbearbeitungsaggregaten. Automatisches Einrichten spart Zeit und Kosten: Die PC-Steuerung erlaubt auch hier das Abrufen der Bearbeitungsprogramme per Barcode. Mit der integrierten Werkstückrückführung wurde auch an dieser Maschine die Ein-Mann-Bedienung realisiert. Konrad Riegl lässt an der Effektivität der großzügigen Auslegung der Triathlon keinen Zweifel: „Dass wir bei der Kante gleich in eine höhere Ausstattung investiert haben, hat sich bereits bezahlt gemacht.“
Durch die Automatisierungsbausteine an allen Maschinen bleibt bei Möbel Riegl der Personalaufwand auf ein Minimum begrenzt. Die Teilefertigung wird in der Regel im 2-Mann-Betrieb gefahren.
Auf der organisatorischen Seite ist die passende Betriebssoftware im Spiel: Ein eigens entwickeltes, elektronisches Formular ermöglicht die Kalkulation eines Auftrags in kürzester Zeit.
Die einmal erfassten Daten bilden die Basis für die gesamte AV: Stücklisten, Verschnittoptimierung und für Bearbeitungsprogramme. Im Einsatz sind darüber hinaus das CAD mit fotorealistischer Planungsdarstellung von Ronco und der Korpusgenerator von TrunCAD in modifizierter Form.
Rationelle Organisation und Produktion ist nicht alles: Zum umfassenden Dienstleistungskonzept gehört ein vielseitiges Plattenwerkstoff- und Dekorangebot von namhaften Herstellern wie Kaindl und Thermopal.
Bei Profil- oder Massivholzfronten nutzt Riegl wiederum selbst die Leistungen spezialisierter Zulieferanten und kann so ein komplettes Produktsortiment anbieten. ■
Von BM-Chefredakteur Manfred Maier
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