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Raum nicht vermöbeln

Kurt Erni: Chefdesigner von Team by Wellis
Raum nicht vermöbeln

Kurt Erni liebt seine Möbel-Kreationen. Mit großem Vergnügen serviert er Kaffee auf dem Beistelltisch, öffnet und verschiebt Möbeltüren, zieht Tische aus, diskret von einer Gasfeder unterstützt, lässt sich in Sesseln nieder. Kurt Erni ist Chefdesigner von Team by Wellis.

Der gelernte Möbelschreiner und Innenarchitekt entwirft einen großen Teil der Kollektionen des renommierten Schweizer Möbelproduzenten. Team by Wellis stellt – wie einst die klassische Moderne – das Einzelstück in den Mittelpunkt und damit auch vielfältige Kombinationsmöglichkeiten, ganz dem Geist der heutigen Zeit entsprechend. Gleichzeitig erheben die Designer bei Team by Wellis hohe Ansprüche an die Funktionalität der Möbel und der Programme.

Er weist auf die neuen, ökologisch vorteilhaften Lackfarben auf Wasserbasis hin. Hier erwähnt er auch das hauseigene Farbkonzept, eine Palette von 24 Farbtönen, die sich an den Systemen von Goethe und Johannes Itten orientieren. Sie seien die einzige Firma, die ein solches Konzept anböten und die Wiederverkäufer in Farbberatung schulten. Oberflächen, Textilien und Leder könnten so optimal aufeinander abgestimmt werden. Dann spielt er mit der LED-Beleuchtung, mittels derer sich Möbel in Leuchtkörper mit verschiedenen Farbstimmungen verwandeln lassen.
Er selber sei zwar eher der Schwarz-weiß-Typ, der privat sehr zurückhaltend farbige Akzente setze, bestätigt Kurt Erni. Farbe über die Beleuchtung in Räume einzubringen, diesen Trend verfolgt Team by Wellis im Gleichschritt mit aktuellen Tendenzen in der Architektur. Raum sei zu kostbar, um ihn zu vermöbeln. In Räumen Akzente zu setzen, die sie aufwerten und dem Benutzer dienen, diesen Anspruch erfüllt der Designer und „Möbelarchitekt“ Kurt Erni auf höchstem Niveau. Der 57-Jährige ist seit 1986 Chefdesigner der Firma Wellis AG. Zwischenzeitlich hat er für seine Entwürfe zahlreiche internationale Designpreise erhalten.
Reduzierte Inszenierung
Blättert man in den nach Themen geordneten Publikationen von Team by Wellis – Kataloge wagt man die sorgfältig gestalteten Schriften fast nicht zu nennen – fällt zuerst das Bildmaterial auf. Kurt Erni ist im Übrigen auch für die Auftritte der Firma an Messen und in Broschüren verantwortlich. Die Möbel sind in zeitgenössischer Architektur regelrecht inszeniert. Bauten von Richard Meier, Jean Nouvel, Theo Hotz, Bétrix und Consolascio aber auch von jüngeren Architekten bilden die Szenerie. Kurt Erni, der bei diesen Fotos Regie führt, ist ein großer Liebhaber einer reduzierten, statisch und technisch ausgeklügelten, perfekt ins Detail gearbeiteten Architektur. Davon lässt er sich auch bei seinen Möbelentwürfen leiten.
Kollege Container
Beispielhaft zeigt sich dies im Vergleich der Stahl-Glas-Bauten von Theo Hotz mit Kurt Ernis Containern aus der Essential-Serie. Hotz baut ein tragendes Stahlskelett, dem er eine transparente Glasfassade vorhängt. Das Innere bleibt möglichst stützenfrei und somit flexibel unterteilbar. Ernis Container zeigt ein feines Aluminiumgerüst von 1,3 Kilogramm Gewicht, das an drei Punkten auf dem Boden aufliegt. Es ist mit einer Hülle aus Glas, Aluminium oder Nussbaum ummantelt. An den Stützen lassen sich Tablare befestigen; sie entsprechen den Stockwerken. Was Kurt Ernis „Bau“ auszeichnet, ist der humane Maßstab. Man kann in der niedrigen Version gar die Decke des Möbels als kleine Bartheke benutzen. Die kreisrunde Urform von 54 Zentimetern Durchmesser und 117 Zentimetern Höhe soll laut Kurt Erni als „Kollege“ im Raum stehen.
Bis dieser Kollege allerdings stand, wie er steht, brauchte es „fünf Jahre harte Knochenarbeit“, wie Erni betont. Es galt, die für den Möbelbau neue Philosophie, Technik und Konstruktion von Grund auf zu entwickeln. Beispielsweise war ein Klebstoff zu finden, der die Aluminiumscharniere mit den Glastüren verbinden konnte, bisher der Unverträglichkeit der Materialien wegen ein Ding der Unmöglichkeit. Nach vielen gescheiterten Versuchen wurde man bei der Autoindustrie fündig, und nachdem die Scharnierfläche als durchgehendes Band ausgebildet war, statt sie wie gewohnt in Abschnitte zu zerlegen, hielt die Sache felsenfest. Als die Scharniere noch gebremst waren, damit die Türe auch am gewünschten Ort stoppte, war der Durchbruch geschafft und der Weg zu einem vielfach ausgezeichneten Möbel geebnet. Es erhielt weitere Kolleginnen und Kollegen in Quader-, Doppelquader- und in Trochoidform, mit Schubladen in Nussbaum und transluzentem Kunststoff, mit einer Höhe von 180 Zentimetern.
Dabei spielen selbstverständlich auch Marktüberlegungen eine Rolle. Es gilt, den unterschiedlichen Vorstellungen und Bedürfnissen der gehobenen Käuferschicht, die sich Möbel in dieser Qualität und Preislage leistet, entgegenzukommen. Dass diese Container mehr und mehr auch in Verkaufsräumen und auf Chefetagen auftauchen, war wohl nicht abzusehen, aber es erscheint nur folgerichtig, weil sie innovativ, repräsentativ und anpassungsfähig sind. Wer zeigen will, was er hat, dem kommt die Transparenz des Glases entgegen, wer sich gerne bedeckt hält, wählt ein anderes Material.
Ein Tisch ist ein Tisch
Ein weiteres Produkt aus Kurt Ernis Werkstatt ist der Beistelltisch SaMo. 25 Zentimeter im Quadrat misst die Tischfläche, die Höhe beträgt 45 Zentimeter. Tischfläche, Wangen und Beine sind alle mit gleich laufendem Ahornfurnier bedeckt, das in einem dunklen Graphitton gebeizt ist. Wo die Teile aufeinander treffen, sind sie im Winkel von 45 Grad auf Gehrung gesägt und verleimt. Ungewohntes Aussehen trotz der minimalen Form. Der breite umlaufende Kranz, an dem sich der Tisch auch mit einer Hand ergreifen und versetzen lässt, steht in merkwürdigem Kontrast zu den vier dünnen Beinen. Diese extremen Proportionen, die „Disharmonie“, die Kurt Erni anspricht, verschafft dem Beistelltisch einen eigenen Charakter, eine optische Sperrigkeit.
Und die Vorgeschichte: Vierzig in verschiedenen Ansichten gezeichnete Entwürfe im Maßstab 1:10, dreizehn in verschiedenen Materialien ausgeführte Prototypen, die jeweils von der Familie Erni erprobt und kommentiert wurden: „Das kannst du mir gleich hier lassen, ich nehme es in mein Zimmer“, meinte die Tochter über das nun in Serie gegangene Stück. Zehn Monate Arbeit, bis der Designer sich selber überzeugt hatte, dass er wirklich etwas Neues geschaffen hatte, Überzeugungsarbeit bei den Leuten in der Firma, die vertraute Bilder, wie ein Tischchen auszusehen habe, verlassen mussten.
Perfekt einfach
Mit dem neuen Einrichtungsprogramm MoDu erweist Kurt Erni der Einfachheit auf überzeugende und innovative Art und Weise die Ehre und verbindet verblüffende Schlichtheit mit einem kompromisslosen Anspruch an die Perfektion. Dieser manifestiert sich insbesondere in der akribischen Pflege des Details. MoDu basiert auf einem modularen, auf einem einfachen quader beruhenden Designkonzept, das Element-, Boden- und Wandkorpusse umfasst. Einzelobjekte, die auf der gleichen Designphilosophie beruhen, akzentuieren das MoDu-Pprogramm mit einem Solitär und einem Glasregal.
Urs Sibler
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