In einigen Meisterschulen in Baden-Württemberg werden Überlegungen angestellt, die reale Projektarbeit zu streichen. Anders die Meisterschule Schwäbisch Hall: Sie sieht die Projektarbeit nach wie vor als wichtiges Element einer zukunftsorientierten Ausbildung. Nach der Präsentation waren sich die Meisterschüler einig: Die Projektarbeit bereitet auf vielfältige Weise auf die Praxis vor!
Für die Mehrzahl der Meisterschüler ist die Entwicklung des Gesellenstücks die erste intensive Auseinandersetzung mit der Entwicklung eines Produkts. Einen professionell begleiteten Designfindungsprozess in der Gruppe erleben die Meisterschüler jedoch erstmals bei einer Projektarbeit an der Meisterschule. Der Knackpunkt liegt dabei an der tatsächlichen Umsetzungsmöglichkeit der endgültigen Form. Eine Idee auf dem Papier bzw. das eindrucksvoll aussehende Modell muss auch in der Fertigung umsetzbar sein. Das reale Projekt zeigte auch, dass mancher Kompromiss in der Gestaltung bzw. in der Materialauswahl notwendig ist.
Mit einem neuen, innovativen Produkt sammeln die Meisterschüler erstmals Erfahrung mit der Entwicklungsarbeit bei oft unbekanntem, fremdem Material. Zudem fordern außergewöhnliche Formen neue Fertigungsmethoden und andere Denkweisen bei der Fertigung. Bei einer reinen „Papierplanung“ kommen die tatsächlichen Schwierigkeiten eines Entwicklungsprozesses nicht zu Tage. Viele wichtige Erfahrungen werden vom zukünftigen Meister gemacht. Rückschläge werden vom Team nicht als Niederlagen gesehen, sondern als neue Herausforderung. Die gemeinsame Suche nach tragbaren Lösungen fördert die Teamarbeit und somit die Teamfähigkeit in der späteren Praxis als Meister im Betrieb. Eine abschließende Kostenanalyse des Projekts „rund bewegt“ zeigte den Schülern in Schwäbisch Hall die hohen Entwicklungskosten bei einem neuen Produkt.
Die Arbeitsvorbereitung wird heute noch von vielen Betrieben nicht konsequent durchgeführt. Meisterschüler sollen bei der Projektarbeit die Wichtigkeit einer guten Arbeitsvorbereitung erkennen. Genaue Zeichnungen (CAD) sind die Grundlage für die exakte CNC-Schablone. Genaue Abmessungen in der Konstruktionszeichnung führen zu exakten Fachgesprächen mit dem Zulieferer oder dem Mitarbeiter und verkürzen die Arbeitszeit an der Maschine.
Eine eigenverantwortliche Arbeitsvorbereitung eines Produkts, von der Konstruktionszeichnung über die erste Bestellung bis hin zum Oberflächenmaterial, zeigt dem zukünftigen Meister welche Auswirkung eine gute bzw. schlechte Arbeitsvorbereitung hat. Das Ziel der Projektarbeit ist: Der Meisterschüler muss die Wichtigkeit einer guten und vollständigen Arbeitsvorbereitung erkennen!
Die Einhaltung von Terminen ist in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs für Handwerker und Zulieferer ein Problem. Zusagen werden oft leichtfertig gegeben. Längere Lieferfristen werden nicht einkalkuliert. Das reale Projekt mit einem fixen Abgabetermin bereitet den Meisterschüler auf die zukünftige Praxis bezüglich Terminplanung vor. Verzögerte Lieferungen erfordern Kreativität, Durchsetzungsvermögen und Flexibilität damit der Abgabetermin gehalten werden kann. Gemeinsam im Team und mit Unterstützung der Lehrer können Lösungsstrategien erarbeitet und erprobt werden. Präsentationen sollten für den zukünftigen Meister nicht Stress, sondern Freude bedeuten. Eine gut vorbereitete Präsentation ist das Ergebnis einer gelungenen Vorarbeit. Die vielseitigen Möglichkeiten ein Projekt optimal zu präsentieren, sollte nicht erst bei der Präsentation des Meisterstücks erprobt werden. ■
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