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Sanft und schonend angepackt

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Sanft und schonend angepackt

Sanft und schonend angepackt
In der Denkmalpflege gilt es, verschiedene Interessen zu berücksichtigen: Der Bauherr ist oft der Meinung, dass nur neue Fenster gute Fenster sind und seine alten sowieso nicht mehr reparaturfähig. Der Denkmalpfleger versucht natürlich, so viel wie möglich zu erhalten. Ein Beispiel für eine denkmal-gerechte und verträgliche Lösung ist die Sanierung des spätgotischen “Remensnider Hauses” in Herford.

Der Umgang mit alter Substanz fordert von jedem, der sich damit ernsthaft beschäftigt, ein Höchstmaß an Respekt gegenüber den historischen Konstruktionen. Bei geplanten Eingriffen bedarf es eines hohen Maßes an Sorgfalt, Überlegung, umfangreicher Kenntnis der historischen und heutigen Handwerkstechniken und vor allem auch an Diplomatie. Eine wichtige Voraussetzung für eine sinnvolle und vor allem denkmalgerechte Lösung ist ein Ortstermin mit dem Bauherrn, dem Denkmalpfleger und dem Architekten.

Das Remensnider Haus
Das Baudenkmal “Remensnider Haus” wurde 1521 von Heinrich Aldaca Altas Remensnider erbaut und ist das künstlerisch reichste spätgotische Fachwerkhaus in Westfalen. Es ist u. a. mit zahlreichen Figurenknaggen versehen.
Bei der Restaurierung des gesamten Gebäudes wurde größter Wert auf authentische Materialien, handwerkliche Arbeitstechniken und die Erhaltung von möglichst viel Originalsubstanz gelegt.
Die Fenster im Detail
In der Vergangenheit konnten wir (…die ausführende Firma, Anm. d. Red.) viele “erneuerungswütige” Altbaubesitzer von der hohen Qualität der einmaligen und oft liebevollen Details und vor allem auch der Reparaturfähigkeit ihrer Fenster überzeugen. Wenn Lärm- und Schallschutz, manchmal auch Einbruchhemmung als Grund für neue Fenster angeführt werden: oft können mit Innenvorfenstern – auch wirtschaftlich – bessere Lösungen erzielt werden.
Wie dabei im Detail vorzugehen ist, kann am Beispiel des “Remensnider Hauses” gezeigt werden, das vor zwei Jahren zur Sanierung anstand. Beim Ortstermin zeigten sich – nicht unüblich für Baudenkmäler – verschiedenste Fensterkonstruktionen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts, schließlich noch einige Fenster aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Um die weitere Vorgehensweise mit allen Beteiligten abzustimmen, wurde eine detaillierte Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes mit Lösungsvorschlägen angefertigt. Nach sorgfältiger Prüfung des Denkmalwertes und der Erhaltungsfähigkeit eines jeden Fensters arbeitete man zusammen mit der Architektin und dem zuständigen Denkmalpfleger ein Sanierungskonzept aus.
Zum Teil waren die barocken Blockrahmenfenster mit bleiverglaster Festverglasung erhalten. Eine Vielzahl der nach außen öffnenden Fenster konnten aufgearbeitet und durch Innenvorfenster, versehen mit einfacher, pyro-lytisch beschichteter Energiespar-verglasung (K-Glas), ergänzt werden. Für die Innenvorfenster wurde bewusst eine Einfachverglasung gewählt, weil die Wand mit einer zusätzlichen Wärmedämmung und einem Temperierungssystem versehen worden war.
Stichwort: Pyrolyse
Das Pyrolyse-Beschichtungsverfahren wird nach der Formgebung am noch heißen Glas durchgeführt. Dabei entstehen Metalloxidschichten, die sich mit dem Glas verbinden und folglich abrieb- und witterungsbeständig sind. Die Gläser weisen erhöhte Reflexions- und Absorptionseigenschaften auf.
Wichtig bei Innenvorfenstern ist auch die extreme Reduzierung sämtlicher Rahmenquerschnitte, um den Lichteinfall der kleinformatigen Fachwerköffnungen nicht zusätzlich zu verringern.
Die restlichen Fenster datieren aus dem 19. Jahrhundert. Jedes dieser historischen Fenster wurde aufgearbeitet und als Kastenfenster mit U-Glas/Energiesparglas versehen. Damit konnte ein U-Wert von 1,5 K/m²W erreicht werden.
Eine ganze Reihe von Fenstern, die keinen hohen Denkmalwert besaßen bzw. nicht mehr reparaturfähig waren, wurden gegen Kastenfenster ausgetauscht. Die Wahl fiel auf Kastenfenster, um ein stimmiges Gesamterscheinungsbild aus sanierten historischen und neu eingebrachten Fenstern in der Fassade zu erreichen. Die Konstruktion aus äußerem Flügel und innerem Flügel stellte eine ideale Lösung dar. Einerseits fügt sich dieser Fenstertyp mit historischen Details wie geschlossener Brüstung, klassischem Leinölkitt und Restaurierungsverglasung optisch unauffällig in die Fassade ein, andererseits bringt die innere Energiesparverglasung die entspre-chende Wärmedämmung, die durch den Wandaufbau modernen Ansprüchen voll gerecht wird.
Neue lsolierglasfenster
In enger Abstimmung mit der Architektin und dem Denkmalamt wurden die Isolierglasfenster in der Westfassade neu angefertigt. Bei den Isolierglasfenstern war besonders die Einbausituation zu berücksichtigen. Da alle Elemente ohne Anschlag stumpf ins Fachwerk eingebaut werden mussten, war die Reduzierung aller Rahmen und Flügelhölzer zwingend notwendig. Auf die Angleichung der Sprossenbreite an die der einfachverglasten Kastenfenster
wurde ebenfalls
großer Wort gelegt.
Charme erhalten
Für die Fenster, die restauriert werden sollten, hatten wir eine Schadenskartierung erstellt. Die Schadenskartierung ist bei anspruchsvollen Sanierungen eine wesentliche Arbeitsgrundlage und hilft den Beteiligten in vielerlei Hinsicht: Dem Restaurator bei der Kostenkalkulation, dem Denkmalpfleger für die Genehmigung (und die Denkmalakte), dem Architekten als Dokumentation der zu erbringenden Leis-tung und dem Bauherrn als Nachweis erbrachter Arbeiten. Nach dem Grundsatz “so viel wie nötig, so wenig wie möglich”, sollten die historischen Fenster aufgearbeitet werden.
Im vorgestellten Fall bot sich der Ausbau und die Überarbeitung in der Werkstatt an. Bei der Restaurierung legen wir Wert darauf, alte Bauteile so umsichtig und sensibel zu sanieren, dass der eigentliche Charme bzw. die denkmalpflegerische Aussage erhalten bleibt. Ein wesentliches Ziel ist somit die Erhaltung der Gebrauchsspuren.
Sorgfalt in der Beratung
Um ein Baudenkmal wie das vorgestellte Fachwerkhaus erfolgreich und zur Zufriedenheit aller Beteiligten zu sanieren, müssen regelmäßig viele Erfahrungen in die Beratung einfließen.
Ob in der Restaurierung oder beim Einsatz neuer Fenster: Die lapidare Forderung nach denkmalgerechten Holzfenstern, die viele Architekten, Denkmalpfleger und Bauherrn stellen, führt zu einer ganzen Reihe von Nachfragen:
• Können (wie im Beispiel des vorgestellten Fachwerkhauses) verschiedene Fenster-Konstruktionstypen in einem Haus verwendet werden?
• Bis zu welchem Grad sollen die Fenster aufgearbeitet werden?
• Wenn keine historischen Fenster mehr vorhanden sind: Gibt es eventuell auf dem Dachboden oder im Keller noch alte Fenster als “Nachbauanleitung”?
• Farbigkeit: Nicht alle Fenster und Außentüren waren weiß! In viel zu wenigen Fällen wird eine Farbuntersuchung durchgeführt. Oft waren gerade die Fenster aus der Jahrhundertwende farbig. Auch wenn ein Farbbefund die Farbe “weiß” festlegt: zwischen Altweiß und dem heute oft verlangten Reinweiß sind erkennbare Unterschiede.
Nicht immer sind Fenster, die der Wärmeschutzverordnung entsprechen, eine intelligente Wahl. Oft kommt es bei zu gut gemeinter Dämmung der Fenster zu schlimmen Bauschäden, wenn das Haus nicht in seiner Gesamtheit betrachtet und die Bewohner nicht ausreichend informiert wurden.
Kein Montageschaum
Auch beim Einbau sollte auf Qualität geachtet werden: Immer wieder werden, sogar in Fachwerkbauten, aus Unwissenheit oder Preisdumping, Fenster und Türen mit Montageschaum eingesetzt. Gerade bei der Altbausanierung ist es sehr wichtig, nur authentische Materialien zu verwenden. Ideal eignen sich für eine denkmalgerechte Abdichtung getränkte Hanfstricke, Hanfschnüre, Kalkhaarmörtel und auch Spritzkork. Besonderer Wert muss in jedem Fall darauf gelegt werden, dass die verwendeten Materialien nicht dampfdiffusionsdicht sind.
Im Fachwerkbau, der oft einen fassadenbündigen Einbau der Fenster mit sich bringt, ist unbedingt auch auf einen konstruktiven Wetterschutz wie z. B. einem über den oberen Blendrahmen sitzenden Wetterschenkel zu achten.
Hervorragendes Ergebnis
Beim Remensnider Haus sei durch die konsequente und sorgfältige Bestandsaufnahme, Schadenskartierung, Bauplanung und der denkmalpflegerischen Umsetzung ein “hervorragendes Ergebnis” erzielt worden, da sind sich alle Beteiligten einig. Der Einsatz von ausgebildeten Restauratoren als Handwerker und die ausgezeichnete Zusammenarbeit aller Einzelgewerke haben den reibungslosen Ablauf auf der Baustelle gewährleistet.
Für die fachgerechte Restaurierung wurde dem Projekt – mit Bauherrn Frank Liedtke – 2001 die Pöppelmannmedaille verliehen. Für energiebewusstes und umweltfreundliches Bauen und Sanieren wurde das Baudenkmal im Bundeswettbewerb “Energie sparen in Baudenkmälern” im Dezember 2001 ausgezeichnet.
Guido Kramp
Kramp & Kramp
Das Unternehmen “Kramp & Kramp” hat sich im gesamten Kreis Lippe und darüber hinaus einen hervorragenden Ruf speziell in der Altbau-sanierung erworben. Die Basis für das heute florierende Unternehmen legte im Jahre 1964 Vater Georg Kramp mit der Eröffnung eines Baugeschäftes in Lieme. Zehn Jahre später kam ein Antiquitätenhandel dazu. In den Jahren 1990 bzw. 1991 beerbten Guido Kramp und Andreas Kramp ihren Vater. Guido ist Tischlermeister und Geprüfter Restaurator im Tischlerhandwerk. Sein Bruder Andreas ist Baumeister und geprüfter Restaurator im Maurerhandwerk. Beide sind Sachverständige für Holz-, Bautenschutz und Baudenmalpflege.
Partner der Firma von Guido Kramp ist die Pax Holzfenster GmbH aus Bad Lausick.
Das vorgestellte Objekt betreute die auf Denkmalpflege und Altbausanierung spezialisierte Architektin Dipl.-Ing. Manuela Kramp, 32657 Lemgo.
Kramp & Kramp GbR
Tel 0 52 61/64 64
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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