Tischler und Schreiner sind regelrechte Langstreckenläufer. Über 10 Kilometer weit marschiert im ungünstigsten Fall ein Mitarbeiter innerhalb eines Arbeitstages. Wohlgemerkt: auf einer Betriebsfläche von nur 325 Quadratmetern.
Das Projekt Werkstattoptimierung im nordrhein-westfälischen Tischlerhandwerk hat noch weitere erschreckende Fakten aufgedeckt, wie der Test mit einem Musterauftrag in verschiedenen Betrieben zeigt: Für die Herstellung eines einfachen Korpuselementes wurden bei gleichen Startvoraussetzungen zwischen 38 und 97 Minuten Fertigungszeit benötigt. Das sind nicht weniger als ganz und gar nicht schlappe 250 Prozent Zeit- differenz für ein alltägliches Standardelement (Seite 45)!
Und wenn es nur 100 Prozent Unterschied wären: die fatalen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit und nicht zuletzt auf den Erlös liegen auf der Hand.
Die Ursachenforschung der Verschwendung von Zeit und Kosten führt zu einer in allen Betriebsgrößen immer noch stark vernachlässigten Disziplin: Mit kritischer Schwachstellenanalyse und ausgefeilter Arbeitsplatzgestaltung lassen sich eine ganze Menge Kosten einsparen. Und das nicht etwa mit hohen Investitionen sondern mit oft ganz einfachen Rezepten: Transport- wege und Suchzeiten nach Werkzeugen und Materialien verkürzen, Ordnung in unsortierten Lagern und optimierte Handarbeitsplätze schaffen.
In „organisch“ über die Jahre gewachsenen Strukturen ist das Zünden der nächst höheren Rationalisierungsstufe oft sinnvoll. Maschinenstellpläne und Fertigungsabläufe gehören immer wieder auf den Prüfstand. Ein Beispiel aus der Praxis ermutigt mit ganz zweckmäßigen Lösungsansätzen Zeit und Kosten sparende Abläufe zu gestalten (Seite 40). Gerade in Zeiten harten Wettbewerbs ist dies eine Pflichtauf- gabe für jeden Betriebsinhaber, Meister und Fertigungsexperten und gewiss keine Zeitverschwendung.
Genau so wenig wie die Lektüre weiterer, interessanter Themen in dieser BM-Ausgabe: Wer sich in der Nische Denkmalschutz überzeugend profilieren will, kann von einem Netzwerk-Knüpfer einiges lernen: Mathias Vielstädte hat gut zu tun, bis Herbst 2006 reicht der Auftragsbestand des kleinen Betriebes in Ostercappeln (Seite 54).
Gute Aufträge verspricht nach wie vor der individuelle Küchenmarkt. Stimulierende Raumkonzepte und spektakuläre Blickfänge sind dort gefragt. Dazu halten wir wieder zahlreiche Gestaltungsideen, ungewöhnliche Entwürfe, Werkstoffe und Zulieferteile parat (ab Seite 24).
Viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg beim Ausschöpfen des Rationalisierungspotenzials.
Herzlichst Ihr
Manfred Maier
Chefredakteur
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