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Schweizer und Österreicher sind weit voraus

Drei-Länder-Konferenz zur CNC-Ausbildung
Schweizer und Österreicher sind weit voraus

Von Nachbarn lernen: Schweizer und Österreicher sind uns in Sachen CNC-Ausbildung weit voraus. Dort wurden längst schon Konsequenzen aus dem rasanten Wandel der Fertigungstechnik gezogen und gemeinsam mit den Berufsverbänden einheitliche Ausbildungsstandards in der Grundausbildung fest verankert.

Über 30 Fachleute aus allen Bereichen der CNC-Ausbildung diskutierten am 22.Oktober 2005 den aktuellen Stand der CNC-Ausbildung im Tischlerhandwerk in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland.

Die C-Ausbildung in der deutschen Tischler- und Schreinerausbildung – darüber waren sich die anwesenden Lehrkräfte aus Deutschland einig – hinkt der aktuellen Entwicklung ziemlich hinterher. Zu geringe Berücksichtigung in den Lehrplänen, zu wenig Stunden und mangelhafte Ausstattung in den Berufsschulen werden u. a. beklagt. Zudem fehle es an einheitlichen Inhalten und Standards. Die Befürchtung eines Tagungs-Teilnehmers in punkto Nachwuchs-Qualifikation scheint durchaus berechtigt: „Wir geraten immer mehr ins Hintertreffen.“
Christian Zander (Gewerbe Akademie Freiburg), Initiator der Drei-Länder-Konferenz und engagierter Kämpfer für eine bessere und bedarfsorientierte CNC-Ausbildung, konstatiert Stillstand in der Diskussion. Trotz zahlreicher Initiativen in den letzten Jahren habe es keine wesentlichen Veränderungen oder gar Fortschritte gegeben. „Leider lehnt der Bundesverband BHKH, im Unterschied zu den schweizer und österreichischen Verbänden die Intensivierung der maschinenpraktischen CNC-Ausbildung offensichtlich ab. Wenn sich das nicht ändert, werden sich andere Ausbildungswege am Bundesverband vorbei etablieren.“
Dass es bei jungen Tischlern und Schreinern häufig an Grundlagenwissen mangelt, bestätigt Wolfgang Mutschler, der mit seiner Crew im Homag Training Center aus Fahrschülern möglichst Formel 1-Piloten machen soll: „Die Zeit für die CNC-Schulung ist immer erheblich zu kurz, wenn unsere Teilnehmer keine CNC-Kenntnisse mitbringen. Wir können an vielen Beispielen beweisen, dass sich fundierte CNC-Grundlagen, ganz entscheidend auf eine schnelle Produktivität und Wirtschaftlichkeit des angeschafften Bearbeitungszentrums auswirken.“ Mutschler vertritt in diesem Sinne auch das Anliegen seiner Schreinerkunden. Sein Appell an die Teilnehmer: „Setzen Sie sich dafür ein, dass Sie mit Ihren Schülern möglichst frühzeitig den CNC-Führerschein machen können.“
Von Nachbarn lernen: In dieser Situation ist der Blick über die Grenzen und der Erfahrungsaustausch durchaus hilfreich und inspirierend. Vor allem auch deshalb weil in Österreich und der Schweiz ganz unterschiedliche Konzepte für eine effektive C-Ausbildung etabliert wurden.
Schweiz: C-Techniken für alle
Andres Loosli (VSSM) und Michael Portmann (VSSM Ausbildungszentrum Bürgenstock) berichteten über die Berufsausbildung des Schreinernachwuchses in der Schweiz. In der Schweiz werden alle Lehrlinge des Wahlbereiches Möbelschreiner in C-Techniken ausgebildet und auch geprüft. Allerdings: Die Schreinerlehre in der Schweiz umfasst 4 Lehrjahre. Darin ist der C-Unterricht mit theoretischen und praktischen Teilen eingebunden. Der Berufsschulunterricht im Bereich der C-Techniken umfasst etwa 60 Lektionen oder Unterrichtseinheiten, der fachpraktische Unterricht an CNC-Maschinen wird in einem 4-tägigen Überbetrieblichen Kurs (ÜK) verpflichtend für alle Lehrlinge durchgeführt.
Die Weiterbildung ist in der Schweiz modular aufgebaut, wobei verschiedene Abschlüsse bis hin zum staatlich geprüften Schreinermeister möglich sind. Auch hier sind C-Module (CAD, CNC, CAM) verpflichtender und geprüfter Bestandteil des Ausbildungsganges.
Neuer Lehrberuf in Österreich: Tischlereitechniker
Völlig neue Wege werden in Österreich beschritten. Michael Fischler von der Landesschule für Holzgewerbe in Absam (Tirol), informierte über den neu geschaffenen 4-jährigen Lehrberuf des „Tischlereitechnikers“, der als Alternative zur 3-jährigen Tischlerlehre angeboten wird. Diese Berufsausbildung verläuft im 1. und 2. Lehrjahr inhaltlich parallel mit der Tischlerausbildung, spezialisiert sich im 3. Lehrjahr und beinhaltet ein zusätzliches 4. Ausbildungsjahr.
Eine fundierte Ausbildung in CAD und in CNC-Techniken ist einer der Kernpunkte der erweiterten Ausbildungsinhalte, wie ein Blick auf den Lehrplan zeigt. Allein 317 Unterrichtsstunden sind für Computergestütztes Fachzeichnen vorgesehen. Hinzu kommt das Computertechnische Labor mit 168 Stunden.
Der Österreichische Ansatz setzt in dieser Form deutlich auf ausbildende Betriebe und eine zu begeisternde Minderheit der Auszubildenden.
Weitere Referate boten interessante thematische Ergänzungen: Michael Kämper, Hannover, hat in seiner Examensarbeit die CNC-Ausbildungspraxis der Berufsschulen in Niedersachsen untersucht. Er zeichnete das Bild einer großen Uneinheitlichkeit des Unterrichtes und kommt zu dem Schluss, dass eine Standardisierung unbedingt notwendig wäre (siehe auch BM 10/05, Seite 136: „Einheitliche Standards erwünscht“).
Monika Linder, von dem Berliner Verein Baufachfrau, referierte unter dem Titel „CNC ist mehr als Rationalisierung“ über die Bedeutung des Designs für die CNC-Ausbildung. In einem Projekt in ihrer Institution wurden CNC-gerechte Entwürfe entwickelt. Sie zeigte anhand zahlreicher Beispiele, wie die neuen Technologien auch ein neues, attraktives Design hervorbringen können. Ihr Credo: Die Bearbeitungsmöglichkeiten der CNC-Technik inspirieren und fördern die gestalterische Kreativität.
Gemeinsam nach vorn
Die Referenten aus der Schweiz und aus Österreich machten deutlich, dass die neuen Lehrpläne in enger Zusammenarbeit mit Berufsverbänden, Lehrkräften und Ausbildungsstätten etabliert werden konnten. So gibt z. B. der Schweizer Dachverband VSSM gemeinsam mit einer Fachlehrervereinigung ganz klar vor, was gelernt werden muss. Gerade daran scheint es hierzulande zu mangeln, wie die Abschlussdiskussion in Freiburg zeigte. Nach wie vor herrsche große Uneinigkeit über Ausbildungsinhalte, der Definition des Grundlagenwissens oder auch in der Frage der überbetrieblichen CNC-Ausbildung. Hier gebe es Handlungs- und Orientierungsbedarf, um für den Nachwuchs eine fundierte und praxisgerechte Ausbildung in der neuen Technologie zu gewährleisten. Auf der Suche nach entsprechenden Konzepten hätten die unterschiedlichen Wege aus der Schweiz und aus Österreich wertvolle Hinweise und Anregungen geboten.
Freiburger Erklärung zur CNC-Ausbildung
Abschließend verabschiedeten die Teilnehmer die „Freiburger Erklärung zur CNC-Ausbildung im Tischlerhandwerk“ in der wichtige Orientierungspunkte für die Zukunft formuliert sind. Hier auszugsweise einige Kernpunkte:
„Wir möchten die Verbände des Tischlerhandwerks auffordern, konsequent den jeweils eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Dabei erachten wir folgende Grundgedanken für zentral:
  • In der Lehrlingsausbildung sollten fundierte CAD-Kenntnisse vermittelt werden. Der Auszubildende sollte in der Lage sein, Bearbeitungszentren zu programmieren und selbstverantwortlich zu bedienen. Die Überprüfung dieser Fähigkeiten sollte ein Pflichtbestandteil in der Gesellenprüfung sein.
  • In der Aufstiegs-Fortbildung werden die Fachkräfte unterhalb der Meisterebene geformt. Für die in der Arbeitsvorbereitung Beschäftigten ist es erforderlich, umfassende CAD-Kenntnisse mit Kenntnissen der Konstruktion und der Kalkulation zu vereinen. Für die überwiegend in der Produktion Beschäftigten sind Kenntnisse der optimierten Programmierung (Varianten und Parameter), der CAM-Fertigung und der Datensicherung sowie vertiefte Fähigkeiten der Maschinenführung wünschenswert. So noch nicht vorhanden, sollten die Prüfungsordnungen national angeglichen werden, um zu einer durchgängigen Vergleichbarkeit und größerer Akzeptanz zu kommen.
  • Zentrale Frage der Meisterausbildung ist nicht die persönliche Beherrschung der C-Techniken, sondern ihr betriebswirtschaftlich sinnvoller Einsatz und deren Folgen. Dennoch ist heute auch eine CNC-Grundausbildung unverzichtbar, weil mit der Qualifizierung des Führungsnachwuchses der effektivste Weg eingeschlagen wird, die neue Technologie auch in die Betriebe zu bringen. Aus diesem Grund sollte die Überprüfung von Programmierkenntnissen und der Fähigkeit der praktischen Maschinenbedienung unverzichtbarer Bestandteil jeder Meisterprüfung im Tischlerhandwerk sein.“
Der gesamte Wortlaut der „Freiburger Erklärung“ kann im Internet abgerufen werden. (mm)
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