Der italienische Plattenaufteil-Spezialist Giben geht in die Offensive: Mit wegweisenden technischen Neuentwicklungen sowie einer geänderten Vertriebsstrategie fühlt sich das Unternehmen für die angepeilte Expansion – vor allem auch auf dem anspruchsvollen deutschen Markt – bestens gerüstet.
Auf der diesjährigen IWF, der bedeutendsten nordamerikanischen Messe für Holzbearbeitungsmaschinen (Atlanta/USA, 24.-27. August), haben die Giben-Entwickler die Katze aus dem Sack gelassen. Dort nämlich präsentierte das Unternehmen mit Stammsitz in Pianoro bei Bologna erstmals sein neuartiges „PM-System“ der Öffentlichkeit – und wurde prompt dafür mit dem begehrten Challengers Award ausgezeichnet. Die Abkürzung steht für „Pinze Mobile“, zu Deutsch: bewegliche Spannzangen. Klingt eigentlich gar nicht so spektakulär – ist es aber durchaus. Giben-Chef Piergiorgio Benuzzi selbst bezeichnet die inzwischen weltweit patentierte Entwicklung gar als „revolutionär“.
Kein Schieber, sondern ein Roboter
Grundidee des neuartigen Systems ist die Abkehr von fest montierten Spannzangen. Deren systembedingte „Nachteile“ in punkto Flexibilität werden sozusagen in handfeste Vorteile umgewandelt. Der Anwender muss nämlich nicht mehr seine Schnittbilder an die vorhandene Spannzangen-Konfiguration anpassen. Im Gegenteil – das System ermöglicht das rationelle Abarbeiten im Prinzip beliebiger und vor allem beliebig oft wechselnder Schnittpläne.
Doch damit nicht genug: Gleichzeitig steigt die Produktivität, denn die Anzahl der Schieberzyklen kann sich je nach Schnittplan erheblich verringern. Und damit die Durchlaufzeit.
Giben verspricht Produktivitätssteigerungen gegenüber Plattenaufteilanlagen mit konventionellen Spannzangensystemen um bis zu 50 Prozent. Diese fielen umso höher aus, je vielseitiger bzw. „komplizierter“ die abzuarbeitenden Schnittpläne seien.
Auf Grund der genannten Produktivitätssteigerung, so Giben weiter, könnten mit dem PM-System ausgestattete Einlinienmaschinen bereits das Leistungsniveau konventionell arbeitender Winkelanlagen erreichen. Für Anwender ergäben sich im Vergleich dann Kostenvorteile in Folge des geringeren Anschaffungspreises sowie auch des deutlich reduzierten Platzbedarfs.
An Stelle der sonst fest montierten Spannzangen kommen bei den brandneuen Maschinenserien „Formula X“ bzw. „Formula XY“ zwei bis drei bewegliche Spannzangen zum Einsatz. Die Spannzangen der Formula X – der Name deutet es bereits an – sind in X-Richtung (Längsrichtung, Schnittrichtung) verfahrbar. Bei der XY-Ausführung kommt eine Verfahrbarkeit in Y-Richtung hinzu. Die automatische Spannzangenpositionierung in X-Richtung bewirkt, dass man auch mehrere Gruppen von Streifen nebeneinander spannen (bis zu zwei Streifen je Spannzange) und diese dann gleichzeitig schneiden kann (logische Schnitte). Die Breiten der einzelnen Streifen spielen dabei keine Rolle, denn die Spannzangen fahren stets in die optimale Position. Durch diese Zusammenführung sonst mehrerer Queraufteilvorgänge reduziert sich die Anzahl an Zyklen und Bewegungsabläufen von Sägewagen und Schieber deutlich.
Die Formula XY erschließt mit ihren zusätzlich in Y-Richtung verfahrbaren Spannzangen im Bereich des Queraufteilens zusätzliches Rationalisierungspotential. Mit ihr ist es nämlich möglich, aus mehreren nebeneinander liegenden Streifen mit einem Schnitt beispielsweise drei unterschiedliche Längen abzutrennen. Das wird möglich, indem die einzelnen Spannzangen die Plattenstreifen automatisch versetzt so positionieren, dass deren Schnittkanten exakt in einer Linie liegen. Gegenüber konventioneller Spanntechnik sorgt auch dies für eine Verringerung der Schieberzyklen.
LeistungsstarkePC-Steuerung
Sämtliche Maschinenbewegungen, so auch die der NC-gesteuerten Spannzangen, werden von der Maschinensteuerung „G-Drive“ koordiniert. Bei dieser Giben-Entwicklung handelt es sich um eine echte 32-Bit-PC-Steuerung, die auf dem Betriebssystem Windows NT basiert. Hardwaretechnisch verbirgt sich dahinter ein Standard-PC mit 17 Zoll-Farbbildschirm.
Während der Abarbeitung eines Auftrags oder auch im Simulationsmodus werden die Bewegungen von Maschine, Platten und Teilen in Echtzeit auf dem Bildschirm dargestellt. Die direkte Steuerung der Maschinenfunktionen ermöglicht eine vollständige und exakte Diagnose und Fehlersuche sowie auch die Ausgabe detaillierter Fehlermeldungen zur raschen Problembehebung. Zur Unterstützung des Bedieners werden Kombinationen ausführlicher Fehlermeldungen, Vorschläge zur Problembehebung, kurze Videosequenzen, Fotografien oder auch Zeichnungen zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus ermöglicht das Betriebssystem Windows NT die Bearbeitung und/oder das Upgraden der Diagnose-Bibliotheken nach Bedarf.
Für die Dateneingabe stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung: Manuell direkt an der Maschine, über Diskettenlaufwerk oder aber via Netzwerk. Eine weitere Option ist der schnelle und differenzierte Etikettendruck für die gerade geschnittenen Teile.
Optimierung mitZusatzfunktionen
Ebenfalls im eigenen Hause entwickelt, präsentiert sich die dieses Jahr vorgestellte, neue Version der Optimierungs-Software „Optisave“ mit fortschrittlicher 32-Bit-Technologie. Hier sorgt die übersichtliche Windows-Oberfläche mit Mausbedienung und grafischer Unterstützung für hohen Bedienkomfort.
Darüber hinaus zeigt sich Optisave als vielseitiges Instrument zur Produktionsgestaltung: Netzwerkanbindung, Übernahme von Daten aus Branchen-Software, Anbindung an PPS-Systeme und Etikettendruck sind einige dieser Möglichkeiten. Hinzu kommen eine Schnittplan-Gesamtübersicht mit Zoom-Funktion, bequeme Steuerung der Optimierung über sortierte Parameterlisten in Fenstertechnik oder auch die Möglichkeit der Steuerung mehrerer Maschinen via Netzwerk.
Die offene und standardisierte Optisave-Schnittstelle ermöglicht die Anbindung an PPS-Systeme (Stücklistenübernahme, Rückmeldung von Aufteildaten und benötigten Zeiten) sowie auch die Einbindung (seriell oder über Netzwerk) von Sägerechnern.
Lösungen für jedeBetriebsgröße
Seit knapp 40 Jahren beschäftigt sich Giben ausschließlich mit dem Thema Plattenaufteilen. Neben dem Bau von Plattenaufteilmaschinen werden die erforderlichen Peripherieanlagen und -geräte sowie auch Beschickungs- und Abstapelanlagen hergestellt. Auch die Steuerungs- und Optimierungssoftware wird im eigenen Hause entwickelt.
Über die beschriebenen neuen Maschinen mit beweglichen Spannzangen – Formula X bzw. XY (Einlinienmaschinen mit PM-System) sowie Formula S XY (Winkelanlage mit PM-System) – hinaus hat das Unternehmen eine breite Palette weiterer Maschinen im Programm. Diese decken das ganze Spektrum vom Handwerksbereich bis hin zu industriellen Großanlagen bei Holzwerkstoffherstellern ab. Im Einlinienbereich sind dies die Maschinentypen
• Starmatic: Standardmaschine für den Handwerks- und industriellen Bereich (Schnittlängen: 3300-4500 mm)
• Prismatic: Plattenaufteilanlage mit zahlreichen Ausstattungsoptionen für den gehobenen Handwerks- sowie den industriellen Bereich (Schnittlängen: 2200-6500 mm)
• Matic 401: Schwere Plattenaufteilanlage für sehr hohe Leistungsanforderungen im industriellen Bereich (Schnittlängen: 4000-4500 mm)
• Alumatic: Plattenaufteilanlage auf Basis der Matic 401 zum Schneiden von Aluminium und anderen Buntmetallen
• Plastmatic: Plattenaufteilanlage auf Basis der Matic 401 zum Schneiden von schweren PE- und anderen Kunststoffen.
Auch im Bereich der Winkelanlagen ist das Angebot vielfältig:
• Sigmatic: Für sehr individuelle Anforderungen und mit vielen Ausstattungsoptionen (Schnittlängen längs: 3800-5700 mm, quer: 1600-2700 mm)
• Supermatic: Für Massenproduktion mit vielfachen Ausstattungsoptionen für den großindustriellen Bereich mit komplett automatisierten Beschickungen und Abstapelungen
• Hypermatic: Für Massenproduktion mit vielfachen Ausstattungsoptionen, mit mehr als zwei Sägen in einer Anlage, im großindustriellen Bereich der Spanplattenindustrie mit komplett automatisierten Beschickungen und Abstapelungen
• Tetramatic: Neues, patentiertes System für höchste Leistung durch ein spezielles Sägenkonzept (zwei komplette Sägewageneinheiten übereinander) für Pakethöhen von 220 mm und mehr.
KundenorientierteVertriebsstruktur
In Deutschland, nach eigenen Angaben einer der sehr wichtigen Märkte für Giben, hat man mit einer geänderten Vertriebsstruktur die Weichen für die Zukunft neu gestellt. Mit mehr Kundennähe sowie maßgeschneidertem Service rund ums Produkt will das Unternehmen vor allem den Zielgruppen Handwerk und mittelständische Industrie noch stärker als kompetenter Partner gegenüber treten. Ein wichtiges Ziel ist in diesem Zusammenhang die Steigerung der Beratungskompetenz bei gleichzeitig uneingeschränktem Full-Service auf hohem Niveau. Um dies zu erreichen, hat man sich für eine Zusammenarbeit mit zuverlässigen Service- und Vertriebspartnern entschieden. Gemeinsam mit Giben Deutschland, das mit seinen insgesamt 16 Mitarbeitern, davon sechs Service-Techniker, am Standort Empfingen ein ständiges Ersatzteillager im Wert von rund einer Million Mark vorhält, will das Unternehmen im Laufe des nächsten Jahres ein Netz von rund 15 Vertriebspartnern aufbauen. Neben den Experten von Giben Deutschland soll deren geschultes Personal dann flächendeckend mit kurzen Reaktionszeiten für optimale und kompetente Kundenbetreuung sorgen. Einige leistungsstarke Kooperationspartner hat der Plattenaufteil-Spezialist bereits gewonnen: So beispielsweise für ein Teilgebiet in Norddeutschland die Koch Vertriebsgesellschaft GmbH & Co. KG mit Sitz in Leopoldshöhe bei Bielefeld.
Im Raum Heilbronn/Stuttgart kooperiert man mit der Firma Bort & Herkert Holzbearbeitungsmaschinen, Bretzfeld-Schwabbach. Im Bereich Gebrauchtmaschinen/Handling wurde mit der MHF Holzbearbeitungsmaschinen GmbH, Rietberg, eine Zusammenarbeit besiegelt. Partner für den Raum Bayern/Österreich ist die Fribatec Planungs- und Handels GmbH mit Sitz in Freilassing, für den Raum Aachen/Köln/Bonn die Firma Emka GmbHin Rheinbach. Diverse weitere Kooperationsverträge, so teilt Giben weiter mit, seien bereits in konkreter Vorbereitung.
Christian Närdemann
Giben im Kurzporträt
1947 gegründet, beschäftigt sich Giben seit inzwischen knapp 40 Jahren ausschließlich mit dem Plattenaufteilen. Produktionsstandorte befinden sich an den italienischen Standorten Pianoro bei Bologna (140 Mitarbeiter) und Rovigo, nahe Venedig (70 Mitarbeiter), sowie in Brasilien (70 Mitarbeiter). Darüber hinaus unterhält das Unternehmen weltweit eigene Vertriebsniederlassungen: USA, Kanada, Australien/Neuseeland, Spanien, Skandinavien, Großbritannien und Deutschland. Die Deutsche Niederlassung operiert bereits seit 20 Jahren erfolgreich vom Standort Empfingen aus. Dort sind zehn Mitarbeiter und zusätzlich sechs Service-Techniker beschäftigt. Insgesamt beschäftigt die Fingiben Holding, unter der sämtliche Produktions- und Vertriebsstandorte zusammengefasst sind, weltweit 350 Mitarbeiter. Der Umsatz wird Unternehmensprognosen zu Folge im Jahr 2000 umgerechnet rund 72 Mio. Euro betragen. Für die kommenden Jahre hat das Unternehmen ehrgeizige Ziele: Um jeweils 15 Prozent soll beim Umsatz zugelegt werden. Was den deutschen Markt angeht, sieht man in den Zielgruppen Handwerk und mittelständische Industrie den „Wachstumsmotor Nr. 1“. Darüber hinaus baut man auf Alleinstellungsmerkmale im technologischen Bereich, wie beispielsweise das neue PM-System.Kontakt: Giben Deutschland GmbHJulius-Bauser-Straße. 1872186 EmpfingenTel 0 74 85/9 98 03-0Fax ~/9 98 03-23E-Mail: giben@giben.deInternet: www.giben.de
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