Schreiner sind meistens kreative Menschen – sind Tüftler und Bastler. Dies wird beim Entwurf und bei der Fertigung von Gesellen- bzw. Meisterstücken besonders auffällig. So auch bei dem Stummen Diener – ein Meisterstück, das Rolf Bareiß an der Meisterschule Schwäbisch Hall konzipierte und baute.
Der Stumme Diener, den wir als BM-Archivblatt auf der Seite 108 vorstellen, soll verschiedene Kleidungsstücke aufnehmen sowie die kleinen Dinge des alltäglichen Gebrauchs ordentlich verwahren. Dabei überzeugt das Meisterstück nicht bedingungslos durch Grazie, aber viel mehr mit raffinierten Details.
So hat das Meisterstück im Korpus aus Ahorn eine Schublade, darüber ein Schwenktableau, das allseitig auf Gehrung einschlagend konzipiert wurde und als solches nicht auf Anhieb zu erkennen ist und in dem sich Brille, Uhr, Schlüsselbund und andere Kleinigkeiten aufbewahren lassen. Es ist an einem eigens angefertigten Winkelband angeschlagen, welches in der Rückwand verborgen liegt und von außen nicht sichtbar ist. Um ein Abkippen des Tableaus zu verhindern, wurde es am hinteren Teil zusätzlich mit zwei Kugellagern abgestützt, die exakt zwischen dem oberen Boden und dem Zwischenboden laufen. Ein Führungsstift läuft zusätzlich im oberen Boden und sorgt dafür, dass das verdeckt liegende Winkelband nicht zu stark belastet wird.
Auf der Unterseite des hinteren Korpusteils ist per Drucktaster ein Verschluss zu betätigen, der das Schwenktableau zuhält. Der ausgefräste Boden des Schwenktableaus wurde mit rotem, samtartigen Nextellack lackiert.
Der darunter liegende Schubkasten bietet Raum für Geldbörse oder Ähnliches und ist über einen Vollauszug aus H-förmigen Aluminiumprofilen geführt. Interessant auch der eingelassene Schubladengriff: er wird über Federn flächenbündig gehalten. Betätigt man jedoch den Griff links oder rechts – durch leichtes Eindrücken – so wippt der Griff in der Mitte heraus und kann einfach bedient werden. wp
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