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Sunrise – ein Sommermärchen

Neu-Ulmer Schreiner-Azubis bauen Solarboot
Sunrise – ein Sommermärchen

Zwölf Schreiner-Azubis der Berufsschule Neu-Ulm nahmen am Solarbootwettbewerb „Solarboote erleben“ teil. Jedoch nicht mit fertigen Bootsrümpfen aus Kunststoff wollte man ins Rennen gehen, sondern mit einem selbst entwickelten und gebauten Katamaran aus Holz – und das vorbildliche Engagement wurde belohnt, aber lest selbst …

Peter Haug

Durch einen Kollegen wurden unsere Fachlehrer Andreas Häußler und Gerhard Rieger auf den Solarbootwettbewerb „Solarboote erleben“ im Landkreis Neu-Ulm aufmerksam gemacht. Die Anfrage wurde vom 2. Ausbildungsjahr mit großem Interesse aufgenommen – allerdings unter der Vorgabe, dass das Boot komplett selbst gebaut wird und nicht auf fertige Kajaks oder ähnliches zurückgegriffen wird, die dann mit der Technik bestückt werden. Ziel war ein eigenständig gestaltetes, geplantes und konstruiertes Boot zum Wettbewerb einzureichen. Für ein Team aus lauter Landratten mit wenig Bootserfahrung ein großes Ziel.

Überdurchschnittliches Engagement

Nach Rücksprache wurde es ermöglicht, die Fächer Deutsch und Religion für das Projekt zu nutzen. Somit war aber auch klar, dass nach Unterrichtsende, Feierabend, am Freitagnachmittag und am Samstag an dem Projekt gearbeitet werden musste, da der Schultag allein nie ausreichen würde.

Von der Idee zum Modell

Es war für uns Lehrkräfte unglaublich zu sehen, wie Jugendliche, wenn sie für eine Aufgabe brennen, die Motivation und Bereitschaft aufbringen, ihr Ziel zu verwirklichen. Beginnend im Januar mit den ersten Planungsschritten, Recherchen im Internet über Bootstypen, Formen und Bauarten, ging es zu Schulungen über Solartechnik, Seerecht und Knoten knüpfen, an die Konstruktion von drei verschiedenen Modelltypen. Erste Zeichnungen mit VectorWorks wurden auf den Laserschneider geschickt. Nach dem Zusammenbau gab es die ersten Testläufe im Wännchen, dann im Fischteich. Videomitschnitte und Federwaage zeigten, dass der Katamaran die besten Eigenschaften aufweisen konnte.

Geht nicht, gibt’s nicht – rein in die Realität

Nach langen Diskussionen, umfangreichen Planungen und dem Ausloten der Grenzen des CAD-Programms, galt es nun, alles in die Realität umzusetzen: Holzauswahl treffen, zeichnen, planen und dann natürlich noch einen Raum für die Lagerung finden. Ein Problem war natürlich wie immer das Geld. Eine solide Finanzierung und die Materialbeschaffung mussten gelöst werden. Anfragen bei Firmen, Sponsorensuche, Sonderrabatte … und dann die Erkenntnis, dass Gelder nicht so einfach angenommen werden können. All das wurde souverän gemeistert. Zeitgleich wurden die Bootsrümpfe montiert und formverleimt. Die Bugkonstruktion war bereits im 1:1-Modell sauber gelöst worden. Schablonenbau für die maßgenaue Konstruktion, neue Klebetechniken und dann natürlich die Problematik, gekrümmte Flächen sauber bündig zu bekommen. Phantasie, Kreativität und die Erkenntnis: „Technik kann nicht alles, die Hand schafft es dann doch“.

Von der Planung zum fertigen Objekt

Alle Teile wurden per CAD vorgezeichnet, aus dem Raum in die Fläche gewickelt und mit Kopf- und Fußkontur auf die CNC-Maschine gelegt. Nächstes Problem: die benötigten Teile sind länger als die vorhandenen Plattenmaße, also die Längsstöße mit Schiftung verleimen. Zwingenanzahl und nur schräge Ansatzflächen werfen neue Schwierigkeiten auf. Verleimung mit Epoxidharz – noch nie gemacht und dann gleich ein krummes Objekt mit der richtigen Klebekonsistenz! Die Lösung: Epoxidharz und Baumwollfasern. Dann hieß es Beschweren, Spannen und die Kontaktflächen dicht bekommen. Zwingen, Keile und mit Wasser gefüllte Wannen kamen zum Einsatz. Mehrere Wochenenden wurden geopfert. Trotz aller Schwierigkeiten hielt beim ganzen Team die Spannung an. Der enge Zeitrahmen, Regattatermin am 9. Juli und die Enttäuschung, dass nicht auf der Donau im Rahmen des Donaufestes, sondern abseits auf dem Thalfinger See gestartet wird, war für viele ein kräftiger Motivationsdämpfer, der aber schnell überwunden wurde.

Letzte Vorbereitungen

Die Kleingruppen Solartechnik und Knoten hatten ihre Schulungen hinter sich gebracht und kümmerten sich um den wasserdichten Einbau der Technik im Boot. Testsitzen für die Gewichtsverteilung, Montage der Solarzellen, Verbindung der beiden Rümpfe und natürlich noch die „Optik“ des Gesamtkunstwerks. All das wurde gelöst, während die Lackierung fertiggestellt wurde.

Das Endprodukt ließ dann aber alle sprachlos dastehen. Das Boot war superschön, elegant und fantastisch anzusehen. Allerdings stand noch die Jungfernfahrt an. Entgegen allen Befürchtungen lag es super im Wasser und ließ sich prima steuern. Selbst eine Belegung mit acht Personen (ohne Technik) verkraftete es. Für die Namensgebung Sunrise wurden die Buchstaben mit dem Laser aus Acrylglas geschnitten und stolz auf den Bootsrumpf geklebt. Wenn schon edel, dann richtig!

Der Regattatag – ein Highlight

Die Aufgaben, Spurt, Slalom und Ausdauerfahren mit Teamaufgaben an Land wurden mit der Cleverness unserer Praktiker, die Technik sinnvoll und gemäßigt einzusetzen, sich außerhalb des Pulks zu bewegen und manche Aufgaben erst nach den Staus an den Einzelstationen abzuarbeiten, souverän gelöst. Als Krönung wurde das Boot zum schönsten der Regatta gewählt und erreichte damit den ersten Platz im diesjährigen Wettbewerb „Solarboote erleben“.

Wir Lehrer standen mit Rat zur Seite, die Entscheidungen wurden aber immer vom Team getroffen und umgesetzt. Schule und Ausbildung kann so viel mehr sein. Zitat eines Besuchers: „Die können ihren Enkeln noch erzählen, wie sie in der Schule mal ein Boot gebaut haben! So etwas vergisst man nie wieder.“

Tatkräftige Unterstützung

Ein großes Dankeschön geht an unsere Sponsoren, die Schreinerinnung Neu-Ulm, der Carl Götz GmbH, und der M. u. H. von der Linden GmbH. Ebenso an die Lehrkräfte, die Herren Rieger und Häußler der Holzabteilung, die endlose Stunden ihrer Freizeit damit verbracht haben, uns zu unterstützen und den Zugang zu den Werkstätten auch zu „unmöglichen“ Zeiten zu ermöglichen.

http://l.ead.me/sonnenschreiner

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