Die Krise der Holz- und Möbelindustrie scheint beendet. Nachdem im vergangenen Jahr der Umsatzrückgang mit einem leichten Plus gestoppt wurde, rechnet die Branche 1998 mit einem Zuwachs von 4 %. Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie (HDH) und des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM), Dirk-Uwe Klaas, zeigte sich auf der Jahrespressekonferenz beider Verbände Mitte August optimistisch. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres stieg der Umsatz der Branche gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,6 % auf über 38 Mrd. DM. Der mit einem Anteil von mehr als 56 % dominierende Bereich Möbel profitierte sogar etwas stärker von diesem Trend. Allerdings, darauf wies Klaas hin, seien die Zahlen nicht auf das Gesamtjahr hochzurechnen, da sich besonders bei Möbeln die im März vorweggenommenen Käufe bemerkbar gemacht hätten. So hatte der Umsatz in dem Monat vor der Mehrwertsteuererhöhung um 20 % zugelegt. Insgesamt rechnet der Verband für die Möbelindustrie mit einem Plus von lediglich 2 % für 1998. Dies wäre der erste Zuwachs nach fünf rückläufigen Jahren.
Für die nach wie vor unbefriedigende Ertragslage der Branche – die Umsatzrendite wird auf rund 2 % geschätzt – macht Klaas insbesondere den Möbelhandel mitverantwortlich. Allein im vergangenen Jahr habe er die Verkaufsfläche um 500 000 m² erweitert. Damit beschwöre er Preisschlachten herauf, die weder der Industrie noch dem Handel ein Auskommen am Standort Deutschland böten. Die Möbelindustrie hofft, im laufenden Jahr deutliche aber dennoch moderate Preissteigerungen durchsetzen zu können. Dazu soll auch der sogenannte “Titanic-Stil” mit aufwendigen Materialien und einem Schuß Exotik beitragen.
Der Trend zu einer besseren Rentabilität könnte jedoch für einen Teil der rund 3600 Betriebe mit insgesamt mehr als 290000 Beschäftigten zu spät kommen. Nachdem im letzten Jahr bereits rund 210 Firmen aufgeben mußten, dürfte sich die Pleitewelle fortsetzen. Was die Zahl der Arbeitsplätze angeht, rechnet die Branche frühestens 1999 mit einer Trendwende.
Hoffnungen setzt die Branche nach wie vor auf den Export. Als ein erstes Zeichen dafür, daß “die Unternehmen den Auslandsmarkt entdecken”, wertet es Klaas, daß 1997 das Exportplus mit 7,7 % erstmals die Steigerungsrate des Imports von 5,6% übertraf. Allerdings standen den Einfuhren in Höhe 13,45 Mrd. DM deutlich geringere Ausfuhren von weniger als 7 Mrd. DM gegenüber. n
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