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Transparente Akzente

Glas im Treppenbau
Transparente Akzente

Über Treppenstufen aus Glas zu gehen bzw. zu steigen, ist ein einzigartiges, aber auch ein ungewohntes Gefühl. Und doch machen ihre Durchsichtigkeit und scheinbare Schwerelosigkeit Treppen mit Glasstufen ebenso attraktiv wie zeitlos und elegant. Das leuchtende Grün der Stufen wirkt in Gebäuden und Räumen als erfrischender Farbtupfer.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird ständig versucht, die klassische Holztreppe mit ihren Wangen, Stufen und Setzstufen aufzulösen. Die Beispiele hierfür sind endlos: Einholmtreppen, Bolzentreppen, geländertragende Treppen, Hängetreppen an dünnen Metallstäben oder in jüngster Zeit Faltwerktreppen.

An durchsichtige Geländerfüllungen in Glas oder durchsichtigem Kunststoff (Plexiglas) haben wir uns schon lange gewöhnt. Bei Stufen aus Glas steht oftmals bei den Nutzern eine fragwürdige Funktionsfähigkeit im Raum, mit einem sicheren Gefühl, das nächste Stockwerk erreichen zu können.
  • 1953 wurden für die Automobilausstellung in Frankfurt/M. die ersten Treppen mit Glasstufen gebaut, sie führten zu einem Besprechungsraum. 1962 hatte sich die Firma Rosenthal in Düsseldorf eine Treppe komplett aus Plexiglas bauen lassen. Mit diesem Bauwerk war es dem Architekten gelungen, eine vollkommen transparente Treppe herzustellen. Diese magische Erscheinung und ästhetische Gebilde hatte die Fachwelt begeistert – leider aber nicht die Nutzer. Das auf Kunden orientierte Geschäft musste bald danach das Prachtwerk durch eine konventionelle Treppe ersetzen.
  • 1990 entstand die erste Treppe mit Glasstufen in meiner Werkstatt. Zur Entstehung dieser Treppe ist Folgendes zu sagen: Die Architekten und ich waren uns aufgrund der Raumkonzeption schnell einig, dass nur Glasstufen infrage kommen. Der Bauherr wollte zwar eine spektakuläre Treppe, aber mit dieser Art hatte er im ersten Moment nicht gerechnet. Es waren viele offene Fragen zu klären, über die heute nicht mehr geredet wird – beispielsweise die Dicke der Stufen und Setzstufen, das Auflager der Stufen in den Wangen, die Verbindung zwischen Stufen und Setzstufen, das Gewicht des Glases in Zusammenhang mit der Tragfähigkeit der Wangen, die Transparenz bzw. die Durchsichtigkeit der Stufen in Zusammenhang insbesondere mit weiblichen Nutzern und wie „die Hausfrau“ auf die zu erwartenden Kratzer im Glas reagiert.
Zur Tragfähigkeit der Stufen: Auf Anraten des Glashändlers wurde VSG (Verbundsicherheitsglas) mit einer Glasdicke von 2 x 15 mm verwendet. Die Setzstufen sollten bei einem Bruch zur Sicherheit dienen. Allerdings durfte das Glas nicht aufeinander liegen, eine 2 mm dicke Silikonfuge sorgte für einen elastischen Sitz. Auch die Stufen in den Wangen mussten elastisch aufliegen. Für diesen Fall wurde Moosgummi verwendet. Der Rest wurde ebenfalls in Silikon ausgespritzt. Durch eine Ätzung auf der Stufenunterseite konnte die Durchsicht gemindert werden.
Das Gewicht: Eine Stufe in Holz mit der entsprechenden Dicke wiegt nur rund die Hälfte, hinzu kommen die Setzstufen. Bei einer Holztreppe werden die Tritt- und Setzstufen miteinander verbunden und tragen sich gegenseitig ab. Bei Glas sind jede Stufe und Setzstufe als Einzellasten zu rechnen. Für den Fall wurde auf der Höhe der 6. Stufe anstelle des Geländerstabes ein Flachstahl mit der Wange verbunden und an die Decke gehängt. An dieser Stelle durchquert auch der Handlauf die Decke.
Die Verbindung zwischen Frei- und Wandwange: Dieses Problem wurde mit einem 4 mm dicken Edelstahlseil gelöst. Damit auf der äußeren Seite keine Rosetten sichtbar sind, wurden lange Rampamuffen eingelassen, in die das Gewindeterminal mit dem Seil eingedreht wurde. Auf der Innenseite wurde das Gewindeterminal klassisch mit einer Mutter gegengekontert, da diese Seite von der Säule verdeckt war.
Verkratzen der Stufen: Mit dem Verkratzen der Stufen hatte sich die Hausherrin nach kurzer Zeit angefreundet. Der erste Kratzer war ärgerlich, jedoch als mehrere Kratzer in der Laufspur entstanden, sah dies sehr reizvoll aus.
In der „gesetzlosen Zeit“ bis zur Herausgabe der „Technischen Hinweise“ wurden einige Belastungsversuche unternommen. So wurde beispielsweise auf zwei Leisten eine eigendimensionierte Glasstufe gelegt und darauf gesprungen. Das Ergebnis war, dass die untere Glasscheibe platzte. Zu einem Totalbruch, d. h. zu einem Bruch der mittleren Scheibe, ist es auch mit größter Anstrengung nicht gekommen. Es dient natürlich der Sicherheit, wenn im öffentlichen Bereich die Stufen und Kanten mit einem L-Winkel umfasst sind. Für den privaten Bauherrn ist es jedoch sehr verlockend, mit der grün leuchtenden Glasscheibe Akzente in einem Raum zu setzen.
1998 ist mit dem Glas-Handbuch dem Verarbeiter erstmals eine Richtlinie in die Hand gegeben worden, in dem in einem Dickendiagramm die Querschnitte abzulesen sind. Auch ist der Glasaufbau beschrieben mit der erforderlichen Auflage. Die angegebenen Dicken sind zugelassen für eine Belastung von 500 kg/m², also für den öffentlichen Bereich. Glasdicken für 350 kg/m², wie sie im Wohnungsbau verlangt werden, liegen nicht vor. In öffentlichen Bauten sind begehbare Gläser beliebt, um Akzente in Sachen Lichtdurchflutung zu setzen. Man findet sie in Verkaufshallen, Messen, Bahnhöfen und natürlich auch in Diskotheken.
Bei den „Allgemeinen Technischen Hinweisen“ für „Siglar begehbar“ heißt es, dass mindestens ein 3-scheibiger Aufbau notwendig ist, wobei die obere Glasscheibe mit 8 mm als Schutzscheibe fungiert und nur die darunter befindlichen Gläser die Tragfunktion zu erfüllen haben. Glasdicke und Glasaufbau richten sich nach Elementgröße. Befestigungsart und vorgegebene Lasteinwirkung begehbarer Gläser sind generell zustimmungspflichtig. Eine Zustimmung im Einzelfall muss bei der obersten Baubehörde des jeweiligen Bundeslandes beantragt werden.
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