Transparente Wände, die die Kommunikation und den Blickkontakt zwischen den einzelnen Büros und Abteilungen zulassen: Das war Kundenwunsch. Zudem wollte der Auftraggeber eine warme, heitere und gesunde Arbeitsatmosphäre, die den kühlen Habitus der aus Glas, Stahl und Naturstein bestehenden Fassade bewusst nicht fortführt.
Auftraggeber war die Kufner Textilwerke GmbH, die Anfang 2003 ihr neues Verwaltungsgebäude am Stammsitz in München bezog. Die Firma zählt zu den drei international führenden Unternehmen im Bereich Einlagestoffe. Auf einer Gesamtfläche von 3000 m² sind über fünf Stockwerke hinweg Empfang, Büro, Konferenzraum, Besprechungsraum, Seminarraum, Fixierstudio, Teeküchen, Kantine, Sanitärräume und Dachterrasse angeordnet.
Die Innenarchitekten Beatrice Häusler und Elisabeth Ortmann verwandelten die Vorgaben des Kunden in eine Bürowelt, deren atmosphärischer Wert durch die Wahl der Materialien und ihrer eindeutigen Zuordnung entsteht.
Sorgfalt im Detail
Die Kontinuität und Einheitlichkeit der Büroräume wird weniger durch Materialvielfalt als durch sorgfältige und durchdachte, detailorientierte Verwendung der Materialien erreicht. Im Zusammenspiel von transparenten Glasfüllungen und opaken, lackierten Glasflächen, von Leichtem und Massivem, von glatten Holzflächen zu genutetem Holz, von heller Esche zu dunklem Esche-Kern entstand trotz des begrenzten Raumes eine große räumliche Tiefe in den Büros und Fluren. Verwendet wurden Esche, Braun-Esche (Eschekern), Nussbaum, Leder, Edelstahl, Aluminium, Naturholzparkett, Kalkputz, Lack, Glas und Naturstein. Die Naturmaterialien und die gewachsten bzw. geölten Oberflächen wirken sich auch positiv auf das Raumklima aus.
Die Raumbezugslinien orientieren sich an der Gliederung der Fassadenelemente. Die klare Raumgliederung erleichtert die Orientierung.
Ein wichtiger Detailpunkt war die flexible, jederzeit veränderbare Raumfolge. Um das zu ermöglichen, können die hinter den durch Nuten abgesetzten Zierleisten liegenden Verbinder gelöst und weitere Bürotrennwände eingesetzt oder entfernt werden. Die Geometrie des Trennwandsystems aus Holzpfosten und Riegeln bildet mit der horizontalen und vertikalen Linienstruktur der Nuten gleichsam eine Art grobmaschiges Gewebe aus Kette und Schuss.
Das von HO³ Häusler Ortmann Innenarchitekten entworfene, entwickelte und bis ins Detail ausgearbeitete Trennwandsystem führt das Tageslicht bis in die Kernzonen. Es erfüllt neben dem optischen auch die schalltechnischen Anforderungen.
Die Raumtüren wurden als massive Schiebetüren bewusst vor die Wandstruktur gesetzt, um diese mit einer weiteren Ebene zu ergänzen und spannungsreiche Ein- und Durchblicke sowohl bei geschlossener als auch bei geöffneter Tür zu schaffen.
Die Büros sind offen gestaltet, die Schiebetüren dienen bei Bedarf als flexibler Sicht- und Schallschutz. Die hüfthohen Sideboards ermöglichen den Blickkontakt zwischen den Mitarbeitern; das flexible Arbeitsplatzsystem für Einzelbüros und Arbeitsgruppen signalisiert flache Hierarchien.
Der innenliegende Sonnenschutz schafft eine kontemplative Raumatmosphäre, indem durch die Horizontal-Lamellen aus Esche ein warmes, gefiltertes Tageslicht fällt. Schallabsorbierende Decken und geschlitzte Flächen sorgen zusammen für die notwendige akustische Behaglichkeit. ■
Entwurf und Bauleitung:
HO³ Häusler Ortmann
Innenarchitekten, Stuttgart
Ausführung:
Widmaier Innenausbau Möbelwerkstätte, Althengstett
Fotos: Frieder Daubenberger
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