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Ungleiche Schwestern

Musikinstrumentenbau: Die Cister
Ungleiche Schwestern

Musikinstrumente zum Nachbau, die wir vor vielen Jahren jeweils im Dezemberheft vorgestellt hatten, finden nach wie vor großes Interesse bei unseren Lesern. So auch bei Rudolf R. Jirka, der eine Cister nach dem BM-Bauplan, eine andere nach quasi-historischen Vorlagen baute und beide kritisch miteinander verglich. Mit dem Ergebnis, dass es sich trotz gleicher Namen-gebung um grundsätzlich verschiedene Instrumente handelt. Im folgenden erläutert er die einzelnen Merkmale.

Im BM 12/73, also vor stolzen 27 Jahren, spricht der damalige Verfasser der Bauanleitung, der inzwischen verstorbene Prof. Edgar Stahmer, zwar von einer Cister, möchte sie aber fast im gleichen Atemzug als Banjo gespielt wissen. Die „Holzkonstruktion” verweist auf jene Instrumente, „die im Mittelalter als Cister, Cistre oder Citôle bekannt waren”. Seine Erwähnung der Cister als das in jenen frühen Jahrhunderten des letzten Jahrtausends „bekannte Gitarreninstrument” ist wissenschaftlich allerspätestens mit der Promotionsarbeit von Monika Burzik (Quellenstudien zu europäischen Zupfinstrumenten, Köln 1994) widerlegt, weil Cister und Gitarre völlig verschiedene Ursprünge haben und auch Citôle und Cister nicht identisch waren: Die Citôle ist die Vorläuferin der Cister. Der BM-Bauplan offenbart vielmehr, dass dieses Zupfinstrument eine Eigenkonstruktion darstellt, die spe-ziell mit der Cister nichts gemein hat.

Woran wird nun eine Cister eindeutig erkannt? Im wesentlichen sind es fünf Merkmale:
  • 1. der birnenförmige Klangkörper (Abb. 2). Es gab auch Instrumente, die einem Stechpalmenblatt ähnelten oder einen achtförmigen Korpus hatten
  • 2. die vom Fuß sich zum Griffbrett hin verbreiternden Zargen
  • 3. die Säulchen links und rechts, wo das Griffbrett auf den Korpus stößt (Abb 3)
  • 4. der sichelförmige, oft als Kopf eines Fabelwesens geschnitzte Wirbelkasten
  • 5. die schmale, obere Öffnung des Birnenkorpus, in die das Griffbrett hineingesetzt wird.
Als 6. Merkmal könnte der Melodiensaitenhalter aufgeführt werden (Abb. 4), dies aber nur bedingt, da auf etlichen Abbildungen bzw. bei noch vorhandenen alten Stücken die Saiten direkt am Fuß der Cister befestigt sind.
Außer dem Melodiensaitenhalter und den Stahlsaiten weist das banjo-ähnliche, im BM veröffentlichte Instrument (Abb. 1) keine der o. g. Merkmale auf, sondern einen kreisrunden Korpus, gleichmäßige Zargen, einen flachen Wirbelkasten sowie ein an den Klangkörper aufgesetztes Griffbrett. Entsprechend dieser Konstruktion finden auch die o. e. Säulchen (Abb. 3) keinen Platz. (Anmerkung der Redaktion: Professor Stahmer hatte in der Veröffentlichung ausdrücklich betont, dass es sich bei der vorgestellten Cister nicht um den Nachbau eines historischen Instrumentes handelt. Vielmehr hatte er angeregt, für den Bau der Cister individuelle Formen zu entwickeln, wobei aber das Griffbrett nach den physikalischen Gesetzen der Mensurteilung – Halbton = 1/18 der Gesamtlänge — gearbeitet werden muss. Er selbst hatte die kreisrunde Form für den Klangkörper gewählt.)
Die einfache Besaitung der „Banjo-Cister” findet ebenfalls kaum ihre historische Entsprechung. Schon an frühen Abbildungen bzw. Skulpturen lassen sich zweichörige, also doppelsaitige Cistern erkennen. Auch die in der Bauanleitung von BM 12/73 empfohlene Quintstimmung wie bei der Bratsche (c, g, d’, a’) kann nicht als historisch angesehen werden. Üblich waren damals bei 4-chörigen Cistern die italienische oder französische Stimmung (e, d, g, h, bzw. e, d, g, a), bei mehrsaitigen Instrumenten die offene oder Quint-Quart-Stimmung (D, A, d, a, d’), eine, die sich an der der Laute orientierte oder eine völlig individuelle des Musikers.
Für die Cister ist ein metallisch-silbriger, fast schon filigraner Klang charakteristisch. Trotz exakter Berechnung der Bünde musste der Steg mit seinem Diskantteil zum Kopf hin arg schräg gestellt werden, damit das Instrument einigermaßen in den höheren Lagen stimmte. Nun muss allerdings hinzugefügt werden, dass – abweichend vom BM-Bauplan – der Autor das Instrument mit sechs anstelle von nur vier Saiten versehen hat (Abb. 1). Ob es daran liegt?
Aber auch das andere, mehr historische Instrument des Autors weicht vom Original ab: die mechanischen Wirbel. Ihre Vorteile liegen aber klar auf der Hand: Mit ihnen lässt sich die Cister leichter und vor allem exakter stimmen, und sie halten die Stimmung besser als die herkömmlichen Steckwirbel.
Rudolf R. Jirka
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