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Viel Gutes und sehr Gutes

„Die gute Form“ auf der LIGNAplus 2003
Viel Gutes und sehr Gutes

Frank Burges aus Bayern gewinnt mit seinem Hi-Fi-Hängemöbel den Bundeswettbewerb „Die gute Form“ auf der LIGNAplus 2003. Antonio Finken wurde mit seiner Weintruhe zweiter Sieger. Auf den dritten Platz wählte die Jury die Sitzgruppe von Luca Gonska. Beide stammen aus Nordrhein-Westfalen.

Die sechsköpfige Jury hatte in diesem Jahr besonderes Vergnügen an der Bewertung, da es „viele gute und sehr gute Stücke“ zu sehen gab. Ganze dreieinhalb Stunden tagten die Jury-Mitglieder, sahen sich die Stücke an, beleuchteten Details, diskutierten in der Gruppe beim Stück und später hinter verschlossenen Türen bis schließlich das Ergebnis fest stand.

Erst einen Tag vor der Siegerehrung war die Jury zusammen getreten, um die am besten gestalteten Gesellenstücke des Jahres zu finden. Keiner kannte das Ergebnis bei der Siegerehrung, die am 30. Mai auf der LIGNAplus in Hannover stattfand. Entsprechend groß war die Spannung als Wendelin Becherer, Vorsitzender des Bundesausschusses „Kultur und Gestaltung“, die fest verschlossenen Umschläge nacheinander öffnete bis er schließlich verkündete: „The winner is … Frank Burges“.
Der 1. Preis
„Burges hat ein sehr reifes Möbel mit ausgewogener Form in zeitgemäßem Design entworfen“, so die einhellige Meinung der sechsköpfigen Jury. Damit hat der Musikliebhaber Burges sein selbst ernanntes Ziel, ein Musikmöbel mit „feiner, warmer und wohnlicher Atmosphäre“ zu entwerfen, voll und ganz erreicht. Dabei war die Aufgabe nicht einfach. Vier große Hi-Fi-Bausteine mussten technisch einwandfrei ohne Kabelsalat untergebracht werden – genauso wie eine Reihe von Tonträgern. Ungewöhnlich dabei ist die waagrechte Anordnung der Hi-Fi-Geräte in einen Korpus mit vier gleichgroßen Fächern. Dieser wird von einem kubischen Korpus scheinbar durchdrungen. Spannung sollte durch die Materialauswahl und die asymmetrische Gliederung entstehen. „Lebhaftes Zebrano und warmes Linoleum bilden einen reizvollen Gegensatz“, erklärt Burges. Das modische Zebrano Furnier fand dabei eher zufällig und aus persönlicher Vorliebe seine Verwendung. „Ich entdeckte das alte Furnier in völlig welligem Zustand auf der Suche nach geeignetem Material im Furnierlager meines Ausbildungsbetriebes“, so Burges. Das Linoleum gesellte sich erst danach dazu. Die Jury belohnte das ungewöhnliche Erscheinungsbild und die eigenständige Idee, die Burges gestalterisch und handwerklich perfekt herausgearbeitet hat.
Der 2. Preis
Antonio Finken wurde mit seiner grazilen Weintruhe zum zweiten Sieger gekürt. „Das Stück aus Nussbaum, Edelstahl und Glas ist stimmig zu einer Einheit zusammengefügt“, heißt es in der Begründung der Jury. Schon in der Außenansicht überzeugt das Möbel durch ein ruhiges, klares und rationales Erscheinungsbild. Besonders attraktiv: der Mittelanschlag des zweiteiligen Deckels in Form von Fingerzinken. Das vielfältige Innenleben zeugt von viel Liebe zum Detail. Finken wollte für ein „gutes Schlückchen“ ein praktisches und schlichtes Aufbewahrungsmöbel, welches nicht so schwer wie eine typische Truhe wirken sollte.
Der 3. Preis
„Mit seiner Sitzgruppe hat Lucas Gonska ein junges, flexibles und kommunikatives Möbel mit hohem Nutzwert und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten geschaffen. Die Proportionen sind spannungsreich und dennoch ausgewogen. Die Materialkomposition ist stimmig“, so die Meinung der Jurymitglieder. Besonders pfiffiges Detail: die Griffe aus Filz sind auswechselbar und können gewaschen werden. „Ich wollte ein Möbel entwerfen, das sich in seinen Nutzungsmöglichkeiten verändern lässt. Das Möbel soll sich unterschiedlichen Raumkonzepten und Anforderungen anpassen können“, erklärt Gonska sein Werk. Die drei Boxen passen unter die Bank, dienen als Sitzmöglichkeit, lassen sich dank Filzgleiter gut schieben und auch übereinander stapeln. Den großzügigen Einsatz von Filz bewertete die Jury als „mutig“ und „konsequent umgesetzt“.
Zwei Belobigungen
Zudem wurden zwei Belobigungen ausgesprochen: Eine erhielt Adina Johne aus Sachsen, die andere ging an Heiko Proost aus Rheinland-Pfalz. Eine davon erhielt Adina Johne für ihren Wäscheschrank aus Kirschbaum und Leinenstoff. Die Jury lobte den Schrank auf Grund der sensiblen Materialauswahl und dem harmonischen Gesamterscheinungsbild in Form und Farbe. Ein klarer Fall: „Das Stück bewegt sich jenseits von Trend und Zufall“, heißt es in der Begründung. Aus gestalterischen Gesichtspunkten bemängelte die Jury jedoch die Füße, „deren kugelige Form in keiner Weise als konsequent zu bezeichnen ist.“ Die zweite Belobigung ging nach Rheinland-Pfalz. Heiko Proost überzeugte mit seinem Stück „Balken und Box“ durch die „klare und sachliche Gliederung des Stückes, das den Zeitgeist trifft“. Einen kleinen Wermutstropfen gäbe es jedoch, befand die Jury: „Der kleine Partner, die Box, besitzt zwar eingearbeitete Rollen, wirkt jedoch durch die Füße statisch und sollte sichtbar auf Rollen mobil sein.“
Resultate begeistern
Der Präsident des Bundesverbandes Holz und Kunststoff, Günter Füllgraf, überreichte das Preisgeld von insgesamt 3000 Euro. Die drei Sieger und beide Belobigungen konnten eine der verschiedenen elektrischen Handmaschinen auswählen. Füllgraf lobte in seinem Grußwort die Leistungen aller Teilnehmer und zeigte sich begeistert von den gestalterischen Resultaten der Ausbildung. Auch betonte Füllgraf die Wichtigkeit der Ausbildung gestalterischer Kompetenz. Es handle sich dabei nicht um eine Nebensache oder Feierabendaufgabe. Mit Hinblick auf die geplanten Änderungen der Handwerksordnung sagte Füllgraf: „Ich möchte mich auch künftig über solche Resultate unserer Ausbildung erfreuen, deshalb lehnen wir die automatische Erteilung der Ausbildungsbefugnis ab.“ Gleichzeitig sprach sich Füllgraf erneut für einen unbeschränkten Zugang zur Meisterprüfung aus, damit gerade die begabten jungen Männer und Frauen, ohne zeitliche Verzögerung weiterkommen können.
Ausstellungskatalog
Erstmals wurde bei der bundesweiten Präsentation der „guten Form“ ein eigener kleiner Ausstellungskatalog in Westentaschenformat erstellt. Bei einer Auflage von 5000 Exemplaren wurde gut die Hälfte während der Ausstellung auf der LIGNAplus an die Besucher kostenfrei verteilt.
Die nächste Präsentation des bundesweiten Wettbewerbes „Die gute Form“ wird im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse in München (I.H.M.), vom 04. bis 10. März 2004, stattfinden. o
Die Jury
Regina Adamczak, Redaktion Fachzeitschrift BM, Leinfelden-Echterdingen
Wendelin Becherer, Vorsitzender Bundesausschuss „Kultur und Gestaltung“, Becherer Möbel- und Innenausbau GmbH, Elzach
Gerhard Bloss, Designwerkstatt Haus Aussel e. V., Rheda-Wiedenbrück, Egger Holzwerkstoffe, Brilon
Ansgar Kuiter, Vorsitzender Landesausschuss „Kultur und Gestaltung“ Niedersachsen, Kuiter GmbH, Thuine
Joachim Möllmann, Internationales Forum Design, Mitinhaber des Designbüros„jojorama“, Hannover
Prof. Josef Strasser, Fachhochschule Hildesheim, Fachbereich Gestaltung, Entwurf und Konstruktion Raum undMöbel
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