Viele Stufen auf der Karriereleiter bietet der Beruf des Tischlers bzw. Schreiners*), denn er offeriert zahlreiche Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung und Qualifikation; ganz nach persönlicher Neigung und Begabung. Eine abgeschlossene Tischler- oder Schreinerlehre ist dafür die Basis. Mit dem Gesellenbrief in der Tasche sollte der „frischgebackene“ Tischlergeselle zunächst einmal sein handwerkliches Können wäh-rend einer mehrjährigen praktischen Tätigkeit in einer oder besser noch, in mehreren Tischlerwerkstätten, vervollkommnen. Auch die „Walz“ (siehe dazu unseren Bericht auf Seite 46 bis 48) ist dafür eine sinnvolle Alternative. Spätestens wäh-rend seiner Gesellentätigkeit wird der junge Tischler erkennen, für welche Bereiche er besonders begabt ist, in welche Richtung seine beruflichen Interessen gehen. Ist es zum Beispiel die Technik, die Fertigung, die handwerkliche Tätigkeit, ist es die Organisation, das Management und die betriebswirtschaftliche Komponente oder eher die gestalterische, die künstlerische Disziplin? Die Weiterbildungsmöglichkeiten sind im Tischlerhandwerk so vielseitig wie kaum in einem anderen Handwerksberuf: vom Meister, Techniker, Refafachmann, Betriebswirt, Restaurator, Gestalter, Innenarchitekt bis hin zum Dipl. Holzwirt oder Berufschullehrer, um nur einige zu nennen (siehe Grafik). Doch immer sollte das Streben zur Meisterschaft vorrangiges Ziel beim Erklettern der Karriereleiter sein. Der Weg zum Meistertitel ist klar vorgezeichnet: nur wer die Gesellenprüfung bestanden hat und eine mehrjährige Gesellentätigkeit im Tischlerbetrieb vorweisen kann, ist zur Meisterprüfung zugelassen. Der Meisterbrief berechtigt nicht nur, den geschützten Titel „Tischlermeister“ bzw. „Schreinermeister“ zu führen, er berechtigt auch, sich selbständig zu machen und Lehrlinge auszubilden. Er ist nicht nur der Qualifikationsnachweis auf der Basis des dualen Ausbildungssystems, er signalisiert ebenso fachliche Kompetenz und unternehmerische Befähigung: er ist der große „Befähigungsnachweis“. Ohne ihn wäre das Handwerk heutiger Prägung nicht denkbar. Auch nicht das Tischler- und Schreinerhandwerk, das als eines der ältesten Handwerke überhaupt, sich heute als modernes, fortschrittliches und zukunftsorientiertes Gewerk präsentiert. Technisch hoch entwickelte und mit modernster Steuerungstechnik ausgestattete Anlagen, Maschinen, und Geräte haben längst die schweißtreibenden, manuellen Tätigkeiten verdrängt, hat die Computertechnologie Einzug in die Betriebe gehalten. Der Kreativität und Selbstentfaltung am Arbeitsplatz hat das jedoch ebensowenig Abbruch getan, wie der individuellen Fertigung. Verarbeitet werden neben dem traditionellen Werkstoff Holz, heute zahlreiche andere Werkstoffe, wie z. B. Kunststoff, Glas, Aluminium. Deshalb trägt das Tischlerhandwerk in Deutschland auch den Namen Holz- und Kunststoffverarbeitendes Handwerk (HKH). n
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