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Virtuose Ausbaukunst

Musikhochschule in Weimar
Virtuose Ausbaukunst

Schwerter zu Kontrabässen: eine Kaserne wurde zu einer Hochschule für musische Künste umgebaut. Dabei legen Musiker naturgemäß viel Wert auf exzellente Raumakustik und den Schutz vor Geräuschen aus dem Nachbarraum. Ein Raum-in-Raum-Konzept erfüllte alle Anforderungen und ließ sich kosteneffizient umsetzen.

Nachdem die letzten Soldaten die Kaserne in Weimar verlassen hatten, sollte das Areal einer neuen Nutzung zugeführt werden. Für den kulturhistorisch wertvollen Hauptbau wurde dann ein adäquater Nachmieter gefunden: Nach den Bauarbeiten nutzt die Musikhochschule Franz Liszt das Gebäude.

Zum Erlernen der hohen Tonkunst sind eine präzise Raumakustik und hoher Schallschutz zu den Nachbarräumen unabdingbar. Aufgrund der vorhandenen Bausubstanz mit Holzbalkendecken mussten die extremen Anforderungen mit einer leichten Bauweise erfüllt werden. Hier-für entwickelte das mit der Ausführungsplanung und Bauleitung beauftragte Büro Rittmannsperger + Partner, Erfurt, eine ganz besondere Konstruktion. „In jeden Raum haben wir gewissermaßen eine schallschützende ‚Kiste‘ mit integrierten Schallschutzfenstern und -türen eingestellt“, erläutert ein Ingenieur des Büros das bautechnische Grundprinzip.
Schall, der im Raum bleibt
Von dieser Raum-in-Raum-Konstruktion wurde ein Schallschutzwert von mindestens 72 Dezibel (dB) erwartet. Tatsächlich ergaben die Messungen im Endzustand über der Holzbalkendecke 86 dB, bei den dicken Mauerwerkswänden 80 dB und bei den Fachwerkwänden 75 dB. Hergestellt wurde die ,Schallschutzkis-te‘ als Trockenbau-Konstruktion: An den Wänden Vorsatzschalen und abgehängte Decken, bestehend aus einer Metallunterkonstruktion mit einer doppelten Beplankung aus 2 x 12,5 mm dicken Fermacell Gipsfaser-Platten. Das Beplankungsmaterial wurde vor allem deshalb gewählt, weil dieser Trockenbaustoff Stabilität und dank der hohen Rohdichte von 1150 kg/m³ besten Schallschutz ermöglicht. Die Ausbau-Platten bestehen aus einem homogenen Gemisch aus Gips und recycelten Papierfasern. So erhält der Tro-ckenbaustoff eine hohe innere Festigkeit und äußerst stabile Oberflächenqualität.
In der Wandkonstruktion befinden sich 40 mm Mineralwolle als Hohlraumdämmung und in der Trockenbaudecke 80 mm. Zwischen den Balken der alten Holzdecke wurde auf den Fehlboden eine Deckenbeschwerung aus Gussasphalt eingebracht und der Hohlraum mit Mineralwolle gedämmt. Der Rohfußboden über den Deckenbalken besteht aus zwei Lagen Baufurniersperrholz, einem schwimmend verlegten Gussasphaltestrich und vollflä-chig verklebtem Parkett.
Die Nebenwege des Schalls wurden bei diesem Projekt akribisch ins Visier genommen. Bekanntlich kann im Handumdrehen selbst das kleinste Leck die beste Planung kippen. Durch den Einbau eines Schallschutzfensters sowie einer Schallschutztür in die ,Gips-Kiste‘ wurde der Innenraum gegen die bestehenden Räume quasi hermetisch abgeschottet. Lediglich Öffnungen für Heizungsrohre, Elektroleitungen und den Raumluftbefeuchter waren noch notwendig.
Akustik von Profis für Könner
Wie der Schallschutz bedurfte auch der raumakustische Ausbau viel Fingerspitzengefühl und präzises Arbeiten. Für jeden Raum war eine Nachhallzeit vorgegeben, die über das Frequenzband möglichst konstant bleiben sollte. Dafür wurde die Decke über die gesamte Raumlänge gefaltet, wodurch das so genannte Flatterecho vermieden wird. Es entsteht normalerweise bei parallel gegenüber liegenden Flächen. An einer Längswand und der flurseitigen Querwand sind Vorsatzschalen als Absorber angebracht: Sie bestehen aus einem Holzraster mit einer Decklage aus dünnen, schwingenden Sperrholzplatten. Davor angebrachte Mineralwolle dient als Mittel- bis Hochtonabsorber. Sie werden durch Well-Lochbleche abgedeckt, die nebenbei auch noch gut aussehen: Sie stellen einen gefrorenen Vorhang dar, verdeutlichen aber gleichzeitig den Werkstattcharakter der Musikhochschule.
Hervorgehobener Denkmalwert
Im Wesentlichen blieb der streng symmetrisch angelegte Baukörper erhalten. Die Kaserne entstand zwischen 1854 und 1859 nach Entwürfen von Carl Heinrich Ferdinand Streichhan. Nach einer behutsamen Renovierung kommt das Gebäude heute mit seiner historisierenden Architektur aus Elementen der Neorenaissance und des Burgenbaus wieder besonders gut zur Geltung. Durch die nahezu unveränderten Raumstrukturen infolge der neuen Nutzung und die Tatsache, dass auch die Flure sowie die Treppenhäuser nach wie vor dem ursprünglichen „Streichhanbau“ entsprechen, trugen Denkmalpfleger und Architekten auch der historischen Vorgabe im Inneren der Kaserne Rechnung. Um die Transporte auch großer Musikinstrumente sicherzustellen, wurde in die südliche Außenwand des Mittelturms ein Aufzug eingeschoben. Dieses gläserne Bauteil steht in einem wirkungsvollen Kontrast zu dem ansonsten geschlossenen Gebäude.
Dachausbau fürs Orchester
Im Dachraum der Zwischenschiffe entfalten sich heute die Großräume wie der Hörsaal und der Probenraum fürs Orchester. Zur Sicherstellung dieser Nutzung wurde die alte tragende Holzkonstruktion mit ihren zahlreichen Stützen und Streben durch eine frei tragende Stahlkonstruktion ersetzt. Lediglich in einem Seminarraum blieb aus denkmalpflegerischer Sicht die alte Konstruktion erhalten. Auch dort oben wurde das Prinzip des Raums im Raum angewendet. Vor den Dachflächenfenstern liegt in der Beplankungsebene ebenfalls eine Schallschutzverglasung.
Trotz des 8,2 Mio. Euro teuren Ausbaus war die Kosteneffizienz jeder einzelnen Maßnahme wichtig. Der wirtschaftliche Trockenbau mit den Wand- und Deckensystemen leistete dazu seinen Beitrag. Die erste Plattenlage wird einfach mit Schnellbauschrauben auf der Unterkonstruktion befestigt und die zweite Lage ohne Rücksicht auf die Metallständer aufgeklammert. Zeit und Geld spart auch der Fugenverschluss mit dem Fermacell Fugenkleber, der in einem Arbeitsgang klebt und verfugt. o
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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