Visionen und Entwicklungen

In seiner Begrüßungsrede ließ Peter H. Meyer, Geschäftsführer der Designwerkstatt Haus Aussel e.V., die bewegte Vergangenheit des historischen Gebäudes Haus Aussel Revue passieren. Das im Jahre 1680 errichtete Gebäude diente zunächst als Lagerraum und Scheune. Heute bildet das Fachwerkgebäude eine perfekte Symbiose aus Tradition und Moderne: Es umschließt eine topmoderne Ausstellung neuester Design-ideen.

Die Geburtsstunde der Designwerkstatt Haus Aussel als Marketingkooperative, in der Zulieferfirmen und die Möbelindustrie zusammengeführt wurden, schlug 1988.

Im Zuge des weltweiten Strukturwandels, der die Möbelindustrie stark beeinflusste, entschlossen sich die Macher von Haus Aussel Ende der 90er Jahre, die Zielvorgaben auf den Prüfstand zu stellen. Zur Jahrtausendwende wurde das Konzept “2000 plus” initiiert – die neue Ausrichtung auf Architekten und krea-tive Innenausbauer.

Thomas Gerlach, Mitbegründer von “frogdesign” und Inhaber der Agentur “via4 Design GmbH”, beschäftigte sich mit “Integrierten Leistungen”. Sein Motto: “Der Kunde als Kunde fängt schon früher an und hört lange nicht nach dem Bezahlen auf.” Sein Ansatzpunkt: Design als integrierende Disziplin, die Unternehmen und Kunden in den Mittelpunkt stellt. Gerlach sieht Integration als Schlüssel zum Erfolg: “Nur wer die Komplexität von Produkten, deren Entwicklung und Positionierung verstehen und leisten kann, ist in der Lage, Marken zielgerecht zu entwickeln und zu kommunizieren sowie ganzheitliche Erfolgsgeschichten zu gestalten und zu vermarkten.” Dabei setzt er auf die “Kraft der guten Idee” – zur emotionalen, inhaltlichen und kommerziellen Differenzierung einer Marke.

Für Gerlach zeigt sich das Leistungsvermögen von Design in verschiedenen Beziehungssystemen. So leben Unternehmen der Zukunft durch Differenzierung, Preiswürdigkeit und Attraktivität. Nicht die Größe ist entscheidend, sondern das “Maßgeschneiderte” eines Unternehmens, das mit hervorstechender Deutlichkeit Produkte und Dienstleistungen präsentiert, um die Positionierung in den Märkten zu vereinfachen und den Kunden das Erkennen zu erleichtern.

Im Bereich der integrierten Kundenbeziehung schließt Design den Kreis zwischen Leistungen, Angeboten und Wünschen, gestaltet die Emotion und Beziehung zum Kunden. Hintergrund: Der Kunde wird immer wählerischer und kauft nur dann, wenn er überzeugt ist: Daher müssen Marken Gefühle und Reaktionen wecken.

Als perfekten Rahmen der Vorträge präsentierten die Mitgliedsunternehmen der Designwerkstatt ihre Visionen und Innovationen auf einer Hausmesse im Obergeschoss von Haus Aussel: Auf Workshopinseln stellten sie kreative Produktideen aus, um Zeichen für die Zukunft zu setzen und Innovationsfähigkeit zu demonstrieren. Die Ausstellung der Mitgliedsunternehmen fand regen Zuspruch bei den Teilnehmern der Innovationstage, die sich im intensiven Gespräch ausführlich über neueste Trends informierten.

“Technologien für neue Wege im Möbel- und Innenausbau” im Bereich Technik und Design stellte Prof. Dr.-Ing. Frank Prekwinkel, Imos AG in Herford, vor: Unternehmen stehen vor der Herausforderung, hohe Designansprüche und maximale Funktionalität zu realisieren. Die technische Machbarkeit wird durch ein Netzwerk von Lieferanten und Technikern sichergestellt. Der Einsatz neuer Technologien ermöglicht es, Netzwerke organisatorisch und funktionell zu erweitern. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten der Gestaltung und Realisierung von Produkten, Objekteinrichtungen und Dienstleistungen.

Den gelungenen Abschluss der Vortragsreihe bildete das Referat von W.O. Geberzahn, Chefredakteur von “designreport”. Auch er nahm die Zuhörer auf eine Reise in die Zukunft mit – sein Thema “Quo vadis Design? Perspektiven und Zukunftsentwicklungen”.

Geberzahn näherte sich dem Thema über die Darstellung von Trends aus dem kulturellen, sozialen, psychologischen und ökonomischen Kontext. “Eine neue Sehnsucht nach Privatheit in Verbindung mit veränderten Lebensformen führt zu einer intensiven Suche nach neuen Wohnformen”, so Geberzahn. Dies ergebe eine Wertsteigerung des eigenen Heims, eine Identifikation über die Design-Atmosphäre als Ausdruck der Individualisierung. Ein weiterer Trend seien die verschwimmenden Grenzen zwischen Wohnen und Arbeiten – eine Herausforderung für Architekten und Innenausbauer, entsprechende räumliche Situationen zu schaffen.

Auch die Technik wird die Zukunft des Designs bestimmen: Neuartige Materialien, Oberflächen und Verbundwerkstoffe liefern ein großes Potenzial an Gestaltungsmöglichkeiten.

Wie also wird das Design der Zukunft aussehen? Geberzahn wagt eine Prognose: “Es wird darum gehen, auf vernetzte Weise mehr denn je Inhalt und Form zusammenzuführen und eine funktionierende Interaktion zwischen Produkt, Mensch und Umwelt zu ermöglichen.”

Auch für 2002 hat sich die Designwerkstatt Haus Aussel viel vorgenommen: eine Aktualisierung der Image-Broschüre “Info Aktuell”, spezielle Fachvorträge sowie die Neuauflage des jährlich stattfindenden Designwettbewerbs, bei dem es in Kooperation mit der Fachhochschule Lippe um die kreative Ausgestaltung des Themas Türen für Küchenmöbel geht. In diesen Rahmen passt die Neugestaltung von Teilen der Ausstellung unter dem Motto “Küche im Objektbereich”.

Designwerkstatt Haus Aussel e.V. 33602 Bielefeld

Tel 05 21/9 65 33-0

Fax ~/12 25 59 o