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Weg vom Einzelstück

„Schreinermeisterplus“: Das BBZ Fulda betritt Neuland in der Meisterausbildung
Weg vom Einzelstück

Zwar ist die neue Meisterprüfungsordnung schon seit fast drei Jahren in Kraft, doch immer noch stellt sich häufig die Frage: Wird die neue Prüfungsordnung auch in der Ausbildungspraxis berücksichtigt? Masin Idriss, Geschäftsführer der Agentur Designpraktiker, hat 2010 für das BBZ Fulda die Kampagne „schreinermeisterplus“ entwickelt und damit den Meisterkurs konsequent auf die geforderte ganzheitliche Gestaltungskompetenz ausgerichtet.

Mit Masin Idriss als Lehrbeauftragtem für den Bereich „Konzeption und Entwurf“ betritt das BBZ Fulda Neuland in der Meisterausbildung.

Rolf Wimmer, Geschäftsführer des BBZ Fulda: „Für Tischler und Schreiner ist die Meisterprüfung nach wie vor eine der wesentlichen beruflichen Herausforderungen. Der Meisterbrief ist die elementare Voraussetzung, selbstständig einen Ausbildungsbetrieb führen zu dürfen. Er dokumentiert die Qualifikation des Schreiners in allen dafür erforderlichen kaufmännischen, konstruktiven und fachspezifischen Belangen.“ Die Meisterprüfung lege aber auch Zeugnis darüber ab, über welche gestalterische Kompetenz der künftige Meister verfügt. Die fachgerechte Herstellung eines Möbelstückes werde mittlerweile vom Kunden vorausgesetzt. Gleichzeitig steige die Designqualität oftmals preiswerter Serien-Möbel. Wie also kann ein Schreinermeister vor seinen Kunden den höheren Preis individuell gefertigter Möbeln rechtfertigen? Erfolgreich wird er nur sein, wenn er die besonderen Anforderungen eines Kunden erfasst und diese in eine passende Gestaltung umsetzen kann. Das BBZ Fulda hat sich vor diesem Hintergrund in der Verantwortung gesehen, der Entwicklung der gestalterischen Kompetenz der Schreinermeister einen breiteren Raum und eine professionelle Unterstützung einzuräumen. Diese Vorgehensweise basiere auf der Strategie des BBZ Fulda, Fach- und Führungskräfte in allen relevanten Erfolgsfaktoren umfassend zu qualifizieren und zu bilden, so die Aussage von Guido Wienzek, Leiter Marketing, Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit.
In der neuen Prüfungsordnung, gültig seit dem 1. Juli 2008, ist nicht mehr wie früher vom Meisterstück die Rede, sondern vom Meisterprüfungsprojekt. Die Formulierung spiegelt wider, dass es hier um die gestalterische Entwicklung, kons-truktive, kalkulatorische Planung und technische Umsetzung eines gesamten Projektes geht. Zwar wurde die neue Prüfungsordnung von vielen Seiten begrüßt – viele Meisterstückausstellungen machen aber deutlich, dass die ganzheitliche Projektgestaltung nicht immer vollständig umgesetzt wird. „Meisterstücke zeigen sich nach wie vor als Einzelmöbel, die vor allem durch ihren baulichen Schwierigkeitsgrad, nicht aber nach funktionalen oder ästhetischen Kriterien bestechen. Die Einbindung in einen ganzheitlichen Einrichtungskontext ist häufig nicht zu erkennen“, so der Eindruck von Masin Idriss. „Damit findet ein wichtiges Attribut handwerklicher Schreinerleistung, individuelle Gestaltungslösungen für konkrete Raumsituationen zu entwickeln, keinerlei Beachtung. Dazu zählen, meiner Ansicht nach, nicht nur die Funktion des Möbels, sondern auch die Definition von Raumzonen, das Miteinbeziehen sämtlicher Wand- und Bodenbeläge und nicht zuletzt auch die Bezugnahme auf ein bereits vorhandenes Ambiente. Aus einer solch detaillierten Gesamtplanung wird dann ein Teil, beispielsweise eine Anrichte, ein Schranksegment oder ein Tisch, handwerklich gefertigt.“
Mehr als der klassische Meisterkurs
Vor diesem Hintergrund hat Masin Idriss für das BBZ Fulda die Kampagne „Schreinermeisterplus“ entwickelt. Das neue Konzept wurde erstmals im Meisterkurs 2010 in Fulda durchgeführt. Entsprechend der Prüfungsordnung wählten die Meisterschüler das Thema ihres Prüfungsprojekts aus den vier zulässigen Entwurfsfeldern Innenausbau, Inneneinrichtung, Bauelemente und Fassadenabschluss aus. Entstanden sind vielseitige und praxisbezogene Objekte: Vom hausinternen Behandlungszimmer über die Neugestaltung eines Schlafzimmers bis hin zum Umbau und Einrichten eines Dachgeschosses wurden in acht Tagen komplette Raumsituationen entwickelt. Masin Idriss, Tischler, Möbeldesigner und Designcoach, übernahm als Lehrbeauftragter für den Bereich Konzeption und Entwurf die Betreuung der Arbeiten.
Bereits im Vorfeld analysierten die Schüler die jeweilige Aufgabenstellung nach Funktions- und Anforderungsprofilen. Die gewonnenen Entwurfskriterien wurden dann in Arbeitsmodellen dargestellt und grafisch und konstruktiv ausformuliert. Jeder Entwicklungsschritt wurde in der Gruppe mit entsprechenden Moderationsmethoden diskutiert und begründet. Damit hatten die Meisterschüler neben ihrem eigenen Projekt auch Einblick in die Arbeiten und Herangehensweisen der anderen Kursteilnehmer. „Eine sehr effiziente, teamorientierte und nachhaltige Methodik, Gestaltung zu vermitteln und die für Schreinermeister so elementare Entwurfskompetenz an verschiedenen Objekten zu trainieren“, so Masin Idriss.
Im Zuge von „Schreinermeisterplus“ erhalten die Meisterschüler am BBZ Fulda mit erfolgreichem Abschluss neben dem Meisterbrief auch das Zertifikat „Objektplaner“. ■

Eine neue Perspektive entwickeln

Florian Farnung

Florian Farnung hat als einer der ersten an dem Kurs Schreinermeisterplus teilgenommen. Nach erfolgreichem Abschluss erhielt er neben dem Meisterbrief auch das Zertifikat „Objektplaner“.
Der frisch gebackene Schreinermeister ist mit dem Ergebnis vollstens zufrieden: „Der Kurs hat mir eine neue Denkweise für meine kommenden gestalterischen Aufgaben vermittelt. Im Vordergrund des Seminars stand die ganzheitliche Gestaltung von Räumen sowie die individuelle Anpassung des Möbels an diese. Wir wurden geschult, den Raum aus einer anderen Perspektive zu betrachten und unter anderem das Wohlbefinden des Kunden in den Vordergrund zu stellen.
Ich hoffe sehr, dass ich die erlernten Fähigkeiten in meiner zukünftigen beruflichen Tätigkeit als Schreinermeister und Objektplaner einfließen lassen kann.“

„Projekte müssen in prüfungsrelevanten Situationen vorgestellt werden“

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Uwe Sachelli, Geschäftsführer der Meisterprüfungsausschüsse der Hwk Kassel

Das neue Konzept des BBZ Fulda, den gestalterischen Aspekt stärker in die Meisterausbildung einzubinden, wird auch von Uwe Sachelli, Geschäftsführer der Meisterprüfungsausschüsse der Handwerkskammer Kassel, begrüßt. Um die praktische Umsetzung der Meisterprüfung reibungslos zu gestalten, rät er zum rechtzeitigen Dialog: „Ein solch neues Konzept bedarf der engen Abstimmung mit allen Beteiligten, also auch mit dem Meisterprüfungsausschuss. In der Umsetzung muss darauf geachtet werden, dass die Prüflinge das von ihnen erarbeitete Meisterprüfungsprojekt in den prüfungsrelevanten Situationen vorstellen und nicht schon im Vorfeld, beispielsweise bei der Genehmigung. Denn der Paragraf 4 der Meisterprüfungsverordnung besagt, dass im Zuge der Genehmigung das Umsetzungskonzept durch den Meisterprüfungsausschuss ausschließlich auf seine auftragsbezogenen Kundenanforderungen hin geprüft wird. Mehr nicht. Eine Bewertung zu diesem Zeitpunkt ist gesetzlich ausgeschlossen.
Beurteilt wird das Meisterprüfungsprojekt dann während der eigentlichen Prüfung in Teil I. Dazu ist ein Konzept einschließlich der Entwurfs- und Planungsunterlagen zu erstellen. Aus diesem Konzept ist ein Erzeugnis oder ein Teilerzeugnis zu kalkulieren, zu fertigen und zu dokumentieren. Und das ist dann auch der richtige Ort, die neuen Kompetenzen zu präsentieren. Die Entwurfs-, Planungs- und Kalkulationsunterlagen werden mit 40 Prozent, die durchgeführten Arbeiten mit 50 Prozent und die Dokumentationsunterlagen mit 10 Prozent gewichtet. Über das Projekt ist ein Fachgespräch zu führen und selbstverständlich können auch hier die umfangreichen planerischen Leistungen aus dem Konzept „schreinermeisterplus“ einfließen.“
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