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Weit gespannt

Meisterstückfertigung einer Bogenlampe aus Eiche
Weit gespannt

Für sein Meisterstück hat Tim Hoffmann ein nicht ganz alltägliches Thema gewählt: Er entwickelte und fertigte eine filigrane Bogenlampe aus massiver Eiche, hinter deren schlichter Erscheinung sich zahlreiche durchdachte Details, aber auch innovative, fertigungstechnische Lösungen verbergen.

BM-Redakteur Heinz Fink

Fest angestellt als Geselle in einem Treppenbaubetrieb in Parchim in Mecklenburg-Vorpommern, wollte Tim Hoffmann dennoch für die Zukunft vorsorgen und besuchte einen berufsbegleitenden Meisterkurs an der Handwerkskammer Schwerin. Zur Fertigung des Meisterstückes, einer Bogenlampe aus Eiche, zog es den 40-Jährigen zusammen mit einem Meisterschulkollegen für vier Wochen in die zur Werkstatt aufgerüstete, alte Scheune seines heimatlichen Anwesens.
Die Idee für Tim Hoffmanns Meisterstück entstand aus dem Bedürfnis nach einer passenden Stehlampe für den eigenen Esstisch. Zusammen mit seiner Frau, einer Architektin, entstanden die ersten Ideen und Skizzen auf Papier. Schnell konkretisierte sich die endgültige Form einer dreiteiligen Bogenlampe bestehend aus einer zylindrischen Basis, einem formverleimten Bogen und einem ebenfalls zylindrischen Lampenschirm – als Material kamen massive Eiche bzw. daraus gefertigte Dreischichtplatten und vlieskaschiertes Furnier zum Einsatz.

Vom Eckigen zum Runden

Basis der Bogenlampe von Tim Hoffmann ist ein zylindrischer Korpus mit einer Höhe von 525 und einem Durchmesser von 580 mm. Dieser ist in Fassbauweise aus einzelnen, schräg angefrästen Leisten aus massiver Eiche aufgebaut. Das so entstandene Vieleck wurde auf einer umfunktionierten Drechselbank aufgespannt und mithilfe einer auf Linearführungen geführten Oberfräse von Hand langsam gedreht und rundgefräst. Verbleibende Frässpuren wurden mit einem Schwingschleifer und per Hand verschliffen. Zum Fräsen der inneren Kontur wurde der nun exakte Zylinder auf zwei parallel gelagerte, drehbare Wellen aufgelegt. Der Korpus konnte nun manuell um seine Achse gedreht werden – sein Eigengewicht sorgt für eine stabile Lage. Anschließend wurde die lineargeführte Handoberfräse durch den Zylinder geführt. Durch die Vor- und Rückwärtsbewegung der Maschine und das Drehen der Achse entstand eine nahezu runde Innenseite – verbleibende Übergänge wurden per Hand nachgeschliffen.

Auf dieselbe Weise wurde ein kleinerer Innenzylinder hergestellt, der den Innenkorpus bildet und einen Schublift aufnimmt, der als Bar zum Verstauen und Präsentieren von Flaschen und Gläsern dient. Ein zentraler, quadratisch verleimter Kasten nimmt dabei den elektrisch gesteuerten Linearantrieb aufnimmt, der den Bareinsatz mit einem Verfahrweg von
350 mm nach oben öffnet. Drei vom Zentrum ausgehende, T-förmig abgehende Stege nehmen je einen Holzvollauszug (Typ Münchener Holzvollauszug) zur stabilen Führung des Bareinsatzes auf. Der obere Boden des Schubliftes, der mit nur 3 mm Fuge aus dem Deckel des Außenkorpus herausgetrenntwurde, schließt durch einen Falzaufschlag staubdicht ab.

Eleganter Bogenschlag

Der den Lampenschirm tragende Bogen wurde aus zwei Schichten massiver Eiche, welche zuvor für die Kabelführung aufgenutet wurden, zu einem quadratischen Querschnitt von 35 x 35 mm verleimt. Hierbei kam Tim Hoffmann seine Erfahrung im Treppenbau zugute, denn zur Formverleimung nutzte er keine aufwendig herzustellende Schablone, sondern verschraubte Holzklötze entlang einer 1:1-Aufrisslinie auf dem Werkstattboden, über denen die Schichten verleimt wurden. Der im Querschnitt nahezu runde Bogen wurde mit der Oberfräse und einem 15-mm-Radiusfräser abgerundet. Der zum Korpus gerade auslaufende Bogen wurde im Korpus reversibel montiert und mit einem Holznagel gegen Verdrehen gesichert.

Transluzenter Lichtschein

Beim Lampenschirm war das Thema Gewichtsersparnis von besonderer Bedeutung, um bei einer Bogenlänge von gut 3 m trotzdem eine gute Standsicherheit gewährleisten zu können. Der nach oben und unten offene Schirm mit einer Höhe von 280 mm und einem Durchmesser von 562 mm besteht daher lediglich aus zwei Ringen aus selbst gefertigter Dreischichtplatte und einer nur knapp 1 mm starken Hülle aus Eichenfurnier. Zur Gewährleistung der Farbgleichheit mit den restlichen Bauteilen fertigte Tim Hoffmann das Furnier dafür selbst aus dünnem, in der Breite verleimtem Massivholz, das zur Stabilisierung auf der Innenseite mit einem dünnen Vlies belegt und an den Enden um ca.
10 mm überlappend verleimt wurde. Der obere Ring erhielt eine Traverse zur Fixierung am Bogen und zur Montage der Lampenfassung. Die Beleuchtung der Bogenlampe erfolgt über 230 V mit einer Filament-LED (800 Lumen, 2700 K) in einer E27-Keramikfassung. Sowohl die Leuchte als auch der Schublift werden über auf dem Korpusdeckel integrierte Wipp-/Kippschalter geschaltet. Der für den 12-V-Linearantrieb des Schubliftes notwendige Transformator ist unsichtbar im Korpus untergebracht.

Der Tischlermeister filmte die gesamte Fertigung und erstellte ein 35-minütiges Video. Tim Hoffmann sagt: „Bilddokumentationen über die Fertigung von Gesellen- und Meisterstücken sind im Internet selten zu finden. Dieser Film trägt nun seinen Teil dazu bei, dass sich zukünftige Tischler und Tischlermeister Anregungen holen können und sehen, dass auch mit einer Standardausstattung an Maschinen hochwertige Möbel produziert werden können.“

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