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Weniger ist mehr

Treppenbau mit minimalistischen Konstruktionselementen
Weniger ist mehr

Von Johann Wolfgang Goethe stammt der Satz „Jeder Kunst und jeder Wissenschaft geht das Handwerk voraus und in der Beschränkung liegt die Kunst“. Am Beispiel zweier Treppen, die in seiner Werkstatt entstanden, beschreibt und erläutert Johannes Wunsch, mit welchen konstruktiven und gestalterischen Mitteln er dieser Forderung Rechnung getragen hat.

In zweierlei Hinsicht ist Goethes eingangs erwähnter Satz auch heute noch bedenkenswert. Zum ersten bringt Goethe seine Hochachtung vor der handwerklichen Arbeit zum Ausdruck. Er fußt in seiner Gesinnung – wie so oft – in der antiken Weltsicht.

Im Griechischen hat das Wort „teknu“ (sprich: „Technä“) folgende Bedeutungen: Kunst, schöne Kunst, Wissenschaft sowie darüber hinaus auch Handwerk, Gewerbe.
In der Antike war der Sprachgebrauch für den uns geläufigen Begriff „Technik“ umfassender als der heutige. Handwerk, Kunst und Wissenschaft lagen sehr dicht beieinander, eine sprachliche Unterscheidung war schwierig, jedenfalls aber entbehrlich. Dies blieb lange so, und zwar bis zur industriellen Revolution. Die großen Zeugnisse der Kunst und Architektur waren bemerkenswert eng gekoppelt an hervorragend ausgebildete handwerkliche Fähigkeiten. Handwerksmeister oder Baumeister waren an den Fürstenhöfen überaus geschätzt und begehrt. Sie wurden umworben und gehandelt wie heute unsere Pop- oder Fußballstars.
Dieser Aspekt soll aber nur nebenbei beleuchtet werden, um zu verdeutlichen, dass das Handwerk in unseren Tagen vielleicht ein Stück weit unterbewertet wird.
Interessant ist auch der zweite Aspekt, und zwar Goethes Forderung nach Beschränkung. Denn dieser Appell hat bis in unsere Tage eigentlich nichts an Aktualität verloren. Versucht man, diese Forderung im konstruktiven Bereich konsequent umzusetzen, dann kommen sehr interessante Gesetzmäßigkeiten zum Vorschein, die in den spannenden Grenzbereich des Spiels zwischen Last und Stütze führen. Der Versuch der Beschränkung wird auf dieser Doppelseite am Beispiel zweier Treppenanlagen unternommen.
Glasstufentreppe auf Flachstahl
Der Konferenzraum einer Straßburger Rechtsanwaltskanzlei befindet sich in den Kellerräumen. Der Treppenschacht ist recht beengt und macht es aus diesem Grund schwierig, eine repräsentative Treppe zu realisieren.
In diesem Fall führte die Beschränkung auf zwei Materialien – nämlich Glas und Edelstahl – in Kombination mit kräftigen Bodenstrahlern zu einem verblüffenden Ergebnis: Man steigt auf der transparenten Treppe sozusagen „hinunter ins Licht“. Die Glasstufen ruhen auf jeweils zwei Edelstahl Flachprofilen, die ihrerseits eine Brücke zwischen Wand und Treppenspindel bilden. Die Schlitze in der Spindel wurden auf Basis von CAD-Daten und mittels moderner Lasertechnik sehr präzise herausgeschnitten.
Spindeltreppe aus Edelstahldraht
Hier bestand die beschränkende Grundforderung darin, die Treppe soweit wie möglich nur aus 12 mm Edelstahldraht zu fertigen. Selbst die Spindel beruht auf diesem Konstruktionsprinzip. In der Spindel werden die Stäbe durch gelaserte Zwischenringe gehalten. Der Korb des Außengeländers ist komplett im Raster aus Auftritt und Steigung verschweißt. Die Stufen aus Lärchenholz sind auf Edelstahlflachprofilen mit passgenauen Nuten aufgelegt. ■
Text und Fotos:
Johannes Wunsch
Entwurf, Konstruktion und
Ausführung:
Johannes Wunsch, Treppenbau
76596 Forbach
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