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Wohin geht die Ausbildung?

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Wohin geht die Ausbildung?

Unter dem Titel: “Weniger ist mehr!” hatten wir in der BM-Ausgabe 11/98 eine kritische Betrachtung zur neuen Ausbildungsordnung zum Tischler/zur Tischlerin von Ausbildungsmeister Christian Zander und eine Stellungnahme des Bundesverbandes HKH, Wiesbaden, veröffentlicht. Daraufhin erreichten uns mehrere Leserbriefe, die wir zum Teil in der Januarausgabe auf den Seiten 145 und 146 abdruckten. In dieser BM-Ausgabe nimmt Adolf Stärk aus der Sicht eines ausbildenden Schreinermeisters, der als Verbandsvertreter an der ABO mitgearbeitet hat, zur neuen Ausbildungsordnung Stellung.

Es ist sicher falsch, diese Ausbildungsordnung (ABO), wie im BM-Novemberheft 1998 geschehen, allein am Ergebnis einer Gesellenprüfung zu bewerten, die rechtlich und auch praktisch die Ausbildung der alten Inhalte zu prüfen hatte. In den beiden aufgestellten Thesen werden die Möglichkeiten heutiger Ausbildung nicht erkannt.

Das Ausbildungsziel, jungen Menschen eine berufliche Lebensgrundlage zu geben und gleichzeitig die Zukunft unserer Handwerksbetriebe zu sichern, können wir nur erreichen, wenn unsere Kunden unsere Leistungen bezahlen können.
Dazu brauchen wir Mitarbeiter, die ihr Berufsleben lang immer wieder mit neuen Materialien und Fertigungsmethoden erfolgreich arbeiten können. Es kann keine Ausbildungsordnung geben (Verfahren 2 – x Jahre), die nicht von der laufenden Entwicklung überholt wird. Trotzdem können wir erfolgreich ausbilden und auch prüfen. Wer diesen ständigen Wandel nicht bemerkt, soll sich bitte die Aufgabenstellung einer drei bis vier Jahre alten Gesellenprüfung ansehen.
Was bedeuten moderne Ausbildungsschlagworte wie Schlüsselqualifikation und Handlungskompetenz? Doch nichts anderes als: arbeiten können!
Was heißt Basisberuf? Solide Grundlage im breiten Berufsfeld mit der Bereitschaft, sich auf die Arbeitsverfahren des jeweiligen Betriebes einzustellen!
Sind die Begriffe: Spezialisierung, Weiterbildung und vor allem Erfahrung überhaupt klar zu trennen? Für Gesellinnen und Gesellen haben sich bisher unsere Betriebe fast allein diesen Aufgaben gestellt: Sie haben sie auch mit der laufenden Einführung neuer Materialien und Verfahren bezahlt. Weil diese Aufgaben so wichtig sind, müssen Verbände und Schulungseinrichtungen ihnen dabei mehr, besser und schneller helfen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung arbeitet zur Zeit mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern an den beiden Projekten “Erprobung der Ausbildungsordnung” und “Weiterbildung”.
Spezialisierung bereits in der Ausbildung? Ganz egal, wie eine Teilung aussehen sollte, klassisch Möbel/Bau oder Rahmen/Massiv/Furnier, immer würde daraus auch eine Spaltung unseres Berufes hervorgehen. Bei genauer Prüfung bleiben sehr wenige Inhalte übrig, die nicht mehr vermittelt werden müßten. Für die Anlage A der HWO haben wir alle um den Erhalt von Aufgabengebieten für unser Handwerk gekämpft! Wollen wir selbst neue Splitterberufe schaffen?
Sicher haben sich viele von uns in der Fertigung spezialisiert. Unsere Kunden wollen aber doch heute mehr denn je Leistungen aus einer Hand. Dazu müssen wir von der Planung über Einbau und Montage bis zur Wartung und Reparatur fähig bleiben. Viele Betriebe mit unterschiedlicher Fertigung arbeiten heute zusammen. Warum wird diese Zusammenarbeit nicht auch für einen völlig unbürokratischen Ausbildungsverbund genutzt?
Einige der aufgeworfenen Fragen werden durch die neue ABO bereits beantwortet. Ausbilder und Betriebe (nicht nur die Prüfungsausschüsse und die Lehrlingswarte) benötigen darüber mehr Informationen und Erfahrungsaustausch untereinander. Deshalb hier einige der wichtigsten Punkte:
Selbständig planen, durchführen und kontrollieren als Grundziel der Ausbildung
Arbeiten lernen mit Hilfe von Betrieb und Berufsschule. Lehrlingsgerechte Projekte umsetzen vom einfachen Regal bis zum Gesellenstück. Warum nicht auch das eine oder andere Projekt Schule und Betrieb gemeinsam? Wir müssen wieder mehr voneinander wissen, um gemeinsam im dualen System erfolgreich auszubilden. Unverzichtbar bleibt die Einbindung in den Leistungsbereich “betrieblicher Alltag”.
Arbeiten an Maschinen
Außer beim ersten Einstieg wird nicht mehr unterschieden, ob von Hand oder mit der Maschine gefertigt wird. In welchem Betrieb werden heute noch Verbindungen von Hand für Kunden hergestellt? Holz zerspanen lernen nur von Hand als Grundlage ist zu weit weg vom betrieblichen Ablauf.
Deshalb der Einstieg im ersten Jahr in die Maschinenarbeit. Ziel: Zuschneiden, aushobeln und ablängen. Vermittelt im BGJ-Lehrplan oder im 1. Ausbildungsjahr durch eine Woche überbetrieblichen Lehrgang, danach Anwendung während der Ausbildung. Im 2. Ausbildungsjahr darauf aufbauend vor der Zwischenprüfung und im 3. Jahr die zweite und die dritte Woche überbetrieblicher Lehrgang.
Herstellen und einüben von Verbindungen
Dieser Ausbildungsteil wurde im Zeitumfang stark gekürzt, dafür das Herstellen von Teilen und Werkstücken ausgeweitet. Der Ausbildungsplan ist ja nur Muster für den Plan, der von jedem Betrieb erstellt werden soll. Im § 4 Ausbildungsberufsbild sind die zu vermittelnden Kenntnisse und Fertigkeiten aufgelistet. Die Schwerpunkte können und müssen den betrieblichen Möglichkeiten angepaßt werden. Einen Ausbildungsverbund habe ich bereits gefordert.
Zum Umfang ein Beispiel:
Alter Ausbildungsrahmenplan: Nr. 6 Holzverbindungen, von der stumpfen Fuge bis zum zweiseitigen Grat ca. 15 Verbindungen als Pflichtliste. Neuer Plan: Nr. 8 Breitenverbindungen herstellen, Rahmen-, Kasten- und Gestellverbindungen herstellen. Es müssen nicht mehr alle Verbindungen ausgeführt werden. Ziel muß es sein, bei Bedarf aus den Grundverbindungen selbständig Ableitungen erarbeiten zu können.
Einbau, Montage und Baustelle, Halbfabrikate
Ein weiter Bereich, der bisher in einigen Teilgebieten vorkam, wurde zusammengefaßt und vertieft. Diese Kenntnisse werden heute unstreitig mehr als früher benötigt.
Diese Aufzählung einiger weniger Grundlagen und Fragen kann nur der Anstoß zu weiterer Diskussion und zum Erfahrungsaustausch sein. Nur wenn “alle” Ausbildungsbetriebe, die Berufsschule und überbetriebliche Unterweisung gemeinsam diese Ausbildungsordnung erfüllen, kann sie erfolgreich sein für junge Menschen und unser Handwerk.
gez. Adolf Stärk Schreinermeister Ausschußvorsitzender Berufsbildung FHK Bayern
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