1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Wohlfühlklima statt Schwitzkasten

Allgemein
Wohlfühlklima statt Schwitzkasten

Unerträgliche Hitze, stickige Luft, beschlagene Scheiben und sogar tropfende Dachflächen – so lauten häufig die unangenehmen Folgen einer verfehlten Wintergartenplanung. Denn was an sich absurd erscheint, ist in der Realität leider immer wieder anzutreffen: Ein Wintergarten ohne Be- und Entlüftungsmöglichkeit. Sowohl Winter-gartenbauer und -planer als auch Bauherren sind sich oft nicht über die Bedeutung richtiger Be- und Entlüftung im Klaren. Die umfassende Beratung scheitert nicht zuletzt am fehlenden Wissen mancher „Fachleute“. Anschließend reichen die gegenseitigen Schuldzuweisungen dann von falschem Lüftungsverhalten über mangelnde Planung bis zur Fehlkonstruktion.

Worauf kommt es bei der Planung der Wintergartenklimatisierung denn wirklich an? Grundsätzlich gilt: Ein echtes „Wohlfühlklima“ ist nur im Zusammenspiel zwischen einer wirkungsvollen Lüftung und einer ausreichenden Beschattung sowie einer effektiven Heizung zu erreichen. Bei genauerer Betrachtung erkennt man zahlreiche unterschiedliche Faktoren, die maßgeblich auf die Behaglichkeit im Wintergarten einwirken. Neben dem Außen-klima beeinflusst diese auch der Mensch durch seine Aktivität, seine Aufenthaltsdauer, sein Alter und seine subjektiven Empfindungen. Weitere wichtige Faktoren sind die Innenraumtemperaturen, die relative Luftfeuchtigkeit, die Luftreinheit, die Licht-Verhältnisse und die Bepflan-zung sowie das Mobiliar, welche die subjektive Wahrnehmung beeinflussen.

Einflussfaktor Belüftung
Sowohl die Art der Belüftung als auch die Luftgeschwindigkeit, die Temperatur der Zuluft, die Intensität der Lüftung und die Geräuschentwicklung von Lüftungsgeräten bestimmen über das Wohlbefinden im Wintergarten. Zentrale Aufgaben der Lüftung sind die Regelung des Temperaturhaushaltes im Wintergarten, das Einwirken auf die Luftfeuchtigkeit und die Erneuerung der Raumluft.
Nach der Luftführung im Raum lassen sich grundsätzlich drei Lüftungsarten unterscheiden: Die Verdrängungslüftung, die Strahl- oder Verdünnungslüftung und die Lüftung mit thermischer Hilfe. Je nach Anforderung und Lüftungsart kann die Luftführung horizontal, diagonal oder vertikal erfolgen.
Bei der Verdrängungslüftung wird die Zuluft durch relativ große Öffnungen mit geringer Geschwindigkeit eingeführt, die verbrauchte Luft verdrängt und über entsprechende Abluftöffnungen aus dem Raum „geschoben“. Es handelt sich dabei um eine turbulenzarme Raumluftströmung, Zugerscheinungen sind kaum zu befürchten. Abhängig von der Anordnung der Zu- und Abluftdurchlässe können innerhalb des Raumes große Temperaturunterschiede auftreten in Bereichen, die nicht durch Strömung und Zirkulation berührt werden – so genannte Lüftungsschatten.
Bei der Strahl- oder Verdünnungslüftung wird eine Verbesserung der Luft durch ein möglichst intensives Vermischen von Zuluft und Raumluft erreicht. Die Strahllüftung ist eine turbulenzreiche Raumluftströmung.
Die Lüftung mit Hilfe von Thermik beruht auf dem Dichteunterschied zwischen Zu- und Abluft. Die leichtere wärmere Luft entweicht durch Abluftöffnungen im oberen Bereich des Raumes und lässt im unteren Bereich die schwere kältere Luft nachströmen, die sich wiederum erwärmt und aufsteigt.
Natürlich oder motorisch
Bei Lüftungsarten unterscheidet man zweckmäßig zwischen natürlicher, freier Lüftung und motorischer Lüftung. Im ersten Fall wird die für die Lüftung erforderliche Luftbewegung durch natürliche Effekte hervorgerufen: Bei der Fugen- und Fensterlüftung durch den Außenwind, bei der Dachaufsatz- und Schachtlüftung durch thermische Effekte aufgrund von Temperaturunterschieden zwischen Raum- und Außenluft. Die ungeplante Fugenlüftung ist nach der aktuellen Wärmeschutzverordnung nicht mehr zulässig. Die Fensterlüftung ist nur bei ausreichend starkem Außenwind und passender Windrichtung wirkungsvoll. Sie beruht auf der Druckdifferenz zwischen Luv- und Leeseite eines Gebäudes, hervorgerufen durch den Staudruck des Windes. Unter Staudruck ist der Druck zu verstehen, der beim Anblasen einer ebenen Platte unmittelbar vor deren Flächenzentrum auftritt. Die Druckdifferenzen an einem Gebäude sind entscheidend von dessen Geometrie abhängig. Die Wirksamkeit der Lüftung wird von Öffnungen auf der Leeseite eines Gebäudes über Öffnungen auf der Luvseite hin stark verbessert. Gegenüber liegende Öffnungen sollten nach Möglichkeit in der Hauptwindrichtung angeordnet sein. Bei dieser Art der Lüftung handelt es sich um Verdrängungslüftung. Werden die Öffnungen im oberen Bereich eines Wintergartens positioniert, erfolgt bei Windstille eingeschränkt auch Lüftung durch Thermik.
Großzügig bemessen
Die Dachaufsatzlüftung oder Lüftung durch Dachöffnungen beruht auf thermischem Auftrieb infolge des Temperaturunterschiedes zwischen Raum- und Außenluft. Die Zuluftöffnungen sollten am tiefsten Punkt platziert sein, die Abluftöffnungen möglichst hoch. Je größer der Höhenunterschied, desto stärker die Belüftungswirkung. Durch Beschattung der Zuluftöffnung kann die Temperatur der zugeführten Luft zusätzlich gesenkt werden. Auf keinen Fall sollte die anströmende Luft über Balkonplatten oder Ähnliches geführt werden, da ansonsten im Sommer ein starkes Aufheizen der Zuluft erfolgt. Positiv haben sich in der praktischen Anwendung die Anordnung der Zuluftöffnungen im Traufbereich über die gesamte Länge des Wintergartens sowie die Anordnung der Abluftöffnungen über die gesamte Länge im First erwiesen, weil dadurch so genannte tote Zonen vermieden werden können. In jedem Fall ist die Größe der Lüftungsöffnungen für eine gute Belüftung ausschlaggebend. Die Angaben in Fachbüchern, Veröffentlichungen, Abhandlungen, Fachzeitschriften und Diplomarbeiten zu den erforderlichen Größen der Zu- und Abluftöffnungen gehen zum Teil weit auseinander und reichen von 6 Prozent der Glasfläche über 10 Prozent der Grundfläche bis zu 25 Prozent der Hüllfläche. Erfahrungswerte zeigen jedoch, dass selbst mit minimalen Lüftungsöffnungen optimale Ergebnisse erzielt werden können, wenn alle anderen Faktoren und Einflussgrößen stimmen. Da die hierfür notwendige genaue Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten jedoch nur selten vorhanden ist und auch das detaillierte physikalische Wissen häufig fehlt, sollten die Öffnungen im Zweifelsfall besser großzügig bemessen werden.
Tote Zonen vermeiden
Die Zuluftöffnungen im Sockelbereich und die Abluftöffnungen im Firstbereich sind möglichst breit zu verteilen, damit keine toten Zonen oder Zirkulationsschatten entstehen. Dies ist auch unter dem Aspekt der Tauwasservermeidung von großer Bedeutung. Je nach Wärmeentwicklung sollte der stündliche Luftwechsel eine möglichst große Bandbreite einnehmen und muss durch einstellbare Öffnungsweiten der Lüftungseinrichtungen regulierbar sein. Die Raumluftgeschwindigkeit sollte nicht als Zugluft empfunden werden. Allgemein gilt: Mit steigender Raumlufttemperatur kann auch die Raumluftgeschwindigkeit steigen, ohne dass es zu Zugerscheinungen kommt. Bei Raumlufttemperaturen von über 25° wird eine spürbare Luftbewegung sogar als angenehm empfunden. So können im Sommer auch große Luftmengen transportiert werden.
Geringe Kosten
Insgesamt zeigt die Erfahrung, dass unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren mit der natürlichen Lüftung gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Besondere Vorteile bietet die natürliche Lüftung durch die geringen Betriebs- und Wartungskosten, keine störenden Eigengeräusche sowie nur wenig Zugerscheinungen bei richtiger Planung. Allerdings sind damit auch einige Nachteile verbunden. So ist für die natürliche Lüftung eine große Anzahl von Öffnungen nötig, steigen sowohl der Energieaufwand zur Erwärmung der einströmenden Luft im Winter als auch bei vollautomatischer Funktion die Kosten aufgrund der erforderlichen Motoren und Steuerungen. Darüber hinaus machen die Öffnungen einen zusätzlichen Schutz gegen Insekten notwendig und auch die Einbruchgefahr steigt.
Eine interessante Art der „natürlichen“ Lüftung bietet das System nova air der Firma J. Orbesen Aps. Über ein intelligentes Ventilationssystem können die Zu- und Abluftöffnungen mit thermohydraulischen Zylindern temperaturabhängig gesteuert werden. Manuell kann in dieses System jedoch nicht eingegriffen werden.
Motorische Belüftungs-varianten
Wie die natürliche Belüftung besteht auch die motorische Belüftung aus einer Zu- und einer Ablufteinheit. Es wird unterschieden in Zuluftanlagen mit Anordnung des Ventilators im Zuluftstrom, Abluftanlagen mit Anordnung des Ventilators im Abluftstrom und kombinierte Zu- und Abluftanlagen. Im ersten Fall wird die Abluft durch Türen und Fenster in Nachbarräume oder ins Freie gedrückt. Bei den Abluftanlagen strömt die Luft durch Türen, Fenster und sonstige Öffnungen nach – im Raum herrscht Unterdruck. Bei den kombinierten Anlagen werden sowohl Zuluft- als auch Abluftventilatoren und -walzenlüfter bzw. mit Abluftgeräten gekoppelte Nachströmgeräte eingesetzt. Die Vorteile motorischer Lüftung liegen in der Witterungsunabhängigkeit, dem konstanten, einstellbaren Abluftvolumenstrom sowie dem Luftaustausch auch bei fehlendem Winddruck. Darüber hinaus entfällt die Belästigung durch Insekten sowie die Behinderung der Außenbeschattung. Nachteile sind die Geräuschentwicklung in Abhängigkeit von der geforderten Luftleistung sowie die hohen Kosten für Anschaffung und Unterhalt.
Kombinierte Anlagen erhältlich
Bei der motorischen Lüftung mit vorgewärmter Zuluft ist das Zuluftaggregat in den zentralen Heiz- oder Kühlkreislauf integriert. So wird gleichzeitig für konstante Temperaturen und eine optimale Belüftung gesorgt. Neben der Kühlung des Raumes mit Klimaanlagen bieten einige Firmen heute auch Kombinationsanlagen an. Damit können verschiedene Funktionen wie Kühlen, Heizen, Ent- und Befeuchten sowie Luftreinigung durchgeführt werden. Diese Variante sollte vor allem für größere Glasanbauten, die als Büro-, Praxis- oder Warteräume oder als Fertigungsstätten dienen, in Erwägung gezogen und eingesetzt werden.
Der Wirkungsgrad der eingesetzten Lüftung ist in jedem Fall zu ermitteln. Motorische Lüftungsanlagen projektiert in der Regel der qualifizierte Hersteller, natürliche Be- und Entlüftungsanlagen sind vom Planer bzw. Wintergartenbauer zu dimensionieren.
Wichtig: die Beschattung
Auch Beschattungssysteme werden inzwischen in großer Vielfalt am Markt angeboten. Ob innen, außen oder zwischen den Scheiben, grundsätzlich hat jede Art der Beschattung ihre Berechtigung. Jedoch ist auch hier eine Planung, eine Abstimmung auf die eingesetzte Lüftung zwingend erforderlich. Sowohl Belüftung als auch Beschattung haben großen Einfluss auf das subjektive Wohlbefinden. In der Regel funktioniert Be- und Entlüftung nur mit Beschattung und umgekehrt.
Als Außenbeschattungsanlagen sind Wintergarten- und Glasdachmarkisen, Außenrollläden für Schrägdächer sowie Horizontaljalousien, Raffstores, Fenster- und Fassadenmarkisen für senkrechte Wandflächen zu nennen. Gängige Innenbeschaffungsanlagen sind Faltstoreanlagen im Schrägdachbereich und senkrecht, beschichtete Folienrollos, Jalousien und Jalousetten für senkrechte Flächen, Lamellenvorhänge, Springrollos und Raffrollos. Als Beschattung in der Isolierglaseinheit werden Folienrollos mit und ohne Gegenzuganlage für den Schrägdachbereich sowie Jalousetten und Folienrollos für senkrechte Wandflächen, Fenster und Türen verwendet. Nur bedingt einsetzbar sind Gelenkarmmarkisen. Diese Art der Beschattung ist nur möglich, wenn über dem Firstanschluss des Glasdaches entweder an der darüber liegenden Wand oder dem Balkon ausreichende Befestigungsmöglichkeiten vorhanden sind. Dabei ist zwingend auf einen ausreichenden Abstand zwischen Oberkante Dachglas und Unterkante Gelenkarme der Markise zu achten. Grundsätzlich sind die meisten Beschattungssysteme auch elektromotorisch zu bedienen und können somit über ein Raumthermostat und/oder Lichtempfindlichkeitssensoren angesteuert werden.
Informationspflicht
Wintergartenplaner und -bauer sind in jedem Fall verpflichtet, ihre Kunden umfassend zu informieren. Bei fehlenden Fachkenntnissen sollten stets Planungs- und Projektbüros in Anspruch genommen werden, die Erfahrungen im Wintergarten und Glashausbau besitzen und auch über fundiertes lüftungstechnisches und bauphysikalisches Wissen verfügen. o
Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de