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Zwei starten durch

AR-Okenni – eine hochmoderne Kunststoff-Fensterfertigung in Tschechien
Zwei starten durch

Die Tachonadel pendelt – wenn immer möglich – zwischen 250 und 320 km/h, als wir Richtung Tschechien brettern. Eine Unterhaltung in dem dröhnenden Audi ist schwer – meist sind nur Wortfetzen zu verstehen. Ein Satz habe ich deutlich verstanden: “Exakt geplant und antizyklisch investiert haben wir schon immer”, lächelt Reiner Schönauer herüber, “und dies bislang mit Erfolg.”Genau so sicher und souverän wie der Audi-Rennfahrer Reiner Schönauer sein 480 PS-starkes Auto steuert, genau so überlegt und sicher lenkt er mit seinem Partner Alfons Zizlsperger die Geschicke der eigenen und der gemeinsam gegründeten Firmen. Das jüngste Kind der beiden dynamischen Unternehmer liegt rund 40 km hinter der Grenze, in Tschechien und heißt AR-Okenni – eine hochmoderne Kunststoff-Fensterfertigung, die via Internet von Deutschland aus gesteuert wird.

Wenn man erworbene Marktpositionen behaupten und darüber hinaus ausbauen will, muss man besonders bei der Produktion von Kunststofffenstern die Vorteile moderner Fertigungsanlagen nutzen. Unter dieser Prämisse machte sich Alfons Zizlsperger, Inhaber und Geschäftsführer der Z-Fenster-Technik im niederbayerischen Herrnwahlthann, südlich von Regensburg, seine Gedanken und überlegte seine Kunststoff-Fensterfertigung auszulagern. Der Grund dafür war klar: die erst 1996 begonnene Produktion von Kunststofffenstern wuchs sehr schnell und war drei Jahre danach bereits an die Kapazitätsgrenze gestoßen. Hinzu kamen Umweltschutzauflagen, das gestiegene Lohnniveau in der Region und die Abwanderung von Personal in die IT-Branche nach Regensburg und München, die gegen eine Erweiterung der immerhin 6500 m² Produktionsfläche sprachen.

Zwei Unternehmer – eine Idee
So kamen Alfons Zizlsperger und Reiner Schönauer Mitte 1999 auf die Idee, die Produktion der Kunststofffenster rund 150 km östlich nach Tschechien zu verlegen. Gemeinsam hatten die beiden dynamischen Unternehmer vor über zehn Jahren schon den Haustüren-Ring gegründet und seither mit ihren Haustür-Rohlingen Furore gemacht. Was lag also näher, als auch das Thema Kunststofffenster und Tschechien gemeinsam anzugehen und zu meistern. Mit unternehmerischem Risiko, durchdachter Strategie und den richtigen Partnern aus der Zulieferindustrie, waren grundlegende Voraussetzungen gegeben. Dass dabei Alfons Zizlsperger und Reiner Schönauer eigenen Philosophien und nicht schematischen Rastern folgen, dokumentiert das bereits erfolgreiche Engagement in Tschechien.
Fast ein Jahr lang fuhren die beiden Partner entlang der tschechischen Grenze von Nord nach Süd und suchten nach geeigneten Immobilien – ein schwieriges Unterfangen. Nachdem ein aussichtsreicher Kauf geplatzt war, wollten die beiden bereits aufgeben. Ein in Konkurs gegangenes amerikanisches Unternehmen schürte neue Hoffnungen. “Es war die bislang größte Herausforderung für uns”, so Reiner Schönauer, “hier ein Grundstück und ein Gebäude zu erwerben und dies als deutscher, mittelständischer Unternehmer in einem Nicht-EU-Land.” Dazu muss man wissen, dass man in Tschechien erst eine Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis braucht, die jeweils nur ein Jahr Gültigkeit haben. Erst im zweiten Jahr ist es möglich eine Gesellschaft zu gründen. Nur eine Gesellschaft kann Immobilien erwerben und erst dann kann man sich Gedanken über die Investitionen machen. “Ohne eine tolle Anwaltskanzlei in Prag, hätten wir das alles nicht geschafft”, resümieren die beiden Unternehmer ihren langen und steinigen Weg in Tschechien. Hinzu kam, dass die Konkursmasse von sieben Eigentümern übernommen werden musste und, dass keine deutsche Bank für ein Unternehmen in Tschechien Geld locker machte. “Wir haben deshalb eine eigene Leasing-Gesellschaft in Ingolstadt gegründet”, so die beiden cleveren Unternehmer, und so vermieten sie die gesamte Anlage jetzt an ihr eigenes Unternehmen in Tschechien.
Neugründung in Tschechien
Nach dem Vertragsabschluss Mitte 2000, wurde die Fertigungshalle umgebaut, Wände herausgerissen, der Boden erneuert und die Elektro- und Druckluftinstallationen vorbereitet.
Schönauer und Zizlsperger nutzten die Gunst der Stunde und planten die gesamte Fertigung neu. Dabei legten beide Partner großen Wert auf eine weitgehende Vollautomatisierung und eine Realisierung in Modulbauweise, um späteren Erweiterungen problemlos gerecht zu werden. Lediglich der Beschlaghalbautomat, der manuell eingelegte Beschläge online gesteuert verschraubt, sollte bei der Neuplanung berücksichtigt und von Herrnwahlthann nach Nyrany verlagert werden. “Wir wollten nicht einfach die alte Anlage abbauen und mit billigen Arbeitskräften in Tschechien weiter-arbeiten – das ist der falsche Ansatz”, so Reiner Schönauer. Die Maxime der beiden Unternehmer war und ist, sich fest und langfristig in Tschechien zu etablieren und höchste Qualität zu liefern. “Der Markt fordert immer günstigere Preise bei ständig steigendem Qualitätsanspruch”, erläutert Zizlsperger “und deshalb sind wir hier angetreten, mit bestmöglichster Technologie, diesem Anspruch gerecht zu werden.” Mit insgesamt drei Anlagenherstellern wurde verhandelt und geplant. Im März 2001 erhielt die Firma Stürtz Maschinenbau, Neustadt/Wied-Rott, dann den Auftrag, wobei “die Anlage viel größer als ursprünglich geplant ausgefallen ist”, so Schönauer. “Das Konzept geht aber dann auf, wenn wir zweischichtig produzieren und dafür ist die Anlage auch ausgelegt.”
Start in Etappen
Beide Partner waren sich einig, zukunftsorientiert in eine hochmoderne Ausstattung zu investieren, um sich einen langfristigen Vorteil durch den Produktionsstandort Tschechien zu verschaffen. Also zusätzlich zur ohnehin gesteigerten Produktivität des Unternehmens durch niedrigere Lohn- und Lohnzusatzkosten sowie geringere Unternehmenssteuern. Nur die logistischen Bedingungen bedeuten in der Kalkulation einen geringfügigen, betriebswirtschaftlichen Nachteil, der zu vernachlässigend ist.
In fünf Monaten war die Fertigungsanlage montiert und man begann im August 2001 mit dem Produktionsbeginn. Dabei entschieden sich Zizlsperger und Schönauer für ein Start in drei Etappen, die jeweils sechs Wochen dauerten. Zuerst wurden die Fenster nur maschinenfertig gemacht, also Stabbearbeitung, verschweißen und verputzen. In den nächsten Wochen wurden dann zusätzlich die Beschläge montiert und erst in den letzten sechs Wochen erhielten die Fenster die Verglasung und weiteres Zubehör. Während dieser 18 Wochen wurden die Fenster – natürlich mit großem Aufwand – nach Herrnwahlthann zurückgefahren und fertiggestellt. “Der Start in Etappen hat sich als absolut richtige Entscheidung herausgestellt”, so die beiden Partner unisono, “denn damit war eine intensive Schulung unserer neuen tschechischen Mitarbeiter möglich.” Unterstützt wurden Zizlsperger und Schönauer dabei auch durch die Zulieferfirmen wie Siegenia und Gealan sowie natürlich vom Anlagenhersteller Stürtz.
Mit hochmoderner Technik
Nach dem vollautomatisch optimierten Zuschnitt, klebt der Maschinenführer den jeweilig ausgedruckten Barcode auf und schiebt die Armierung ein. Das Zentrum erledigt das Verschrauben von Profilen und Armierungen vollautomatisch.
Herzstück der Anlage und Garant für einen kontinuierlichen Materialfluss ist das Stabbearbeitungszentrum IPT 4000 S-V, dessen modulare Konzeption eine Profil-unabhängige Produktion gewährleistet. Hier werden sämtliche Arbeiten – von den Bohrungen für Kämpfer und Sprossen, über Beschlagsmarkierungen sowie Oliven- und Beschlägebohrungen bis zum Wasserschlitzfräsen – ausgeführt. Die Modulbauweise gestattet eine individuelle, kundenbezogene Ausstattung und ist für variable Fertigungskapazitäten bis zu 240 Fenstereinheiten ausgelegt.
Die Prozessvisualisierung am Bildschirm, mit integrierten Diagnosemöglichkeiten – per Knopfdruck von Tschechisch auf Deutsch umschaltbar – sorgt für einfachste Bedienung. Üblicherweise getrennte Produktionsprozesse werden in der Single-Line-Fertigungslinie zusammengefasst. Stürtz kombinierte hier auf engstem Raum modernste Produktionstechnik mit spezifischen Bearbeitungsvarianten und optimierten Logistikstrukturen. Die weitgehend vollautomatischen Prozesse, vom Einlegen der Profile für Rahmen und Flügel, Übergabe an den Schweiß- und Verputzprozess, dem Wenden der Elemente bis hin zu ihrem automatischen Abtransport in nachfolgende Bearbeitungseinrichtungen sorgen für einen deutlich reduzierten Personalaufwand. Dabei erlaubt der Leitrechner die Profil-unabhängige Verarbeitung.
Online-Überwachung allerProzesse
Bei der Anlagenkonfiguration setzte man auf moderne Produktionssteuerung (Pro Opt-NT) mit linearem Datenfluss – von der Stabbearbeitung bis zur Kommissionierung der fertigen Fenstereinheiten. Die Vernetzung der Fertigungsanlagen sowie die permanente Auswertung und Aktualisierung aller Daten schafft eine homogene Produktion. Es entsteht ein elektronischer Datenfluss, der alle Logistik- und Fertigungsprozesse innerhalb des Unternehmens optimiert – beginnend bei der Auftragsannahme und erst bei der Distribution endet. Richtungweisend bei der Anlage ist die externe Zugriffsmöglichkeit via Internet auf den Fertigungsleitrechner in der Tschechei. Dazu Zizls-perger: Ich kann von meinem Büro in Bayern aus den gesamten Fertigungs- und Logistikprozess online kontrollieren und bei Bedarf umgehend eingreifen. Ein Vorteil, der sich schon während der Einarbeitungsphase bestens bewährt hat.
Im Data Pool-Manager der Produktionssteuerung wird der gesamte Datenbestand zentral verwaltet. Hier arbeitet der Rechner alle Daten nach produktionstechnischen Gesichtspunkten optimal auf, bevor er sie an die entsprechenden PCs des Netzwerkes entlang der Fertigung übergibt. Außerdem erfasst der Manager alle Rückmeldungen und verarbeitet sie weiter. Heute fertigt man bei AR-Okenni mit 30 tschechischen Mitarbeitern, davon fünfzehn in der Kunststoff-Fensterfertigung, im Einschichtbetrieb rund 120 Fenstereinheiten täglich. Dabei entsprechen die Fertigungsbedingungen dem aktuell geforderten deutschen Standard für eine wirtschaftliche Produktion. Acht weitere Mitarbeiter stellen im hinteren Teil der 140 m langen Halle die Stahlrahmen für die Haustürrohlinge her. Trotz aller wirtschaftlichen Überlegungen, kommt bei den beiden Chefs auch der soziale Aspekt nicht zu kurz. So wurden nicht nur entsprechende Umkleideräume mit neuen Duschen und WC´s eingerichtet, sondern auch eine kleine Kantine, wo täglich ein Mittagessen nach Wahl angeliefert wird.
Aussichten
Die ersten Erfahrungen und das Ergebnis sind so überzeugend, so Zizlsperger und Schönauer, “dass sich die Investition von rund 7 Mio. Mark bald rechnen wird, besonders wenn wir die zweite Schicht einführen.”
Des weiteren überlegen die zwei Partner die Produkte nicht nur über die gemeinsamen Vertriebskanäle Schreinereien, Bauelementehändler und Fertighaushersteller in Deutschland zu vermarkten, sondern auch hier in Tschechien. Schönauer erarbeitet mit seinem tschechischen Betriebsleiter, Vladimir König, Konzepte und Strategien für den tschechischen Markt. “Der Vertrieb gestaltet sich hier sehr schwierig”, erläutert Reiner Schönauer, der für Vertrieb und den kaufmännischen Teil verantwortlich zeichnet. “Der Bedarf ist vorhanden und sehr groß, aber es ist wenig Geld hier und wir müssen unsere Fenster zu gleichen Preisen wie in Deutschland verkaufen.” Es gibt also noch viel zu tun.
Werner Pfeifer
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