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Feine Besitztümer

Individuelle Stühle des Holzbildhauers André Findeisen
Feine Besitztümer

Ob einfacher Hocker oder repräsentativer Thron: Stühle sind mehr als nützliche Objekte des Alltags. Immer sind sie auch Ausdruck der Haltung ihrer Besitzer. Der Holzbildhauer André Findeisen aus Eberswalde fertigt individuelle Sitzmöbel mit Charakter aus edlen Hölzern.

Autor: BM-Redakteur Heinz Fink

I Die Geschichte des Stuhles ist eng mit der Sesshaftwerdung des Menschen verbunden. Seit sich dieser vom umherziehenden Nomaden zum niedergelassenen „Häuslesbauer“ entwickelt hat, begleitet ihn der Stuhl als wichtiges Möbelstück. Es gibt kaum einen berühmten Architekt oder Designer, der in seiner Karriere nicht wenigstens einen Stuhl entworfen hat. Mancher, wie der dänische Architekt und gelernte Tischler Hans J. Wegener, entwarf in seinem Leben gar über 500 verschiedene Stuhlmodelle. Ob in den organisch geformten und handwerklich gefertigten Einzelstücken des Jugendstil-Künstlers Louis Majorelle oder in den als industrielle Massenprodukte hergestellten Bugholz-Stühlen der Gebrüder Thonet, stets war Holz ein wichtiges Material im Stuhlbau.

Einer, dem es sowohl das Material Holz und dessen handwerkliche Bearbeitung als auch das Thema Stuhl angetan hat, ist André Findeisen. Der 34-jährige Holzbildhauer aus dem brandenburgischen Eberswalde entwirft und fertigt organisch geformte und fein gearbeitete Sitzmöbel aus Massivholz.
Vom Wasser- auf den Holzweg
Zur Holzbildhauerei kam André Findeisen allerdings über Umwege. Nach der Lehre als Wasserbauer holte er erstmal sein Fachabitur im Bereich Gestaltung nach, beschäftigte sich aber bereits zu dieser Zeit intensiv mit der Holzgestaltung. Ein anschließendes Studium der Holztechnik brachte nicht die erwarteten Inhalte, so wechselte er und absolvierte ein Bachelorstudium in Landschaftsnutzung und Naturschutz an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Auch während des Studiums arbeitete er viel in Holz und verfeinerte nach und nach seine Technik und Kenntnisse der Holzbearbeitung.
Nach Abschluss seines Studiums und anschließenden Auslandsaufenthalten in Tansania und Norwegen betreibt er seit 2013 eine eigene Werkstatt. In den Räumen einer stillgelegten Papierfabrik in Spechthausen bei Eberswalde entstehen neben Stühlen, Hocker und Bänke, aber auch Betten, Tische, Lampen und Skulpturen aus Massivholz.
Die Inspiration für seine Stühle fand er vor Jahren in einem Buch über den US-amerikanischen Möbeldesigner und Holzkünstler Sam Maloof (1916 – 2009). Die organisch fließende Formensprache seiner Möbel, insbesondere die seiner Schaukelstühle, faszinierte ihn und brachte ihn dazu, einen solchen Stuhl nachzubauen – zuerst einmal für den eigenen Bedarf. Noch heute entstehen viele neue Möbel und Stühle als Prototypen, welche dann in die Nutzung im eigenen Haushalt übergehen.
Konsequente Massivholznutzung
André Findeisen verarbeitet in seiner etwa 60 m2 großen Werkstatt ausschließlich Massivholz. Neben Nussbaum, Eiche und Rüster verwendet er auch gerne Kirschbaum, Ahorn und Buche für seine organisch geformten Sitzmöbel. Zwar hat er die notwendigen Maschinen, wie Band- und Kreissäge, Abricht- und Dickenhobelmaschine für die Massivholzbearbeitung, aber die Hälfte der Zeit bei der Herstellung seiner Stühle entfällt auf die Handarbeit.
Die plastischen Sitzflächen seines Schaukelstuhls „Owen“, zum Beispiel, werden mit Bildhauereisen grob ausgearbeitet, mit verschiedenen Handmaschinen geglättet und abschließend fein geschliffen. Die Eckverbindungen und Stöße der einzelnen Bauteile sind gedübelt oder mit angearbeiteten Zapfen verbunden und teilweise zusätzlich durch Schrauben fixiert, die später durch Dübel verdeckt werden. Alle Verbindungen werden in verleimtem Zustand mithilfe von Raspeln und Feilen nachgearbeitet. Mit Ziehklingen und Schleifpapier werden die fließenden Übergänge zwischen Kufe, Beinen, Sitzfläche und Lehne sauber ausgearbeitet. Ein besonderes Detail stellt die Verbindung der Sprossen der Lehne mit der Sitzfläche dar: Das untere Ende der acht geschwungenen Sprossen ist trapezförmig angearbeitet, steckt in schwalbenschwanzförmigen Aussparungen der hinteren Kante der Sitzfläche und ist jeweils von unten mit einem Keil gesichert. Das obere, runde Ende steckt im Querstück der Lehne.
Auch auf die Oberflächenbehandlung seiner Möbel legt André Findeisen großen Wert: Seine Stücke werden mit Produkten eines kleinen, auf ökologische Oberflächenmaterialien spezialisierten Lieferanten (www.farbmanufaktur-werder.de) behandelt. Leinöl dient dabei als tief ins Holz eindringende Grundierung und Tungöl, ein pflanzliches, schichtbildendes Öl, als feuchtebeständige Endbehandlung.
Lokal arbeiten – international verkaufen
Doch ein gutes Produkt allein genügt nicht, es will auch seinen Käufer finden. Und die findet André Findeisen nur selten im lokalen Umfeld – zumal Eberswalde nicht Berlin, London oder Zürich ist. Von Anfang an hat er daher auf die Beteiligung an Messen und Ausstellungen gesetzt. So hat er an den Designermesse Blickfang in Hamburg 2014 und Stuttgart 2015 teilgenommen, auf der er prompt zwei seiner Schaukelstühle verkauft hat.
Der größte Teil seiner Kunden allerdings findet ihn über das Internet und lernt seine Arbeiten durch seine sympathisch gestaltete Website kennen. So wundert es auch nicht, dass gut 50 % seiner Kunden aus dem Ausland stammen und sich seine Möbel heute in Finnland, der Schweiz und sogar in Australien finden. Über einen Mangel an Aufträgen kann sich André Findeisen nicht beklagen: Das Auftragsbuch ist gut gefüllt und die Bestellungen lassen ihm kaum Zeit zur Entwicklung neuer Produkte. Dennoch hält er – auch hier konsequent ressourcenschonend denkend – an einem 7-Stunden-Arbeitstag und einer 4-Tage-Woche fest. I
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