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Rassige Schönheiten

Besuch in der Werkstatt eines Bootsmodellbauers
Rassige Schönheiten

Miss Lilac, Miss Stress und Miss Peppermint – alles wohlklingende Namen, die allerdings kein liebreizendes Trio junger Fräulein benennt. Vielmehr zieren sie die schnittigen Modellboote aus feinen Hölzern der Miniwerft von Gernot Kreutzer – gebaut nach den Vorbildern sogenannter Gentlemanracer und Runabouts der 30er- bis 60er-Jahre. BM-Redakteur Heinz FinK

Nur Anschauen geht einfach nicht! Man muss sie unbedingt anfassen. Mit der flachen Hand über den makellos geformten Rumpf streichen. Die Fingerspitzen über die feinen Konturen wandern lassen. Sie ganz vorsichtig anheben und ihr federleichtes Gewicht in Händen spüren… Ein Schelm, wer Schlechtes denkt! Als Holzhandwerker jedoch muss einem beim Anblick und Begreifen der hölzernen Bootsmodelle von Gernot Kreutzer aus Stuttgart einfach das Herz aufgehen: Die elegante Linienführung, die fugenlos verarbeiteten Holzdecks, die liebevoll gestalteten Beschläge und die fein gesteppten Polster aus echtem Leder zeugen von Leidenschaft, Begeisterung und handwerklichem Geschick ihres Erbauers.

Man glaubt es kaum: Der 47-jährige Stuttgarter ist nicht etwa gelernter Holzhandwerker, sondern Marketingfachmann und baut seit etwa 15 Jahren Bootsmodelle aus Holz. Sein erstes Boot war das Modell eines sogenannten Runabouts im Stil des italienischen Motorbootherstellers Riva – in den 50er-Jahren ein Symbol für Luxus und ausschweifende Lebensfreude und oft als Rolls Royce des Meeres bezeichnetet. Seither sind in seiner kleinen Werkstatt etwa ein Dutzend Modelle edler Holzboot-Klassiker entstanden.
Kompakte Werftanlage
Der Name seiner Homepage www.miniwerft.de ist dabei Konzept: In einem angemieteten Raum im Souterrain eines alten Bauernhauses mit Blick übers Neckartal baut Gernot Kreutzer auf nur 7,5 m2 Modellboote nach den Vorbildern sogenannter Runabouts und Gentlemanracer, Sportboote aus Holz aus den 30er-, 40er-, 50er- und 60er-Jahren.
Deren Konstruktion entspricht dabei im Wesentlichen den historischen Vorbildern, bei denen eine Spantenkonstruktion mit biegbarem Sperrholz belegt wird. Bei seinen Modellen sind die Spanten aus 6 mm starkem Birkensperrholz, die Grundbeplankung aus 3 mm Caiba-Biegesperrholz. Bei der Verklebung schwört Gernot Kreutzer auf Sekundenkleber mit Aktivator – das beschleunigt den Arbeitsfortgang und erspart das mühsame Ansetzen von Zwingen. Der fertig beplankte Rumpf wird anschließend mit etwa 2 mm starken Leisten aus unterschiedlichen Hölzern belegt. Für die Beplankung kommen neben den klassischen Bootsbauhölzern, wie Teak und Mahagoni, auch heimische Hölzer wie Nussbaum, Ahorn oder Birnbaum und Exoten wie Amaranth, Jatoba, Padouk und Wenge zum Einsatz. Oft nutzt er feine Adern aus weißem ABS oder füllt die durch Platzhalter ausgesparten Fugen zwischen den Leisten mit schwarzem Epoxid, um das feine Farb- und Linienspiel der Beplankung noch zusätzlich zu unterstützen.
Polierte Edelsteine
Allergrößten Wert legt Gernot Kreutzer auf die perfekte Oberflächenbehandlung seiner Boote. Sind alle Holzarbeiten beendet, wird der gesamte Bootsrumpf innen und außen mehrfach mit einem dünnflüssigen Epoxidharz bestrichen, das tief ins Holz eindringt und es so stabilisiert und gleichzeitig gegen Feuchtigkeit imprägniert. Nachfolgend werden mit dem Pinsel etwa 10 bis 15 Schichten klares Expoxidharz aufgetragen. Diese Oberfläche muss etwa acht bis zehn Wochen durchtrocknen , bevor die Endlackierung erfolgen kann. Dafür verwendet der Modellbauer 2K-Lacke, wie sie auch in der Autolackierung zur Verwendung kommen. Nach Austrocknung der 10 bis 12 mit der Sprühdose aufgebrachten Schichten, wird die Oberfläche bis Körnung 12 000 (!) nass geschliffen und anschließend auf Hochglanz poliert.
Feine Beschläge und edle Innenausstattung
Auch die Hardware seiner Boote fertigt der Modellbauer selbst. Alle Beschlagteile, wie Scheuerleisten, Befestigungen für Windschutzscheiben, Schleppösen oder Tankverschlüsse werden aus Messing gefertigt, poliert und anschließend verchromt. Die Befestigung erfolgt mittels 1,4-mm-Kreuzschlitzschrauben – zur Abdeckung der Anzeigen im Cockpit dienen Gläser von Armbanduhren. Auch die Polsterarbeiten für die Sitze und Anzeigenfelder näht Gernot Kreutzer selbst. Um den Vorbildern möglichst nahe zu kommen, verwendet er dünnes, mit Schaumstoff unterlegtes Ziegenleder, welches mit farbigen Fäden auf der Nähmaschine originalgetreu abgesteppt wird.
Zwischen 600 bis 800 Stunden Arbeitszeit steckt Gernot Kreutzer in den Bau seiner Boote. Kein Wunder, dass er sie dann nicht nur als Schaumodelle im Regal sehen möchte. Der glücklichste Moment des Bootsbauers ist daher der Stapellauf: Dann, wenn seine ferngesteuerten, durch kräftige Elektromotoren angetriebenen Juwelen aus Holz gleich den Originalen durchs Wasser schießen.
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