Ein klassisches Möbelthema hat Paul Friedrich beim Entwurf seines Gesellenstückes, einer Truhe aus massiver Esche, Fenix und Wollfilz, beschäftigt: Sein 1300 x 475 x 420 mm (B x H x T) großes Aufbewahrungs- und Sitzmöbel interpretiert das traditionelle Thema modern und frisch. Der eigentliche Truhenkorpus wird von zwei seitlich angesetzten, leicht nach vorne und hinten ausgestellten Gestellen in heller Esche getragen – die Eckverbindung ist als offener Schlitz und Zapfen ausgeführt. Der ebenfalls als offen geschlitzte Rahmenkonstruktion in Esche ausgeführte Deckel trägt eine im Falz liegende Füllung, die mit schwarzem Wollfilz als bequeme Sitzfläche belegt ist.
An vier schwarz verzinkten Lappenbändern (Herzig) angeschlagen, wird die Klappe durch zwei kräftige Gasdruckfedern (Häfele) gehalten, welche diese ab einem Öffnungswinkel von etwa 10° selbstständig öffnen.
Die sich nach oben leicht schräg öffnende Front und Rückwand der Truhe ist mit den senkrecht zum Boden stehenden Seiten auf Gehrung verleimt. Ein schönes Detail hier: Die Gehrungskanten sind um 2 x 2 mm abgefälzt, sodass der helle Escheanleimer unter dem tief mattschwarzen Schichtstoff (Fenix) sichtbar und die senkrechten Kanten so akzentuiert werden. Dieses Prinzip setzt sich bei allen bündig konstruierten Bauteilen konsequent in Form schmaler Schattennuten fort.
Im Inneren der Truhe findet sich eine auf gefälzten Lauf- und Streifleisten geführte, offene und herausnehmbare Lade in dunklerer Kernesche, welche sich über die gesamte Länge des Korpusses verschieben lässt und ein Drittel der Korpusbreite einnimmt. Alle Holzoberflächen wurden mit Complexöl Naturweiß bzw. Roheffekt behandelt. (hf)
Das Stück entstand an den Schulen für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen.
Fotos: Miriam Wolf, 6700 Bludenz, Österreich
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Zeichnung: Paul Friedrich