Auszugstische sind seit jeher eine Herausforderung für Tischler und Schreiner. Große Meister, wie André Charles Boulle oder Abraham und David Roentgen, widmeten sich diesem Thema und kreierten interes- sante Konstruktionen. Mit dem Titel „Tischlein streck´ dich“ entwarf und baute Nico Käding einen raffinierten Auszugstisch. Mit seinem Gesellenstück wurde er Landessieger in Berlin, nahm an der Deutschen Meisterschaft im Tischler- und Schreinerhandwerk sowie beim Bundeswettbewerb „Die Gute Form“ teil.
Die weiß lackierten, formverleimten Zargen sind in der Mitte geteilt und über einen Auszug miteinander verbunden. Die wengéfurnierte Tischplatte biegt sich an den Tischenden mit sanfter Rundung nach unten und reicht bis auf den Boden. Um die Platte biegen zu können, hat der Junggeselle die Unterseite – im Bereich der Biegung – mit Kerbnuten versehen. Damit die Tischplatte in der Rundung stabil bleibt, wurde eine halbrunde Verbindungsplatte unter der Tischplatte eingesetzt, die noch mehrere Zentimeter in die Waagerechten übergeht. Des Weiteren hat diese Platte die Funktion, dass die Tischplatte abgestützt wird und in ausgezogenem Zustand relativ stabil auskragen kann.
Zum Ausziehen des Tisches wird zuerst die Zargenverriegelung gelöst und die beiden Tischzargen nach außen gezogen. Während dieses Vorgangs bewegen sich die beiden Enden der Tischplatte zuerst nach oben. Nachdem der in Nuten geführte Biegeteil der Platte (gekerbte Abschnitt) in die Waagerechte geschoben wird, gelangt das statisch stabile Reststück der Tischplatte auf die halbrunde Verbindungsplatte. Dabei kippt die Tischplatte dann allmählich nach außen und erreicht in der Endstellung die Waagerechte. Der Tisch ist so um das Zweifache der Tischhöhe zu verlängern, wobei die Tischfläche immer eine geschlossene Einheit bildet und nicht durch Fugen gestört wird. wp
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