Die Prinzipien der Schichtung und Verdrehung nutzte Roman Reizel beim Entwurf seines Meisterstückes, einer schlanken, elegant gewundenen Säule aus massivem, geöltem Nussbaum. Das Flurmöbel mit dem Titel „revolve“ (engl. drehen) bietet dabei einige handwerklich, technische Raffinessen.
Das etwa 1360 mm hohe Möbel ist aus 64, mit Schlitz und Zapfen verbundenen, quadratischen Rähmchen aufgebaut. Jede der
300 x 300 mm großen und 21 mm starken Schichten ist gegenüber der darunterliegenden um 3° verdreht, sodass der Korpus auf die gesamte Höhe eine Drehung um 180° vollführt, was durch einen gleichmäßigen Versatz der Dübelbohrungen in den unteren und oberen Flächen erreicht wird. Eine 550 x 550 mm große und 40 mm starke, schwarz lackierte Platte gewährleistet die Standsicherheit der Säule. Im unteren Drittel lässt sich ein auf Nutleisten geführtes Tablar als Ablage herausziehen. Im mittleren Bereich sind acht Leistenwinkel über Eck beweglich gelagert und lassen sich über einen schwarz beschichteten Metallgriff öffnen – durch eine verdeckt eingebaute, vertikale, in Nutleisten geführte Stange fächern diese sich beim Öffnen elegant auf. Im Inneren findet sich ein kleiner, durch einen vertikal laufenden Rollladen verschlossener Korpus mit einer innenliegenden, klassisch geführten Schublade.
Die oberen fünf Schichten des Möbels bilden eine an geraden Lappenbändern (Herzig) angeschlagene Klappe mit Spiegel, welche durch einen Drahtseilzug mit Gegengewicht abgeabstoppt wird. Eine ausgedrehte Schale dient zur Ablage von Schlüsseln und anderen Kleinteilen beim Nachhausekommen. (hf)
Das Stück entstand an der Meisterschule Schreiner in Schwäbisch Hall.
BM-Fotos: Frank Herrmann, Leinfelden

Zeichnung: Roman Reizel