„Ebenisten“ wurden die Kunsttischler seit dem 17. Jahrhundert in Frankreich genannt, denn sie arbeiteten im Gegensatz zum Bauschreiner, dem „Menusier“, mit exotischen Hölzern und Furnieren. Auch Timo Ziegler könnte diesen Titel für sich in Anspruch nehmen, hat er doch mit seiner kleinen Schmuckschatulle in tiefschwarzem Ebenholz sowohl das den Berufsstand bezeichnende Holz verwendet als auch ein feines Stück (Kunst-) Tischlerarbeit abgeliefert.
Die im Stil einer Schatzkiste gestaltete, nur 325 x 250 x 250 mm große Schatulle mit vier schräg gestellten Füßchen ist komplett aus schwarzem Kamerun Ebenholz gefertigt. Alle Korpuseckverbindungen sind mit offenen Schwalbenschwanzzinkungen verbunden – auch der im Querschnitt korbbogenförmige Deckel. Dieser besteht aus zehn konisch geformten, u-förmigen Elementen, die zuerst gezinkt, verleimt und dann zum kompletten Deckel zusammengesetzt wurden. Die Facetten der Außenfläche wurden anschließend verschliffen, um eine gleichmäßige Rundung zu erreichen. Der Deckel ist mit sogenannten Quadrantscharnieren aus vergoldetem Edelstahl mit integrierter Öffnungsbegrenzung angeschlagen. Für die Zuhaltung sorgt ein kleines Schatullenschloss mit quadratischem, aufgesetzten, Schließblech. Der Deckel schlägt, durch eine kleine Schattenfuge getrennt, umlaufend überfälzt auf dem Unterteil auf. Bei geöffnetem Deckel lassen sich nach dem Prinzip eines Nähkästchens über einen Scherenmechanismus zwei Laden für Schmuck ausschwenken. Darunter finden sich noch sechs weitere herausnehmbare Einsätze mit unterschiedlich großen Unterteilungen für Ringe, Halsketten und Ohrringe. Die lediglich 5 mm starken Seiten sind offen gezinkt und die Böden mit rotem Wildleder belegt. Unter den Einsätzen im Zwischenboden des Sockelbereiches befindet sich ein Geheimfach für Briefe. Die Oberfläche der Schatulle ist matt geölt. (hf)
Das Stück entstand an der Fachschule für Holztechnik Stuttgart.
BM-Fotos: Bianca Oppenländer, Stuttgart
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