Das Meisterstück von Josef Eglseder, ein Büroschrank in massiver Rüster und Beton, überzeugt durch seine konsequent reduzierte Gestaltung und die hohe handwerkliche Qualität. Über dem komplex geformten Sockel aus Beton ragen zwei schlanke, spiegelsymmetrische Korpusse auf, die leicht nach links und rechts außen gedreht sind. Dadurch verjüngt sich der Korpus zur Wand hin optisch und gleichzeitig öffnet sich in der Front ein nach hinten enger werdender Spalt. In der Ansicht laufen die beiden inneren Rahmenfriese der Türen nach unten aufeinander zu und schließen diesen wieder – der Spalt dient dabei gleichzeitig als Grifffuge.
Das Motiv der „Verjüngung“ spiegelt sich sowohl in der nach hinten abfallenden Bodenplatte, als auch in der Materialstärke der Seiten und Böden, die zu den Vorderkanten hin abnimmt, wider – die kleiner werdenden Schwalbenschwanzzinken unterstützen dies noch zusätzlich. Mit den inneren Seiten sind die Böden mittels Dominoverbindern verbunden. Die acht feststehenden Mittelböden sind in die Seiten eingegratet. Auch die Rückwand des Stückes ist konsequent massivholzgerecht als Rahmen-Füllungs-Konstruktion ausgeführt und umlaufend eingefälzt. Zwei flache, auf Holzvollauszügen geführte und offen gezinkte Schubkästen nehmen Kleingegenstände wie Schlüssel, Pass und Visitenkarten auf. Die grifflosen Schubkästen werden über einstellbare Rändelschrauben (Fa. Eberhard) präzise abgestoppt.
Die beiden an matten Messingbändern (Herzig, Kröpfung C 20) angeschlagenen Rahmentüren nehmen an den Mittelfriesen wiederum das Motiv einer (japanischen) Schwalbenschwanzverbindung auf, die die senkrechten Rahmenfriese optisch auseinanderzuziehen scheint und damit den Griffspalt öffnet. Die Zuhaltung der Türen erfolgt über verdeckt eingebaute Magnete. (hf)
Das Stück entstand an der Meisterschule für Schreiner München.
Fotos: Helmut Specht, München
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