Matthias Völker wählte für sein Gesellenstück ein, zwar nicht alltägliches, aber dennoch klassisches Thema: Er entwarf und fertigte eine „Schreibschatulle in Birnbaum“. In der Möbelgeschichte finden sich immer wieder kleine, tragbare Schatullen und Behältnisse zur Aufbewahrung von Papier, Briefumschlägen und Schreibgeräten. Sie dienten dem Besitzer auf seinen Reisen als kompaktes Büro und Schreibplatz und waren, je nach Stilepoche, schlicht gearbeitet oder kunstvoll verziert.
Einen historisierenden Eindruck macht das Stück von Matthias Völker ganz und gar nicht. Vielmehr ist es eine reduzierte und zeitgemäße Interpretion des Themas. Mit einer Größe von nur 500 x 360 x 141 mm ist es leicht zu transportieren und findet seinen Platz auf anderen Möbeln. Deckel und Boden, sowie Vorder- und Rückseite bilden, auf Gehrung verleimt, ein umlaufendes Band, in das die Seiten leicht zurückversetzt eingefügt sind. Zwei flache Metallprofile bilden an der Vorderseite die Griffe für die Klappe und ein ausziehbares Tableau, das mit Leder belegt, als Schreibfläche dient. Dasselbe Flachprofil bildet hinten, in drei Teile geteilt, das Scharnier für den Deckel, der in geöffnetem Zustand von einer Klappenschere gehalten wird. Im Inneren bilden in Nuten geführte Stege ein variables Einteilungsraster zur Aufnahme von Papier und Kleinteilen. Ein kleines, schräg einliegendes Brett nimmt in drei Nutfräsungen Stifte auf.
In der unteren Hälfte des Korpus lassen sich zwei flache Schubladen herausziehen, in denen DIN-A4-Papier Platz findet. Pfiffig hier: Ein kleiner gedrehter Zapfen in Birnbaum dient als Auszugsicherung und kann von oben entnommen werden. Dadurch lassen sich die Schubladen ganz herausziehen und geben eine flache, am Hinterstück befestigte Schale als Geheimfach frei. Die matt gestrahlten Edelstahl-Oberflächen harmonieren gut mit der stumpfmatten, geölten Oberfläche der, bis auf die Zwischenböden, komplett in massivem Birnbaum ausgeführten Holzflächen. Ein kleines, feines Möbel das zeigt, dass ein Gesellenstück nicht groß sein muss! (hf) ■
Ausbildungsbetrieb:
Bantel & Langsam, Uhingen
BM-Fotos: Frank Herrmann
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