Zu allen Zeiten haben Architekten versucht, die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum aufzulösen und den umbauten Raum mit der ihn umgebenden Landschaft eins werden zu lassen. Ein rundum gelungenes Beispiel dafür ist ein kompaktes, vom Architekturbüro Deppisch entworfenes und durch die Schreinererei design.s realisiertes Wohnhaus in Freising.
Autor: BM-Redakteur Heinz Fink
Gleich einer beleuchteten Vitrine steht es da – wie zufällig hingestellt – das kleine Wohnhaus aus Holz. Kompakt und mit viel Aussicht in den es umgebenden, großzügigen Garten wünschte sich die Bauherrschaft ihren „Alterssitz“ – das frühere, gleich nebenan stehende Wohnhaus wird inzwischen von den Kindern und ihrer Familie bewohnt. Diesem Wunsch entsprachen die Planer aus dem Büro Deppisch Architekten in Freising gerne und entwickelten einen feinen Holzbau der beispielhaft mit den Kontrasten transparent und geschlossen arbeitet und dabei die Grenzen zwischen Innen und Außen – bis hin zum Innenausbau – verwischen lässt.
Ausgreifende Einbauten
Die komplexen Innenausbauten des kleinen Wohnhauses führte die Schreinerei design.s von Richard Stanzel in Pulling bei Freising aus. Der Schreinermeister und sein 23-köpfiges Team realisierte nicht nur die Einbauten im kombinierten Küchen-, Wohn- und Essraum sowie der Garderobe im Erdgeschoss, sondern auch die Möblierung von Schlafzimmer, Bad und Büro im ersten Stock des Hauses.
Der dreiseitig verglaste, wie in das Volumen des Baukörpers eingeschoben wirkende Wohn- und Küchenraum wird durch das warme und wohlriechende Holz der Zirbelkiefer geprägt. Wie eingefasst zwischen die Untersicht der Brettstapeldecke und den Bodenbelag aus massiver, astiger Kiefer, entwickeln sich die Einbauten von der rückwärtigen raumhohen Schrankfront bis hinaus in den Außenraum der Terrasse. Die Fronten und alle anderen Einbauten sind im Kontrast zum lebhaft gemaserten Nadelholz deckend weiß lackiert. Die Rückwand nimmt dabei neben zwei flächenbündig integrierten, raumhohen Zimmertüren in Hochschränken die notwendigen Küchengeräte, wie Kühlschrank, Weinkühler und Dampfgarer auf und bietet darüber hinaus reichlich Stauraum.
Aus dieser Fläche entwickelt sich die fast 6 m lange Unterschrankzeile im Innenbereich, die sich gleichsam durch die Glasfront dringend auf der Terrasse fortsetzt. Um die Optik zu wahren und die Einbauten außentauglich zu machen, wurden hier Vollkernplatten verwendet und farblich passend lackiert. Auch die Arbeitsplatte aus Granit (Amarello Macieira) setzt sich bis nach außen fort.
Neben Kochfeld, Spüle und Geschirrspüler nimmt der Einbau zahlreiche Schubkästen und Auszüge (Blum) auf – breite Grifffugen ermöglichen das bequeme Öffnen der Fronten. Ein besonderer Blickfang allerdings ist der in die Unterschränke integrierte, thermisch von den angrenzenden Einbauten getrennte Kaminofen. Der Ofenbauer fertigte diesen speziell nach den Angaben des Schreiners, sodass sich das Fugen- und Sockelbild der Unterschränke auch hier fortsetzt.
Auf der, der Küchenzeile gegenüberliegenden Seite erstreckt sich, in Brüstungshöhe beginnend, ein niedriger werdendes Bücherregal, das der leicht abfallenden Geländekontur des Gartens folgt. Auch dieses reicht mit seiner Abdeckung aus Naturstein bis hinaus auf die Terrasse.
Umfassende Kundenbetreuung
Auch den Esstisch und die Stühle, Klassiker des dänischen Designers (und gelernten Schreiners!) Hans Wegener, lieferten Richard Stanzel und sein Team, der seit 1993 in der Freisinger Innenstadt zusätzlich zur Werkstatt ein Wohnstudio betreibt. Auch die Designer Leuchte „Pirce“ von Artemide über dem Esstisch sowie die in die Brettstapeldecke flächenbündig integrierten Downlights des Münchner Leuchtenherstellers Occhio lieferte der umtriebige bayrische Unternehmer und stellvertretende Obermeister der Schreinerinnung Freising für das Bauvorhaben. I
Objektbeteiligte
Architektur
Deppisch Architekten
85354 Freising
Innenausbau
design.s
85354 Freising-Pulling
Holzbau
Holzbau Schmid GmbH
86399 Bobingen
Lichtplanung und Leuchten
Occhio GmbH
81667 München
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