Verwegen sieht es ja schon aus, wie der scheinbar tonnenschwere Block aus Sichtbeton frei über dem breiten, zu allen Seiten hin offenen Kamin schwebt – dazu noch beidseitig bestückt mit riesigen Flachbildschirmen. Doch der Schein trügt, nicht scharfkantiger, bauseits gegossener Beton bildet den mächtigen Raumteiler, sondern mit Laminat in Betonoptik belegte Holzwerkstoffe aus der Werkstatt des Innenausbauers. Und nicht nur die markante Raumskulptur stammt aus Schreinerhand, auch die weiteren Einbauten und Möbel in Oberflächen aus Imi-Beton – geplant und gefertigt von den Innenausbauern der Schreinerei Lemmer aus Aitrach bei Memmingen im Allgäu.
Ungewöhnliche Umnutzung
Ein guter Kunde der Schreinerei trat an Schreinermeister Jörg Lemmer heran, mit der Bitte um die Gestaltung des Innenausbaus seines neuen Wohnhauses, das vor dem Umbau als Schwimmbad genutzt wurde – die große, öffenbare Glasfront zur Terrasse hin deutet noch heute auf die frühere Nutzung des Gebäudes hin. Der Bauherr wünschte sich eine klar gestaltete, schlichte Einrichtung mit fließenden Raumübergängen. Dem Wunsch entsprechend gestalteten Jörg Lemmer und sein Team die Innenausbauten unter Einsatz weniger ausdrucksstarker Materialien: Betonoberflächen für Wände und Möbelfronten, Eichenaltholz und Hochglanzweiß für Teile der Möblierung und den Boden. Die weiße Kunstharzbeschichtung des Bodens zieht sich dabei fugenlos über alle Räume hinweg und dient so als verbindende Basis für den gesamten Innenausbau.
Gut versteckt aufbewahrt
Gemäß dem Wunsch des Bauherrn sollte in der Küche bei geschlossenen Fronten nicht erkennbar sein, welche Funktion bzw. welche Geräte dahinterliegen. So bietet die übertiefe, etwa 4,20 m breite und 2,20 m hohe Hochschrankzeile hinter ihren grifflosen Fronten in Betonoptik neben viel Stauraum auch Platz für einen Kühl- und Gefrierschrank, Backofen und Geschirrspüler. Alle Fronten in Form von Klappen und Schubläden sind mittels elektrischer Öffnungsunterstützung (Blum Servo Drive) öffenbar. Hinter der Arbeitsplatte in Betonoptik mit flächenbündig integrierter Edelstahlspüle lässt sich eine gut 2,40 m breite, schwarz lackierte Glasscheibe, dank eines vom Innenausbauer selbst entwickelten Beschlages, elektrisch nach oben verschieben und gibt so ein hinterleuchtetes Gläserregal frei.
Die mit reichlich Schubkästen und Auszügen (Blum Legrabox) bestückte, freistehende Kochinsel wird durch einen Brücke aus Eichenaltholz überspannt, in der die Arbeitsplatzbeleuchtung und der Dunstabzug integriert sind. Direkt an die Kochinsel dockt ein etwa
3 m langer Tisch aus Eichenholz an. Das Holz dafür, wie auch für alle anderen Holzeinbauten, hat dabei eine bewegte Vorgeschichte: Diente es doch einst den Winzern an der Mosel als mächtige Weinpresse zum Keltern der Trauben. Um den urigen Charakter zu erhalten, wurde auf eine weitere Oberflächenbehandlung des Holzes verzichtet.
Fließender Raumübergang
Der Durchgang vom Wohnraum zum Schlaf- und Badbereich kann bei Bedarf durch eine elektrisch betriebene, zweiflügelige Schiebetür (Antrieb Dorma) aus Altholz verschlossen werden. Die Steuerung der auf der Schlafzimmerseite vor der Wand laufenden Schiebetür erfolgt automatisch über einen in den Sturz integrierten Bewegungsmelder. Die raumtrennenden, im Trockenbau vom Schreiner hergestellten Wände sind ebenfalls vollflächig mit Imi-Beton belegt.
Zwischen Bett und offenem Badbereich ist eine in Betonoptik eingefasste, freistehende Badewanne platziert. Dahinter an der Wand zur offenen Dusche findet sich ein wandhängender Waschtisch mit Fronten aus Alteiche und einer Platte aus weißem Mineralwerkstoff mit vollintegriertem Becken (Corian). Die Wände der dahinterliegenden, barrierefreien Dusche sind mit Glasmosaikfliesen belegt. Auch die flächenbündig zur Wandfläche liegende, ohne sichtbares Futter ausgeführte Tür zum WC wurde, wie auch die im Flur, vom Innenausbauer in Altholz gefertigt und blieb ohne Oberflächenbehandlung. Die mit Gratleiste gesicherten Bretttüren sind an verdeckten Basys-Bändern angeschlagen und mit Edelstahldrückergarnituren (Karcher) ausgestattet.
Der in zweiter Generation von Jörg Lemmer geführte Schreinereibetrieb in Aitrach fertigt mit derzeit 45 Mitarbeitern Möbel- und Innenausbauten im gehobenen Spektrum für Privat- und Geschäftskunden – etwa 70 % davon im Hotelbereich.
Objektbeteiligte
Planung und Innenausbau
Lemmer GmbH & CO KG
8319 Aitrach
Raumausstatterarbeiten
Uli Nägele
87733 Markt Rettenbach
Der Werkstoff
Beton für den Innenausbauer
Die H. Schubert GmbH ist Spezialistin für authentische Imitationen. Das patentierte innovative Beschichtungsverfahren wurde im Jahr 2000 entwickelt. Neben dem bekannten „imi beton“ gibt es mittlerweile zahlreiche weitere Oberflächen, wie „Metal“, Asphalt“, „Rost“, „Altholz“, „Monyt“ und „Akustik“. Alle Imi-Werkstoffe sind für den Tischler mit herkömmlichem Werkzeug sofort bearbeitbar. Die Verbundwerkstoffe gibt es in den unterschiedlichsten Plattengrößen, -stärken und -arten.
Dazugekommen ist Beton als Matte, die flexibel als Wand-, Decken- und Bodenbelag einsetzbar ist. Diese neuartige Betonmatte zeichnet sich auch durch ihre unverwechselbare Betonoptik und Haptik aus. Trotz teilautomatisierter Produktion ist jede Matte ein Unikat, da die Oberfläche nach wie vor von Hand gefertigt wird. Dabei ist sie extrem strapazierfähig und stark belastbar – trotz ihrer Flexibilität. Sie bietet maximale Gestaltungsfreiheit für Büro-, Geschäfts- und Wohnräume. Ideal auch für Renovierungen in Küche, Bad und vieles mehr. Auch runde Elemente lassen sich mit der Imi-Betonmatte belegen.
Die Matte gibt es großformatig oder im Planken- bzw. Fliesenformat mit umlaufender Fase. Sie wird fest verklebt oder schwimmend verlegt.
H. Schubert GmbH
48493 Wettringen