Im Rahmen der Projektarbeit „Kleinmöbel“, die an der Meisterschule für Schreiner, München, jährlich – also mit allen jungen angehenden Meistern – durchgeführt wird, hat sich Andreas Offenbächer eine nicht alltäglich, ansprechende Form für sein Kleinmöbel ausgedacht: Ein sphärisch geformtes Möbel, das einem Samenkorn ähnelt.
Das Kleinmöbel, das Andreas Offenbächer entwarf und fertigte, hat eine ellipsenförmige Rückwand, die von drei Türen umschlossen wird. Um dies zu ermöglichen, mussten diese Türen dreidimensional ausgebildet werden. Engagiert und mutig machte sich der Meisterschüler an die Arbeit und experimentierte mit 3-D Buchenfurnieren von der Firma Reholz.
Die 3D-Furniere bestehen aus üblichen Furnieren verschiedener Holzarten in den Dicken von 0,6 bis 1,5 mm. Diese werden rein mechanisch so aufbereitet, dass sie in der Fläche verzugsfähig sind. Dies ist die Grundlage für eine 3D-Verformung. Eine Analogie hierzu findet man in der Blech-Tiefziehtechnik, bei der ausgangs ebenflächige Blechzuschnitte zu meist behälterförmigen Hohlkörpern durch Flächenverzug umgeformt werden.
- 3D-Furniere sind jedoch im Gegensatz zu Blechen erst stabil, wenn sie in mehreren Lagen – vorweigend kreuzweise – übereinander geklebt sind (Lagenholzformteile).
- 3D-Furniere können auch einlagig auf ein Trägermaterial aufgeklebt werden, wobei vorzugsweise dünne Beschichtungsfurniere zum Einsatz kommen.
Bei der industriellen Fertigung wird das 3D-Umformen mit entsprechenden Presswerkzeugen vorgenommen; bei der handwerklichen Fertigung wird mit Schablonen und Vakuumsack gearbeitet.
Nachdem der Entwurf endgültig abgesegnet war, erfolgte die Darstellung und Konstruktion im 2- und 3-D Bereich mit dem Programm Vector-Works, das an der Meisterschule München standardmäßig eingesetzt wird.
Alle notwendigen Daten für die Fertigung der Türschablone und der Rückwand wurden über die CNC-Software NC-Hops der Firma Direkt-CNC-Systeme GmbH eingelesen.
Mit dem CAD-CAM Modul wurden die entsprechenden Programme erzeugt und dann auf dem Bearbeitungszentrum von Biesse gefräst.
Den größten Aufwand erforderte die Anfertigung der Verleimschablone für die Türen. Sie besteht aus zwei mal fünfzig verschiedenen Lagen aus MDF-Platten. Diese wurden nach dem Fräsen verleimt und danach die Konturen bündig geschliffen.
Die drei sphärisch geformten Türblätter bestehen aus jeweils sieben Lagen 3-D Buchenfurnier. Verklebt wurden die Furniere mit PU-Kleber und im Vakuumsack über der Schablone verpresst.
Als Rückwand dient eine Rotbraun lackierte MDF-Platte, in der auch die Bettbeschläge für die Aufhängung integriert sind. Die Glasfachböden sind in 14 mm tiefe Nuten eingesteckt und mit Silikon befestigt.
Die fächerförmig hintereinander angeordneten Türblätter sind oben und unten mit einem selbst konzipierten Drehbeschlag aus Edelstahl verbunden. In dem Beschlag ist ein Mitnehmer integriert, so dass beim Schließen der Türen sich diese gleichmäßig positionieren.
Biomorph, rund und organisch sind derzeit Trends in der Architektur und Innenarchitektur. Durch das 3-D Furnier steht dem Schreiner ein Material zur Verfügung, mit dem auch solche komplexe Formen realisiert werden können.
Helmut Specht, Fachlehrer für Gestaltung und Konstruktion
Hersteller des 3D-Furnier:
Reholz GmbH, Sachsenallee 11, 01723 Kesselsdorf
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