Das Schreiner- und Tischlerhandwerk ist eine kreative Branche. Nicht nur im gestalterischen Bereich. Auch in anderen Unternehmensfeldern stoßen wir von der BM-Redaktion immer wieder auf pfiffige Ideen von Kollegen.
Autor: Regina Adamczak
I „Wir haben uns die Freude erlaubt, in elf Möbeln, die wir in den letzten zwei Monaten realisiert haben, jeweils ein Geheimfach einzubauen. Ohne Ortsangabe, versteht sich. Wer mag, kann jedes Möbel „besuchen“ und das, was in den Geheimfächern versteckt ist, behalten.“ Mit diesen Zeilen lud Schreinermeister Johannes Wittich aus Freiburg zu einer Geheimfachausstellung. Er veranstaltete die kleine Werkschau, bevor die Arbeiten zu den Kunden an ihren vorgesehenen Platz kamen. Die Ausstellung dauerte nur einen Tag – einen warmen sommerlichen Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Es kamen mehr als 200 „Besucher“ – im wahrsten Sinne des Wortes.
Wie er auf diese Idee kam? „Geheimfächer haben bei uns Tradition. Wenn jemand bei mir einen Einbauschrank bestellt, setze ich unter das Angebot noch die Position, Geheimfach: 1 Euro“, erzählt Wittich. Die Kunden bestellen das Geheimfach immer mit. „Uns macht es einfach Spaß, etwas zu ersinnen, und mittlerweile gibt es auch einige Varianten, die sich bewährt haben. Wenn die Kunden das Geheimfach finden, gewähre ich Rabatt.“
Johannes Wittich liebt es, Kultur in seine Werkstatt zu bringen. Zu den so genannten Werkstattkonzerten im Herbst wurde nun schon zum dritten Mal geladen. Da trifft Cello auf Saxofon oder Kontrabass auf Geige. Aber auch für experimentelle Musik ist Raum: „Konzert für Klarinette und Ball“ lautete ein ungewöhnlicher Titel. Der „Tanz in den Mai“ mit DJ und etwa 400 Gästen findet jedes Jahr statt und ist zwischenzeitlich schon zur Institution geworden. Und auch für Ausstellungen nutzt Wittich die hellen Räumlichkeiten. Vom 1. bis 3. März 2013 zeigt beispielsweise Traugott Wöhrlin, langjähriger Leiter der Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule Freiburg, in der Werkstatt meisterhafte Bleistiftzeichnungen „Bäume am Lebensweg“.
„Unsere Veranstaltungen sind persönlich und kontaktintensiv. Damit erreiche ich einen Kundenkreis, der mir vertraut ist und zu dem auch unser Angebot passt.“ I
Auf den Punkt gebracht „Begegnung ist mir wichtig“
Schreinermeister Johannes Wittich: „Für mich ist Marketing gelungen, wenn ich einen persönlichen Kontakt herstellen kann, wenn ich eine direkte Rückmeldung erhalte – das braucht ja nur ein Lächeln zu sein. Alles, was ich in Kundenfindung und Kundenbindung investiere, ist langfristig angelegt. Ich freue mich daran, wenn die Werkstatt mit Kultur und Leben erfüllt wird und die Menschen etwas Positives mit unseren Räumen verbinden.
Zeitungsanzeigen, Buswerbung, Sonderangebote – das ist mir zu unpersönlich, zu kurzfristig und letztendlich nicht kontrollierbar.“
Schreinerei Johannes Wittich
79115 Freiburg
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