Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Das Problem im Schreinerhandwerk: Wir stellen Produkte her, die es so noch nie gab. Mit Zeichnungen und 3D-Animationen versuchen wir, dem Kunden ein realistisches Bild vom Ergebnis zu präsentieren – doch die Spannung bleibt: Wie sieht das fertige Projekt wirklich aus? Passt es zur Umgebung? Ruft es die gewünschte Begeisterung hervor? Hier bietet die Digitalisierung eine tolle Lösung: Virtual Reality (VR).
Als Matthias Brack zum ersten Mal damit in Berührung kam, tat er es als Spinnerei für Spielefanatiker ab. Auf den zweiten Blick erkannte er die Chancen für sein Gewerk. Die Frage war nur: Wie bringe ich meine Wintergärten in die virtuelle Welt? Über verschiedene Schnittstellen, aber mit handelsüblicher Freeware wandelt er seine Pläne so um, dass er sie mit einer VR-kompatiblen Software öffnen kann. Inzwischen ist der Export aber auch aus vielen CAD-Programmen möglich. Zwar ist das Erstellen der Zeichnung deutlich aufwendiger, weil der Kunde durch den 360°-Blick jeden Winkel einsehen kann und die vorhandene Umgebung ebenfalls erfasst werden muss. Doch für diesen Mehraufwand erhebt Brack eine Pauschale.
„In der Planungsphase nutzen wir VR aber auch selbst. Ich springe in fast jeden Wintergarten, um zu prüfen, ob unsere Ideen umsetzbar sind.“ Sind die anfänglichen Bedenken gegenüber der VR-Brille überwunden, folgt Begeisterung. Mancher Kunde möchte die virtuelle Welt gar nicht mehr verlassen, der eine oder andere hat schon versucht, auf einem gezeichneten Stuhl Platz zu nehmen. „Die Technik ist für uns ein Riesenvorsprung, weil der Kunde unser Produkt schon vor dem Bau erleben kann.“ Die Frage, ob ihm das Ergebnis gefällt, ist nach der Montage hinfällig, weil er schon bei der Bestellung weiß, worauf er sich freuen darf.“(nr/Quelle: Matthias Brack)
Auf den Punkt gebracht
Vielseitige Einsatzgebiete
Die virtuelle Realität ermöglicht es, sich in künstlich erstellten oder mit speziellen Kameras aufgenommenen echten Räumen und Umgebungen in Originalgröße zu bewegen. Durch den Einsatz einer VR-Brille ist man nicht mehr auf einen Monitor angewiesen, sondern kann den Kopf frei bewegen und somit dreidimensionale 360°-Bilder realitätsnah erleben.
Neben dem klassischen Computerspiel gibt es heute viele weitere Einsatzmöglichkeiten: für angehende Mediziner, die damit sehr realitätsnah Operationen simulieren, zur Anleitung von komplexen Reparaturen, ohne dass ein erfahrener Techniker vor Ort sein muss, im Bauwesen oder auch in der Psychologie, um Traumata zu überwinden.