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Dünne Schichten und dicke Kompetenz

Lackiertechnik Schröder zum Kompetenzzentrum ausgebaut
Dünne Schichten und dicke Kompetenz

Björn Schröder und sein Vater aus dem niedersächsischen Brockel sorgen als Lohnlackierer schon seit 1980 für tadellos lackierte Holzfenster. Jetzt baut er die Partnerschaft mit seinem Lacklieferanten PPG Industrial Coatings zum Kompetenzzentrum aus. Lesen Sie, was das für ihn bedeutet und welche Vorteile das für seine Kunden bietet.

Rainer Kemner

Im beschaulichen Brockel findet sich unter dem Dach der Schröder-Gruppe die beeindruckende Kombination aus Zentrallager, Farbmischanlagen, Versand, Vertrieb und anwendungstechnischer Beratung für die gesamte DACH-Region – und das alles auf Basis der eigenen Lohnlackierung, die jährlich ca. 180 000 lfm Fenster und Haustüren, ca. 1 500 000 lfm Leisten sowie ca. 750 000 m2 Hobelware beschichtet. Laborräume sucht man allerdings vergeblich: „Unser Labor ist eine komplette Lackierstraße mit zwei 6-Achs-Lackierrobotern, Handspritzstand, Flutanlagen, Kältetrocknung und Zwischenschliffautomaten. Hier werden Farb- und Lackmuster unter Produktionsbedingungen hergestellt. Wir können praktisch alle denkbaren Beschichtungsvarianten simulieren, sodass wir nicht nur einen Eimer Farbe verkaufen, sondern ein erprobtes System, inklusive unseres gesamten verarbeitungstechnischen Know-hows, das im Betrieb unseres Fensterbau-Kunden sicher und störungsfrei funktioniert.“ Mit dieser „Hands-on“-Mentalität ist Malermeister Schröder offensichtlich auch bei seinen Kunden aus dem Handwerk erfolgreich: „Endlich erklärt uns mal jemand in drei Sätzen, worauf es bei der Fensterlackierung ankommt“, freuten sich die PPG-Anwender, so Schröder.

Bei der Fensterbeschichtung erhält der Kunde zudem einen Full-Service. Dieser beinhaltet neben der eigentlichen Lackierung auch die Abholung und den Rücktransport der Fenster durch eigene Lkws. Und ganz nebenbei auch einen verlässlichen Partner im Falle einer Gewährleistung sowie einfach zu kalkulierende Kosten für die Lackierung zum Festpreis.

Wer stellt schon gerne sein Lacksystem um?

Dafür muss es wirklich gute Gründe geben, denn auch der Fensterbauer sagt sich: „Never change a running system!“ Warum also doch? Zur HM Holzfenster-Manufaktur der Heinrich-Meyer-Werke im benachbarten Bispingen bestanden schon jahrelange Geschäftsbeziehungen, weil sämtliche Lasuren und RAL-Farbtöne durch Schröder von PPG geliefert wurden – allerdings der weiße Fensterlack bislang noch nicht.

Björn Schröder nutzte den Abend eines Netzwerk-Partnertages und kam mit HM-Einkaufsleiterin Stephanie Hövel ins Gespräch: „Wie wäre es, wenn wir Muster und einen ersten Auftrag in Brockel unter genau denselben Bedingungen lackieren, wie sie auch in Bispingen in der HM Holzfenster-Manufaktur vorliegen?“ Dieses Angebot verfing und mittels feingehobelter Meranti-Musterstücke fand man im März die richtige Mischung aus Verlauf, Füllung der Poren, Diffusionsoffenheit, Schichtdicke, Optik und Haptik. Angesichts der HM-Produktpalette, den unterschiedlichen Stilrichtungen und Holzarten war das kein ganz einfaches Unterfangen!

Bereits im April wurde der erste reale Fensterauftrag bei HM-Fenster mit dem neuen PPG-Lacksystem abgewickelt, ohne dass es den Produktionsablauf bei HM gestört hätte. Das Ergebnis war so überzeugend, dass jetzt auch für den Weißlack die Umstellung auf PPG erfolgen wird. „Ein Sperrgrund, um Farbdurchschlag zu verhindern, ist bereits in der Acryl-Alkydharz-Hybrid-Grundierung enthalten“, so Björn Schröder.

HM-Schichtleiter Bernd Bodenbinder bestätigt: „Wir müssen unser bewährtes Lackierverfahren nicht umstellen, weil die Firma Schröder genau unsere Anforderungen umsetzen konnte – und das nicht nur im Labormaßstab, sondern im realen Lackierbetrieb, der unser eigenes Verfahren exakt simulierte. Auch bekommen wir von ihm die genauen Parameter für Viskosität, Spritzdüsen und Pumpendruck.“

Bei HM musste auch der erste Musterauftrag den Anforderungen allen hauseigenen und fremdüberwachten Prüfbedingungen entsprechen. Bodenbinder: „Wir sind ein Vollsortimenter im Fenster- und Türenbereich. Wir produzieren Kunststoff, Holz- und Holz-Alu-Fenster. Deshalb sind bei uns durchgängige Qualitätsstandards sehr wichtig. Dazu gehört neben einem einheitlichen Lacksystem auch die darauf abgestimmte Verklebung der Verglasung – bei Kunststofffenstern seit 2014 und bei Holzfenstern seit 2015.“

Zeitersparnis unter dem Mikroskop

Wenn Björn Schröder seinen Kunden 30 % Zeitersparnis bei der Fensterlackierung zusagt, dann weiß er, wovon er spricht, weil er es in seinem eigenen Betrieb es tagtäglich so praktiziert: „Erstens: Die Acryl-Alkydharz-Hybrid-Grundierung kann in die angeschnittenen Poren einer feingehobelten Oberfläche eindringen und sich dort verankern – vorheriges Schleifen überflüssig. Zweitens verringert sich damit auch der Aufwand beim Lack-Zwischenschliff. Ein Zwischenschliff reicht bei einem dreischichtigen Aufbau aus, weil sich keine Holzfasern aufstellen, die vorher durch’s Schleifen zerrissen wurden.“ Zeitersparnis Nummer 3: „Die überfälzten Glashalteleisten werden als Rahmen zusammengebaut und einzeln angeliefert. Sie laufen auch als einzelne Rahmen zweimal durch unsere Flutanlage und werden dann von uns direkt in den Flügel eingesetzt – ohne Klammern oder sonstige zeitraubende Hilfsarbeiten. Die Roboter erledigen dann die Schlussbeschichtung, ohne Verklebung oder Verblockung im Glasfalz“, so Schröder. Das kann natürlich jeder PPG-Kunde, der seine Fenster im eigenen Betrieb lackiert, genauso machen, wie der Maler in Brockel. Schröder macht daraus kein Geheimwissen und gibt seine Erfahrungen gerne an seine Kollegen aus dem Handwerk weiter, weil so für alle Beteiligten eine Win-win-Situation entsteht.

Doch er setzt nicht nur auf die praktischen Erfahrungen in seinem Lackierbetrieb, denn im Bedarfsfall kann Schröder auch auf die wissenschaftliche Expertise und das Elektronenmikroskop des PPG-Labors zurückgreifen – einem der größten Lackhersteller weltweit, der sogar seine eigenen Pigmente herstellt.

Forschung und Entwicklung im Handwerk?

Im niedersächsischen Brockel ist das kein Widerspruch! Mit seiner handwerklichen Herangehensweise und einer pfiffigen Idee löst Schröder gerade für die WPC-Industrie das Problem der farbigen Lackierung von WPC-Profilen. Das Ganze ist in ein Innovationsprojekt das Landes Niedersachsen unter der Überschrift „Entwicklung einer prototypischen Erstanwendung zur umweltverträglichen Oberflächenkonditionierung und gebrauchswerttauglichen Oberflächenbeschichtung von WPC’s“ eingebettet. Schröder erschließt sich damit einen neuen Markt für die Lohnlackierung von Millionen laufender Meter WPC-Terrassen- und Fußleistenprofile. Schröder hätte sich nie träumen lassen, dass auch er einmal zum aktiven Teil der Globalisierung werden könnte. Er leistet damit aber auch seinen Beitrag zur „De-Globalisierung“, denn so werden Produktion und Arbeitsplätze in Deutschland erhalten. Bleibt abzuwarten, wann die ersten Industriespione in Brockel auftauchen – die aber in der 1500-Seelen-Gemeinde bestimmt sofort auffallen würden!

www.lackiertechnik-schroeder.de

www.ppgindustrialcoatings.com

www.holzfenster-manufaktur.de


Der Autor

Rainer Kemner ist Tischler und Holz-Ingenieur, berät das Tischler- und Schreinerhandwerk zur Optimierung von Prozessen und Abläufen und unterrichtet an Meister- und Technikerschulen.

www.rainerkemner.de

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