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„Ein Betrieb ist so gut wie seine Leute“

Erfolgsfaktor: Mitarbeiter
“Ein Betrieb ist so gut wie seine Leute”

Eine kleine, schmucke Werkstatt hat sich Christian Stork (33) im Jahr 1997 auf die grüne Wiese gestellt – vieles war Eigenleistung, ein halbes Jahr lang hatte er an dem Bau gearbeitet. Als Standort wählte er seinen Geburtsort, das kleine bayrische Dorf Holzhausen in der Nähe von Landsberg am Lech. 1998 gründete er dann die Stork GmbH, mit ihm als Gesellschafter und Geschäftsführer in einer Person.

BM Warum haben Sie sich selbstständig gemacht?
Storck Der Gedanke an die Selbstständigkeit war schon kurz nach meiner Gesellenprüfung da. Ich wollte immer meine eigenen Ideen verwirklichen. Nach der Meisterprüfung 1995 habe ich zwei Jahre lang als angestellter Meister gearbeitet, in der Werkstatt und der AV. Ein Vierteljahr lang auf Großbaustellen, mit täglichen Arbeitszeiten von 6 bis 21 Uhr, zu der Zeit haben die Gesellen mehr verdient als ich. Das war der Anstoß, mich selbstständig zu machen. Jetzt bin ich zwar gebunden, aber es gibt mir auch Bestätigung.
BM Welche Eigenschaften bringen Sie persönlich mit?
Storck Ich weiß, was ich kann und ich weiß, wer ich bin. Ein ehrgeiziger Mensch war ich immer schon. Und das ist auch ganz wichtig. Wenn es an der Meisterschule kein Einser war, dann war es nichts.
BM Wie sind Sie vorgegangen?
Storck Ich habe sehr viel Erfahrung mitgebracht: Schon als Lehrjunge habe ich genau hingeguckt und dann zehn Jahre als Geselle in vier unterschied-lichen Betrieben gearbeitet. Der Berater der Handwerkskammer hatte mir von der Gründung abgeraten. Ich hatte einiges an Eigenkapital zurückgelegt – ein Drittel des benötigten Kapitals – und er riet mir, das Geld zu verprassen. Er meinte, um wirtschaftlich arbeiten zu können, bräuchte man mindestens fünf Leute. Mein großes Plus war, dass ich in den ersten 1,5 Jahren so gut wie alleine gearbeitet habe – bei fünf Leuten fällt immer einer durch Fehlzeiten aus.
Ich hatte schon genau darüber nachgedacht, ob ich mich selbstständig mache. Die Finanzierung war meine größte Sorge. Ich habe den Chef meiner Hausbank schon lange gekannt, sonst wäre die Bank das Risiko nicht eingegangen. Den Kapitalbedarf habe ich mir selber ausgerechnet. Außerdem sind mir mein Vater und mein Steuerberater mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
Vor drei Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich trotz der Belastung noch Geld auf die Seite bringe. Im ersten Jahr habe ich beinahe auf mein komplettes Gehalt verzichtet, ich habe so gut wie nichts aus der Firma herausgezogen. Einige Maschinen habe ich beispielsweise erst später gekauft und ich fahre auch kein großes Auto.
Die Werkstatt samt Maschinen ist mein Privatvermögen, ich habe sie an die Firma verpachtet. Meine Firma ist eine GmbH, ich bin Gesellschafter und Geschäftsführer. Das gibt mir Sicherheit. Wenn es mit der Firma den Bach runtergehen sollte, hängt sie mit 50 000 DM drin, der Rest ist mein Privatbesitz. Damit hafte ich nicht. Ich habe nicht nachfinanziert, sondern nur das ausgeschöpft, was ich hatte. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich inzwischen von dem Darlehen schon 1/3 zurückzahlen können.
(Es muss ausreichend Startkapital vorhanden sein, mindestens ein Drittel des benötigten Kapitals.)
BM Und warum ist Ihr Unternehmen so erfolgreich?
Storck Ich stehe morgens um 5.30 oder 6.00 in der Werkstatt, gehe um 21.00 Uhr – und das mindestens sechs Tage in der Woche. Meine Arbeit ist auch mein Hobby, das ist mein ein und alles, natürlich außer meine Familie. Seit ich die Firma habe, habe ich noch keinen Urlaub gemacht. Im Moment ist Urlaub, wenn ich erst um 8 Uhr in den Betrieb komme und um 18 Uhr gehe. Richtigen Urlaub mache ich erst, wenn ich aus dem Gröbsten raus bin, vielleicht ist das sogar schon in drei bis vier Jahren.
Ein weiteres großes Plus sind meine Mitarbeiter: Ich habe zwei Spitzen-Leute, denen vertraue ich zu 100 Prozent. Wir sind eine große Familie. Aber natürlich verdienen meine Leute auch gut; es soll ja nicht so sein, dass nur ich verdiene. Wir sind schnell, wir sind flexibel und wir arbeiten viel. Außerdem sind unsere Fertigkeiten enorm. Wir sagen oft zueinander: ,Wir sind die Besten’. Uns macht so leicht keiner was vor. Ein Betrieb ist so gut wie seine Leute. Ich stelle auch komplizierte Sachen her, die andere nicht machen. Mein Umsatz war schon als ich allein war, höher als bei vergleichbaren Betrieben. Wichtig ist auch, dass die Familie hinter mir steht: Ich habe einen sehr großen Halt von meiner Familie.
(Wer sich selbstständig macht, darf die Arbeit nicht scheuen.)
BM Hier in der Gegend gibt es in jedem Dorf zwei Schreiner. Warum kommen die Kunden zu Ihnen?
Storck Meine Kundschaft ist von der Werkstatt begeistert. Sie denken, wenn so eine schöne, ordentliche Halle dasteht, dann ist auch die Arbeit dementsprechend. Die Leute wollen keinen Schnösel im Anzug der ihnen im Büro irgend etwas verkauft, denen ist lieber, sie sitzen in meiner Werkstatt. Ich gehe auch in Arbeitskleidung zu meinen Kunden, meine Kunden wollen mich als Handwerker sehen.
BM Wie sieht die Zukunft aus?
Storck Expandieren will ich nicht. Fünf Leute sind das absolute Maximum, wenn ich zehn Leute habe, dann müsste ich nur noch schauen, dass die Leute Arbeit haben, ich müsste beispielsweise an Ausschreibungen teilnehmen und würde gar nicht mehr in der Werkstatt stehen und könnte auch nicht mehr eingreifen, so dass viel schief gehen würde. Allerdings haben wir so viele Überstunden, dass ich eigentlich mehr Leute anstellen müsste, aber ich glaube nicht, dass die Rechnung aufgeht. Ob unser Konzept funktioniert, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Aber ich glaube fest daran. o
(Man muss sich etwas zutrauen und das Risiko auf sich nehmen. Aber man darf sich gleichzeitig auch nicht überschätzen.)
Die Gründung in Kürze
Zeitpunkt: 1. Mai 1998
Rechtsform: GmbH
Standort: 86859 Holzhausen-Igling
Gebäude: Neubau, 500 m², Eigentum
Startkapital: keine Angaben
Mitarbeiter: zu Beginn: 2 Gesellen auf 630 DM-Basis
heute: 2 Gesellen, Ehefrau auf 630-DM-Basis
Produktspektrum: Innenausbau, Möbel, Türen, Treppen, Fenster (Handelsware)
Umsatz/Jahr: keine Angaben
Auftragsvorlauf: 1/4 Jahr + schon angefallene Überstunden
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