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Ein Herz für historische Türen

Tischlerei Krüger fertigt traditionelle Berliner-Innentüren
Ein Herz für historische Türen

Tischlermeister Michael Krüger hat es in der Seele weh getan, wenn wunderschöne und noch gut erhaltene Innentüren einfach entsorgt wurden. So begann seine Leidenschaft, hauptsächlich alte Innentüren nach der Demontage zu sammeln und aufzuarbeiten. Heute fertigt er  historische Türen nach alten Berliner Vorbildern selbst.

BM-Redakteur Stefan Kirchner

Über Jahre hinweg hielt die Sammelleidenschaft von Tischlermeister Michael Krüger für historische Innentüren an. Nach einiger Zeit musste Krüger feststellen, dass seine Lagerkapazitäten, die aus einem kleinen Keller bestanden, einfach nicht mehr ausreichten. Er meldete 1997 ein Gewerbe an und mietete sich in Berlin-Charlottenburg eine Werkstatt mit Lagerräumen, wo er in Spitzenzeiten bis zu 600 Türen beherbergte. Diese wurden mit viel Liebe zum Detail wieder aufgearbeitet und weiterverkauft. „Viele Kunden verlangten damals ganze Türensätze. Das heißt z. B. von einem Türmodell gleich vier oder mehr Stück, denn die Bauherren wollten nicht viele verschiedene Türarten haben. So was ließ sich sehr schwer realisieren“, erzählt Krüger. Aber dieses Kapitel ist Geschichte. Denn durch das Internet ist der Markt weggebrochen. „Dieser Markt ist nicht mehr zeitgemäß und die Einlagerung von alten Türen wirtschaftlich nicht tragbar“, so Krüger. Heute werden keine alten Türen mehr verkauft.  Nur einige alte Relikte stehen noch herum und werden auf der Homepage angeboten, mehr aber auch nicht. Das „Historische Bauelemente“ in der Firmenbezeichnung bezieht sich heute nur noch auf den Nachbau von alten Türen und Fenstern.

Nachdem viele Male in der Tischlerei eingebrochen wurde, kündigte ihm die Versicherung und er entschied sich, mit der Tischlerei nach Berlin Alt-Reinickendorf umzuziehen. Was in Charlottenburg geblieben ist, ist die Ausstellung und der Verkaufsraum. Hier wird Krüger von einem Verkäufer unterstützt. In der Werkstatt arbeiten ein Werkstattmeister, zwei Gesellen und ein Azubi.

Hohe Nachfrage nach Türen im Berliner-Stil

Die Nachfrage nach historischen, speziell nach Türen im Berliner-Stil war ungebrochen. Deshalb entschied sich der Tischlermeister, die historischen Türen nachzubauen. Heute kann Michael Krüger verschiedene Modelle im typischen Berliner-Stil anbieten, unabhängig von der gewünschten Türenanzahl. Fünf Modelle wurden entwickelt, um den Kunden verschiedenste Stilrichtungen anbieten zu können. Die Innentüren werden hauptsächlich aus märkischer Kiefer gefertigt. Diese Holzart, die größtenteils aus Brandenburg stammt, ist bekannt dafür, dass sie eine hohe Holzdichte hat, was eine besonders hohe Stabilität und Maßhaltigkeit/Formbeständigkeit mit sich bringt. Da die märkische Kiefer nur sehr langsam wächst, speichert das Holz viel ätherisches Öl und Harz und ist somit sehr beständig und resistent gegenüber Schädlingen. Auf Wunsch werden aber auch andere Holzarten, wie z. B. Eiche verwendet. Rund 3,5 m³ Holz werden im Monat in der kleinen Tischlerei bearbeitet. „Wir fertigen die Türen im Strangverfahren, so nenne ich das. Dieser Prozess bietet meinen Mitarbeitern Sicherheit in der Fertigung“, so Krüger. Alle Hölzer die eingesetzt werden für Friesen/Zargen, Füllungen und die Türblätter werden von Krüger noch selbst verleimt. Dadurch ist die Qualität der einzelnen Elemente sehr hoch. Auch das optische Maserungsbild der Türen durch Stürzen verleiht den Türen das gewisse Etwas. Für die Berliner-Zierprofile hat sich der Tischlermeister extra neue Fräser von Werkzeughersteller Leitz anfertigen lassen. Zudem wurde von Krüger ein eigens entwickeltes Berliner-Profil erstellt, was somit eine Einzigartigkeit auf dem Markt bedeutet. Eine Besonderheit der Zargen ist die Vollholzfeder der Zargenbekleidungen. Diese ermöglicht bei der Montage einen schnellen und sicheren Ein- und Zusammenbau der Tür. „Die Kunden wollen heute zwar eine Tür nach historischem Vorbild, aber mit der Technik von heute haben“ erklärt Krüger. An den Türen werden hauptsächlich Simonswerk-Rollenbänder eingesetzt. Auch bei den Drückergarnituren wird der Stil der Tür wieder aufgegriffen. Für die Türen werden zahlreiche reproduzierte Drückergarnituren angeboten. Um dem Baustil gerecht zu werden und die Wirtschaftlichkeit dabei nicht aus den Augen zu verlieren, hat der Tischlermeister auch einen eigenen Türgriff im klassischen Berliner-Stil entworfen, der eine kostengünstige Alternative zu anderen hochpreisigen Drückergarnituren bietet.

Typische kleine Tischlereigeschäfte

Aber nicht nur Zimmertüren sondern auch Wohnungsabschlusstüren in RC2-Ausführung und Haustüren verlassen die Werkstatt. Momentan ist Krüger dabei, sich in die Errichter-Liste einschreiben zu lassen – den Errichterschein hat er schon dafür. Nachgebaute historische Zimmertüren im Berliner Stil ist für Krüger aber eigentlich nur ein Zusatzgeschäft. Im Monat werden ca. 15 bis 20 von diesen hochwertigen Innentüren gefertigt. Auch Kastenfenster werden z. B. nachgebaut oder auch Möbel aus Spanplatte werden hergestellt. Aber auch historische Schränke kommen schon mal in die geschickten Hände, die dringend instand gesetzt werden müssen. Hauptsächlich werden klassische Tischlerarbeiten durchgeführt.
„Hier mal ein Fenster wieder schließbar machen, diverse Möbel bauen und Reparaturen aller Art“, erläutert Krüger. Die meisten Kunden kommen aus dem Privatbereich. Diese wollen die Bausünden der 70er-/80er-Jahre wieder rückgängig machen. Früher hat Krüger sogar neue und alte Holzdielen für den Boden angeboten, aber dieses Geschäft hat er aus wirtschaftlichen Gründen an den Nagel gehängt.

Von der Handskizze bis zur CAD-Zeichnung

Für die Planung und Konstruktion setzt Krüger auf CAD-Programme. „Aber wenn es mal schnell gehen muss, kommen auch die Filzer für eine Handskizze zum Einsatz, um den Kunden eine erste visuelle Vorstellung zu präsentieren“, so der Tischlermeister. Michael Krüger war auch 2017 bei der BM-Akademie – der Werkstatt-Workshop für Bessermacher – in Hannover dabei. Hier konnte er einige Impulse direkt in seine täglichen Prozesse einbauen, wie z. B. das Google-Tool „Drive“. Somit sind immer alle Daten für jeden Mitarbeiter sowohl in der Werkstatt wie im Verkaufsraum greifbar. Jeder kann was hinzufügen, es ensteht weniger Papiermüll und die Prozesse sind einfach synchronisiert. Weitere Ideen zum verbesserten Arbeitsablauf stecken noch in seinem Hinterkopf, werden aber demnächst angegangen.

Krüger Historische Bauelemente

14057 Berlin

www.historische-bauelemente.de

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