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Ein Raum für alle

Die Fachschule für Holztechnik in Stuttgart etabliert eine neue Projektart
Ein Raum für alle

Sich treffen, plaudern, am PC arbeiten: Das wollten die Schüler der Fachschule für Holztechnik Stuttgart in ihrer unterrichtsfreien Zeit. Und das können sie nun in dem vor kurzem eingeweihten Multifunktionsraum. Der Raum wurde im Rahmen von Technikerprojekten gestaltet und ausge- stattet und beherbergt zusätzlich eine für die Schüler zugängliche Materialsammlung.

Als Projektarbeiten an der Fachschule für Holztechnik Stuttgart wurden bisher Einzelobjekte und Möbel geplant und gefertigt. Vor zwei Jahren entwickelte sich eine neue Art von Projektthema: die Gestaltung und der Ausbau eines Raumes an der Fachschule.

Das Thema war aus der folgenden Situation heraus entstanden:
  • 1. Für die Arbeit der Schüler außerhalb des Unterrichts waren PC-Arbeitsplätze erforderlich.
  • 2. Es sollte eine für die Schüler zugängliche Materialsammlung eingerichtet werden.
  • 3. Die Fachschüler wünschten sich einen Kommunikationsbereich für unterrichtsfreie Zeiten.
Aus diesen Erfordernissen und Wünschen entwickelte sich die Idee, ein ehemaliges Klassenzimmer, das als Abstellraum genutzt wurde, zu einem Multifunktionsraum umzugestalten. Dazu wurden folgerichtig drei Funktionsbereiche definiert: der „EDV-Bereich“, der Bereich „Materialsammlung“ und der „Kommunikationsbereich“. Der Kunde, in diesem Fall repräsentiert durch das betreuende Lehrerteam, formulierte seine Anforderungen in einem Pflichtenheft. Dass der Weg bis zum realisierten Projekt nicht ganz einfach ist, sollte sich allerdings bald herausstellen.
Erste Ideen sammelten die Schüler während eines „Entwurfstages“. Dabei wurden die Techniker des ersten Semesters, die das Projekt später realisieren sollten, von den Gestaltern des dritten Semesters unterstützt. Es entstanden nützliche Detaillösungen, für die Entwicklung eines Gesamtkonzeptes war allerdings die Zeit zu knapp. Der Entwurfstag offenbarte die Komplexität des Themas und warf zahlreiche Fragen auf.
Bei den bisherigen Projekten mit Einzelobjekten war die Planungsarbeit in den Fachunterricht integriert und erstreckte sich über mehrere Wochen. Dieses Vorgehen schien für das aktuelle Projekt uneffektiv zu sein, die Schüler hätten sich jede Woche immer wieder neu einarbeiten müssen. Es wurde deshalb eine „Planungswoche“ eingerichtet, in der kein regulärer Unterricht stattfand. Die Schüler setzten sich in Dreier- oder Vierer-Teams intensiv mit jeweils einem Funktionsteilbereich auseinander.
Es zeigte sich jedoch, dass weder die Planung noch die Fertigung des kompletten Innenausbaues innerhalb jeweils einer Woche mit der gesamten Klasse durchführbar ist. Das Projekt wurde also weiter aufgeteilt und nur der Sammlungs- und EDV-Bereich von den sechs Teams weiter entwickelt und konstruktiv ausgearbeitet. Nach zwei zusätzlichen Tagen standen schließlich Fertigungszeichnungen und Materiallisten, es konnte bestellt werden. Vier Wochen später stellten die Teams im Rahmen einer Fertigungswoche, während der wiederum kein regulärer Unterricht stattfand, die von ihnen geplanten Teilbereiche her, kontrollierten dabei stets die Qualität und montierten die Teile. Sie dokumentierten ihre Arbeit in einem Handbuch und präsentierten das Ergebnis.
Das nächste Schuljahr
Im darauf folgenden Schuljahr nahm sich die nachfolgende Klasse der noch fehlenden Teilbereiche des Raumes an. Bereichert mit den Erfahrungen aus dem ersten Bauabschnitt gaben die Fachlehrer diesmal den Entwurf des Wandbereiches mit der Kaffeeküche weitestgehend vor. Die verschiedenen Teams konnten sich auf die konstruktive Ausarbeitung ihrer Teilbereiche (Unterkonstruktion, Hängeschränke, Arbeitsplatte mit Spüle, Schrank mit Papierspender, Projektionswand mit Beamer-Rückprojektion, Theke, Sitzgelegenheiten) konzentrieren. Dennoch ergab sich auch jetzt wieder Abstimmungsbedarf: konstruktive Entscheidungen der einen Gruppe hatten Rückwirkung auf Entwurfsdetails und Konstruktionen anderer Gruppen. Auch hier profitierte das Projekt von den Erfahrungen des ersten Jahrgangs: Nun wurden Veränderungen durch ein Schülerkoordinatorenteam rasch den betroffenen Teams mitgeteilt und für alle Mitarbeiter über eine Pinnwand kommuniziert. Die betreuenden Fachlehrer konnten sich auf inhaltliche Fragen konzentrieren.
Am Ende der Planungswoche lagen die Fertigungszeichnungen und Materiallisten vor, das Material wurde bestellt. Die eingehenden Waren wurden hinsichtlich Art, Menge und Qualität kontrolliert. Für die Fertigungswoche wurden Arbeitsablaufpläne und Maschinenbelegungspläne erstellt sowie Tagesziele formuliert. Während der Fertigungswoche reflektierten die Schüler diese nach jedem Arbeitstag kritisch und passten sie für den nächsten Tag an. Montiert wurde am Ende der Woche.
Fazit
In ihrer Tätigkeit als Schreinergesellen waren die angehenden Techniker bisher meist „nur“ mit der Fertigung von Möbeln oder Innenausbauten nach Fertigungszeichnungen betraut. Durch das Projekt „Innenausbau eines Multifunktionsraumes“ sammelten sie Erfahrungen mit der Planung, der Arbeitsvorbereitung und der Durchführung eines komplexen Innenausbaues. Intensiv betreut durch die Fachlehrer erfuhren sie anhand dieses Auftrags die Wechselwirkungen zwischen Konstruktion und Gestaltung. Sie erkannten, dass „verzwickte“ Aufgaben leichter im Team gelöst werden können. Sie erfuhren, dass bei der Beteiligung verschiedener Teams und Gewerke den Absprachen viel Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Die Schüler bestätigten zur Überraschung der Lehrer, dass sie trotz der Belastung jederzeit wieder einen kompletten Innenausbau einem Projekt mit Einzelmöbeln vorziehen würden. Die gewonnenen Erfahrungen waren sehr praxisorientiert.
Das Gestaltungskonzept
Die Sammlungswand wurde in unterschiedlichen Farben angelegt. Man entschied sich für Grün als Grundfarbe der Schubkastenfronten, angereichert mit einzelnen hellgrünen Fronten. Die Fronten werden vom Lichtgrau der Kanten leicht kontrastiert. Die Korpi der Sammlungswand bestehen aus Stabplatten, mit lichtgrauem HPL belegt. Als Doppel für die ca. 90 Sammlungskisten wurden 8 mm dicke HPL-Vollkernplatten gewählt und mit grünem HPL belegt. Die Griffe der Schubkästen ergeben sich durch das Schrägstellen der Vorderstücke. Auf sichtbare Beschläge wurde verzichtet.
Vom Sammlungsbereich wird der EDV-Bereich durch das Schwarz der Flächen klar abgegrenzt. Die Farbe wirkt zeitlos, edel und passt hervorragend zum Grau der EDV-Geräte. Die Kanten aus geräucherter Eiche passen zum einen farblich gut zum schwarzen Linoleum, zum anderen bringen sie die Holzkomponente und damit „Wärme“ in den Raum und trotzen zudem den entstehenden Belastungen.
Für den sperrigen Plotter und die beiden Transportwägen entstand ein frei beweglicher größerer Kubus. Dieser kann auch zum Ablegen von Zeichnungen genutzt werden. Für die Flächen der PC-Arbeitsplätze und der Plotterinsel wurde aus haptischen Gründen Linoleum gewählt.
Die Küchenzeile sollte sich einerseits als Funktionsbereich abheben, andererseits durften aber nicht zu viele Farben mitwirken, der Raum sollte farblich harmonisch bleiben. Die Lösung bestand darin, den Küchenbereich nur mit dem Wandspiegel in Weinrot hervorzuheben. Die Unterschränke, die aufgehängt wurden, um den geräumigen Raumeindruck zu erhalten, und die Arbeitsfläche wurden – genauso wie die Theke – in Lichtgrau ausgeführt. (Martin Gierl) ■
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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