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Eine bunte Truppe

Raumstrategen, Visual Merchandiser und Tischler in einem Unternehmen vereint 
Eine bunte Truppe

Was vor 22 Jahren als 2-Mann-Betrieb mit kleiner Werkstatt, jeder Menge Handmaschinen und einem bunten Kundenkreis auf dem Hamburger Kiez begann, gilt heute als erfolgreiches und vielseitiges Unternehmen mit ungewöhnlichem Konzept. Die beiden Geschäftsführer von Haus F sind Lars Altrock, Tischler, und Matthias Kirchhoff, Kunstschmied.

Jaqueline Koch

Auf offen und transparent gestalteten 1200 m2 finden Tischler, Innenarchitekten, Produkt- & Kommunikationsdesigner, Raumstrategen, Visual Merchandiser und die beiden Geschäftsführer Platz zum kreativen Arbeiten. Entwerfen, Tüfteln, Renderings gestalten, Angebote erstellen und Montagen weltweit organisieren – nur ein kleiner Teil der täglichen To-Dos im Haus F. Lars Altrock, Tischler, und Matthias Kirchhoff, Kunstschmied, kennen sich seit ihrer Jugendzeit. Nach Ausbildung und Studium in verschiedenen Städten und Ländern haben sich ihre Wege wieder gekreuzt und kurze Zeit später war Haus F geboren. Begonnen hat alles im Hamburger Stadtteil St. Pauli.

St. Pauli im Blut 

In dem kleinen Betrieb in St. Pauli stand zunächst Ausbau von Gastromomie und Diskotheken im Fokus – mit Skizzen in AutoCAD, Entwürfen auf Servietten und der Fertigung mit Handmaschinen in einer kleinen Halle. „Nach jedem Job, den wir gemacht haben, wurde das Geld in neue Maschinen investiert. Für uns selbst blieb da am Anfang nicht viel, aber Stück für Stück konnten wir uns so eine ganz ansehnliche Produktion aufbauen. Die ersten drei Mitarbeiter kamen bald dazu.

Im Laufe der Zeit übernahm das Team die kreativen Leistungen selbst. Möbel wurden geplant, Designs entwickelt, die Werbewirkung bedacht. Nach und nach kamen Experten für Schaufenster und Raumgestaltung, Merchandising und Grafik mit ins Team. Heute arbeiten acht solcher Spezialisten im Büro.

Mitarbeiter mit kreativem Potential

In der 1000 m2 großen Werkstatt direkt darunter fertigen vierzehn Mitarbeiter die Möbel. Auch hier finden sich für eine Tischlerwerkstatt viele ungewöhnliche Lebensläufe: Heizungsbauer und Polizist, Bildhauer und Auszubildende zum Visual Merchandiser arbeiten mit Tischlern, Altgesellen und Tischlermeistern Hand in Hand. „Weil wir viele Autodidakten in unserem Team haben, spielen Zeugnisse für uns keine Rolle. Wer sich in einem bezahlten Praktikum gut anstellt und ins Team passt, hat den Job. Denn nur etwa 50 % unserer Arbeit umfasst das typische Tischlerhandwerk. Der Rest erfordert viel „Querdenken“ und Wissen über elektronische Bauteile, die Besonderheiten im Kulissen- und Schaufensterbau, das Tüfteln an Dummies und alles, was man nicht an einem Plan ablesen kann“, erklärt Matthias Kirchhoff. 

Zum Ausbildungsangebot im Haus F zählt auch das Visual Merchandising. Diese Mischung aus Schauwerbegestalter, Messebauer, Kaufmann und Handwerker spiegelt die Philosophie, die hinter Haus F steht, wohl am besten wider. „Unsere Auszubildenden sind top qualifiziert, denn ein Schaufenster ohne Tischlerkenntnisse individuell zu gestalten, ist schwierig. Deshalb machen alle unsere Auszubildenden nach dem ersten Lehrjahr die Maschinenscheine in der Werkstatt, sie müssen alles in der Werkstatt machen, was unsere Gesellen auch machen“, sagt Altrock. 

Ein ausgewählter Kreis freier Mitarbeiter ergänzt das Team. Spezialisten für Elektrotechnik, Licht und Programmierungen arbeiten ebenso für Haus F wie Siebdrucker und Grafiker.

Prototypen und Einzelstücke im Fokus

Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Industriekunden dazu. Die kreativen Designleistungen sprachen sich herum und die Mundpropaganda tat ihr Übriges. „Wenn du jemand brauchst, der nicht nur kreativ ist, sondern auch produzieren kann, dann geh zu Haus F“, so heißt es. 

„Was uns am meisten Spaß macht: selbst zu entwerfen, zu tüfteln und zu entwickeln. Gleichzeitig haben wir einen hohen Anspruch in der Ausführung“, bestätigt Altrock. Die Marke, die man vertritt, und die Handwerksphilosophie muss im Haus F im Einklang sein.

Die vielen Prototypen, Displays oder Ladenbaueinzelstücke verlangen auch in der Angebotserstellung oft neue Wege. Natürlich nutzt das Team durchaus digitale Unterstützung – Kalkulationen werden aber auch oft „händisch“ erstellt. Denn: „Die meisten Projekte sind so individuell, dass sie nicht nach einer Vorlage kalkulierbar sind“, erklärt Altrock.

Experimentierfreude gefragt

Im Haus F ist alles offen, alles miteinander vernetzt. Die Mitarbeiter aus Büro und Werkstatt treffen sich mittags an einem Tisch. Auszubildende, Innenarchitekten, Tischler, immer im Austausch, alle dicht beieinander. „Bei vielen Projekten ist es wichtig, dass der Designer, der das Projekt betreut, immer eng dabei ist, jeden Schritt begleitet, auch in der Werkstatt, denn Papier ist geduldig. Man kann alles raussuchen, Material Moods machen, aber in der Werkstatt ist ein Plan oft eben nicht mehr als ein Plan, vor allem in unserer Kundenwelt“, so Lars Altrock. 

Um möglichst flexibel und effizient arbeiten zu können, wurde vor Kurzem eine neue 5-Achs-CNC gekauft, eine Centateq P-110 von Homag. „Vor allem im Prototypen-Bau müssen wir viel interpolierend arbeiten, dreidimensional fräsen und ausloten, herausfinden, was mit welchem Material möglich ist“, erklärt Altrock. „Unser Tischlermeister, der für die CNC verantwortlich ist, schläft fast auf ihr und hat praktisch eine Standleitung zu Homag. Wir haben inzwischen wohl faktisch alle Fräser, die einsetzbar sind, und versuchen die Maschine in allen Bereichen auszureizen.“ Haus F experimentiert viel mit Modellbauschaum, dafür sind akribische Programmierungen und spezielle Fräsergeometrien Pflicht. Bei soviel Formenfreiheit will das Team auch die Vakuumpresse nicht missen.

Auch bei der Montage ist größtmögliche Flexibilität gefragt. „Oft habe ich das Gefühl, die Jungs nehmen auf Montagen die halbe Werkstatt mit, aber meistens behalten sie recht. Wenn vor Ort eine Kante angefahren wird, etwas nachgeschnitten werden muss etc., müssen wir kein zweites Mal fahren, das Geld kommt also schnell wieder rein“, so Altrock. 

Hamburger Handschlag

Dass bei soviel Zusammenarbeit auch der Teamgeist stimmen muss, ist klar. Abgesehen von zwei HSV-Fans im Team, haben alle etwas gemeinsam, die Liebe zum FC St. Pauli. Abends beim Fußballschauen wird hinterm Büro noch gegrillt und gemeinsam das Hamburger Flair genossen. „Der Grundtenor in unserer Firma ist Respekt und ein harmonisches Miteinander, das ist Matthias und mir extrem wichtig“, bekräftigt Altrock.

Dabei ist auch Vertrauen ein grundlegendes Prinzip: „Egal, ob es um Zeit, Projektzusagen oder Geld geht: Bei uns zählt der Hamburger Handschlag noch. Früher, als wir noch viel auf dem Kiez gemacht haben, war es bei einigen Kunden normal, dass wir, wenn wir mit dem Job fertig waren, das Geld sofort auf die Hand bekamen. Unsere Kunden waren der Meinung, wenn wir unser Wort halten und gute Arbeit leisten, dann halten sie auch ihres. Mit Industriekunden ist das heute natürlich schwierig, aber bei uns in der Firma ist das immer noch normal.“

Wissen, was wichtig ist

Die Auftragslage ist mehr als gut. Kunden schätzen die Kombination von Design, Fertigung und Service. Doch trotz zunehmender Anfragen haben sich Lars Altrock und Matthias Kirchhoff gegen eine Erweiterung des Betriebs entschieden. „Haus F soll ein gut funktionierendes, familiäres Team bleiben, mit Leuten, die gerne zur Arbeit kommen und Spaß an dem haben, was wir machen.“

Haus F GmbH

22547 Hamburg

www.hausf.de


Die Autorin

Jacqueline Koch studierte Volkswirtschaftslehre und ist freie Journalistin.

www.jkcommunications.de

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