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Geometrie in Holz

Ein Besuch im Atelier des Künstlers und Bildhauers Joseph Stephan Wurmer
Geometrie in Holz

Massivholz – ein, vor allem im Schreinerhandwerk, emotional besetzter Begriff der verschiedenste Assoziationen weckt: Produkte aus einem „ehrlichen“ Werkstoff, ökologische Oberflächen und klassische Holzverbindungen. Der Bildhauer Joseph Stephan Wurmer setzt diesen Begriff in seinen Arbeiten aus Sicht des Künstlers konsequent um.

Autor: Heinz Fink
Auf dem Weg in den Hinterhof eines aufgelassenen, Mitte des 19. Jahrhunderts als Spiegelfabrik erbauten Fabrikgeländes am Rande der Fürther Altstadt, findet man sich unvermittelt in einer anderen Welt: Vorbei an Werkstätten, Kultureinrichtungen und Künstlerateliers, vorbei aber auch den Werkstoffen und Produkten derer, die hier heute leben und arbeiten. An den Bretterstapeln der zahlreich vertretenen Schreiner, den Objekten und Arbeiten verschiedener Künstler, aber auch an den Biertischgarnituren der hier beheimateten Kneipen und Kleinkunstbühnen.

Eine unauffällige Stahltüre mit quadratischer Verglasung und der schlichten Aufschrift „Joseph S. Wurmer – Bildhauer“ führt wiederum in eine völlig andere Welt. Den Holzkosmos des Nürnberger Bildhauers Joseph Stephan Wurmer.
Die Ordnung der Dinge
Scheinbar zufällig angeordnete, geometrische Objekte finden sich in der Mitte des lichten Atelierraumes: Innen ausgehöhlte und außen strukturierte Zylinder, würfelförmige, allseitig durchbrochene Körper oder eine fast 90 cm messende, ebenfalls hohle Kugel mit gewinkelten Durchstichen. Auf dem Boden stehende Großskuplturen, Kleinobjekte auf Sockeln und Stelen und reliefartige Wandplastiken. Und zwischen Haufen von feinen Spänen, umgeben von einer schier unübersehbaren Anzahl von Kunstwerken, der Künstler Joseph Stephan Wurmer: Bestückt mit einer handlichen, kleinen Kettensäge, arbeitet er gerade an einem seiner neuesten Objekte – einer weiteren Kugel aus Holz, diesmal im Durchmesser von nur 20 cm.
Holz als Werkstoff und Inspiration
Holz – massives Holz – ist das Material des 1956 in Niederbayern geborenen Künstlers Wurmer. Wohl hat er während seines Studiums an der Nürnberger Kunstakademie auch in Stahl und Stein gearbeitet, aber seit vielen Jahren ist Holz sein Material: Pappel, Weide oder Linde, aber auch Birke, Lärche oder Mooreiche gehören zu seinen bevorzugten Werkstoffen. Dabei ist der Begriff „Massivholzverarbeitung“ bei Wurmers Arbeiten wörtlich zu nehmen: Seine Arbeiten haben ihren Ursprung im fällfrischen Baumstamm. Diese findet er in den elterlichen Wäldern in Niederbayern oder bekommt sie von Waldbauern, Förstern oder Landschaftsgärtnern. Dabei werden die Stämme nicht, wie für den Schreiner üblich, im Sägewerk zu Schnittholz verarbeitet und anschließend kontrolliert getrocknet, sondern in ihrer Ursprungsform weiterverarbeitet.
Dies bedarf eines fundierten Wissens um das Schwundverhalten und die verschiedenen Bearbeitungsformen des Holzes. Sich dieser Tücken des Werkstoffs Holz bewusst, arbeitet Wurmer seine Rohlinge in langangelegten Arbeitsprozessen aus, um ein Reißen und eine Zerstörung seiner, aus dem „Massiven“ gearbeiteten Skulpturen zu vermeiden.
Raumbildung
Viele Arbeiten Wurmers lesen sich als architektonische Kleinplastiken und basieren auf geometrischen Grundformen wie Quader, Würfel oder Kugel. Geometrie in Holz heißt bei Wurmer aber nicht, exakt auf Präzisionsmaschinen im Winkel gehobelte und gesägte Einzelteile zum Ganzen zusammenzufügen, noch mittels aufwendigen Maschineneinsatzes perfekt finierte und geglättete Oberflächen herzustellen. Wenngleich viele seiner Objekte weder die Genauigkeit noch die Oberflächenqualität vermissen lassen, so sind ihr handwerklicher Entstehungsweg und die zugrundeliegenden gestalterischen Gedanken grundsätzlich verschieden.
Was nicht heißt, dass Wurmer aus Prinzip keine Maschinen benutzen würde. Zu seinem Inventar gehört neben Kleinmaschinen eine wuchtige Bandsäge mit fast 90 cm Rollendurchmesser, Bohr- und Schleifmaschinen, aber auch dem Schreiner vertraute Handwerkzeuge, wie Stemmeisen und verschiedene japanische Sägen in den unterschiedlichsten Größen und Formen. Dass er weiß, diese für genaueste Arbeiten zu nutzen, zeigen seine fein gearbeiteten Kleinplastiken mit zahlreichen Einschnitten, Ausschnitten und Durchbrüchen, die bis in die kleinsten Ecken präzise ausgearbeitet sind.
Wohlüberlegte Arbeitsstrategie
Sein wichtigstes Werkzeug aber ist die Kettensäge: Ein Arsenal an verschieden großen, mit kurzen Schwertern um die 30 cm und wahre „Monster“ mit Schwertlängen von bis zu 120 cm Länge bilden sein Repertoire. Zu Beginn einer Arbeit setzt er damit bewusst Schnitte in den Rohling, nimmt Material aus dem Inneren, um das tangentiale Schwinden der Jahresringe zu ermöglichen – immer bedacht, genügend Volumen für die nächsten Bearbeitungsstufen stehen zu lassen. In diesem, je nach Größe der Arbeit oft Wochen oder gar Monate dauernden Prozess lässt er dem Holz die nötige Zeit zum Schwinden und zur Verformung – ohne bedeutende Risse und Schäden. I
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